zum Hauptinhalt

Kultur: Zwei Blicke ins Land

Die Maler Otto Altenkirch und Günter Dietz in einer gemeinsamen Ausstellung in der Burg Ziesar

Stand:

Es ist eine kleine, fast schon minimalistische Ausstellung, die derzeit „Doppelte Blicke“ in der Burg von Ziesar verspricht. In gerade einmal vier kleinen Räumen werden Bilder zweier in Ziesar geborener Maler gezeigt. Auf der einen Seite der bekannte Impressionist Otto Altenkirch, auf der anderen Günter Dietz, dessen künstlerische Arbeit bis zu dieser Ausstellung nur seiner Familie, Freunden und einigen Einwohnern von Ziesar bekannt gewesen sein wird. Beide haben sie die Landschaft um ihren Heimatort oft als Motiv gewählt.

Zwei Maler aus einem Ort, die Landschaftsbilder malen – klingt nicht gerade nach der Konstellation, die eine interessante Ausstellung verspricht. Doch was „Doppelte Blicke“, die noch bis zum 30. Oktober, jeweils dienstags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist, auszeichnet, ist der gemeinsame und dadurch unterschiedliche Blick auf identische Motive.

Nach 1926 hatte der damals 51-jährige und in Dresden längst renommierte Otto Altenkirch die Region um seine Geburtsstadt Ziesar für sich entdeckt. Fast zehn Jahre lang war er nun regelmäßig mit seiner Staffelei unterwegs, um seine Bilder von der Landschaft zu malen. Altenkirch schätzte dabei die Distanz, wenn er die Häuser um Ziesar malte. Viel Raum lässt er dem Himmel, oft eine angegraute, durchwirbelte Masse, die sich gnadenlos auf das legt, was auf dem Boden ist. Dieser Boden bei Altenkirch aber hat es in sich. Dunkel, schmutzig und schwer wie feuchter Lehm scheint er sich gegen die Dominanz des Himmels aufzubäumen.

Daneben die Bilder von Günter Dietz, der noch nicht einmal 20 Jahre alt war als er begann, Altenkirch auf seinen malerischen Streifzügen zu begleiten. In seinen Bildern zeigt sich ein Suchender mit großem Talent. Auch auf seinen, immer kleinformatigen Bildern, dominiert der Himmel, ist das Jahreszeitliche der Landschaften wie bei Altenkirch wie in die Farben gemengt. Je länger man vor diesen Bildern steht, umso stärker wird das Gefühl, dass das frühlingshaft Leichte oder herbstlich Schwere dieser Landschaften einen an zu wehen scheint. Es sind nur eine Handvoll Bilder, die diese identischen Motive mit den unterschiedlichen Blicken der beiden Maler zeigen. Doch gerade in dieser Reduktion liegt der Reiz dieser Ausstellung. So hat der Betrachter genug Zeit, die wenigen Bilder mehrmals zu betrachten und so die vielen Details zu entdecken.

Neben den „Doppelten Blicken“ zeigt die Ausstellung auch Bilder, die nicht bei den gemeinsamen Spaziergängen entstanden sind. Neben den bekannten Motiven vom Meister Altenkirch sind die von Dietz interessant, die nach 1945 entstanden sind. Die Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg scheint dazu geführt zu haben, dass Dietz“ Malerei etwas verloren gegangen sei. Das Reizvolle seiner Bilder, die zwischen 1925 und 1935 entstanden, ist hier verschwunden. Sie wirken oft, als habe die Erfahrung des Krieges in Dietz eine nicht zu überwindende Barriere geschaffen. Dirk Becker

Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals findet am morgigen Sonntag, um 16 Uhr, ein Kammerkonzert in Burgkapelle Ziesar statt. Juliane Laake und Sabine Erdmann spielen Sonaten für Viola da gamba und Cembalo von Johann Sebastian Bach. Der Eintritt kostet 10 Euro, erm. 8 Euro.

Dirk Becker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })