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Kultur: Zwischen intensiv und intim Die Sommerkonzerte

im Schlosstheater

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Auf gewisse Rituale können und wollen die Brandenburgischen Sommerkonzerte nicht verzichten. Beispielsweise die Kaffeetafel, meistens in unmittelbarer Nähe des Spielortes wie Kirche oder Kloster angerichtet. Beim sonntäglichen Gastspiel der Klassiker auf Landpartie im Schlosstheater ist sie im Traillagen-Salon, einem vom Neuen Palais etwas abseits gelegenen, von Hecken und Gittern eingefassten Freiluftort, gedeckt. Was sonst den Besuchern der Sommerkonzerte vorbehalten ist, nahmen Touristen aus aller Herren Länder ungefragt in Anspruch. Sicherlich in gutem Glauben, die Schlösserstiftung hätte ihr Herz für eine ortstypische gastronomische Exquisitbetreuung entdeckt.

Für das Ungemach der eigentlichen Adressaten entschuldigte sich der Veranstalter umgehend. Er versprach den Vorweisern des Billetts für das Konzert mit dem Ensemble Musica Alta Ripa für eines der nächsten Brandenburgischen Sommerkonzerte ein kostenloses Kaffeegedeck. Zweifellos eine nette Geste und effektvolle PR-Maßnahme für das privat finanzierte Musikunternehmen.

Das von Ulrich Amling („Tagesspiegel“) moderierte Programm hielt „Musik am preußischen Hof“ bereit, gespielt auf historischen Instrumenten. Es beschränkte sich weitgehend auf Tonsetzer der friderizianischen Epoche. Spätere Zeitalter blieben, wie oft bei solchen Vorhaben, unberücksichtigt. Und auch die zweite Folge preußischer Hofmusik, vorgestellt auf modernen Instrumenten (2. September, Schinkelkirche in Neuhardenberg), bleibt dem Alten Fritz und seinem kompositorischen Umfeld vorbehalten. Obwohl Agostino Steffani (1654-1728) Hofkapellmeister in Hannover war, blieb er stets in engem Kontakt zu Friedrichs II. Mutter, Kurfürstin Sophie Charlotte. Seine Werke dürften daher auch in Potsdam und Berlin aufgeführt worden sein. Mit der Ouvertüre und Suite aus der Oper „La Lotta d“Hercole“ (Der Kampf des Herkules) begann der musikalische Hofaufenthalt.

Sehr angenehm der warm getönte und weich artikulierte Klang der Violinen (Susanne Busch, Anne Röhrig), den auch die anderen Saitenspieler (Volker Hagedorn/Viola, Albert Brüggen/Violoncello) mit Eifer zu erzeugen wussten, indem sie ihre Instrumente tiefer als gewöhnlich stimmten. Dezent kolorierte Danya Segal auf verschiedenen Blockflöten das wohlklingende Geschehen. In Georg Philipp Telemanns gefälligem C-Dur-Concerto wechselte sie die Stimmungen zwischen tänzerischer Beschwingtheit und Andante-Lethargie.

Ensemblegeist zeichnete auch die galante, von einem Hauch Zärtlichkeit umgebene Wiedergabe der Sonata da camera B-Dur für Blockflöte, zwei Violinen und Basso continuo von Johann Gottlieb Janitsch (1708-1763) aus, der als Kontraviolinist der königlich-preußischen Hofkapelle lebenslang in Friedrichs Diensten blieb. Für den Solopart hält das h-Moll-Konzert für Cembalo und Streicher von Georg Anton Benda (1722-1795) reich ausgeziertes Laufwerk bereit. Bernward Lohr tastatiert es voller Intensität und Intimität. Wenig später ist er dem Cellisten in Telemanns D-Dur-Sonate ein mitgestaltender Partner, der die abrupten Lagenwechsel ins rechte (Klang-)Licht zu rücken versteht. Der seufzerreichen, beseelten, von kühnen Harmonien erfüllten d-Moll-Sonate für Violine und obligatem Cembalo verhilft er zu ausdrucksvoller Wirkung.

Übrigens sind die Klassiker auf Landpartie am 22. Juli erneut in Potsdam zu Gast, präsentieren in St. Peter und Paul den Windsbacher Knabenchor.

Peter Buske

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