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Kultur: Zwischen Papst und Bibel

„arche“-Vortrag über Johannes Paul II. und die Würde der Frau

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„arche“-Vortrag über Johannes Paul II. und die Würde der Frau Johannes Paul II. gilt als konservativ, aber dynamisch. Nach außen dürfte er als „Missions-Papst" in die Geschichte eingehen, doch selbst innerhalb seines Pontifikats halten ihn viele für einen erklärten Reform-Gegner, besonders dem weiblichen Geschlecht gegenüber: strikte Ablehnung der Priesterweihe von Frauen, Verbot künstlicher Methoden zur Empfängnisverhütung, sogar aller Konfliktberatung bei Schwangeren – dieses Verdikt blieb in Deutschland nicht unwidersprochen. Und nun kam mit Simone Twents eine junge Theologin des Erzbistums Fulda daher, um beim Vortrag in der „arche“ zu behaupten, die „Würde der Frau“ sei von keinem Papst je so geachtet worden wie von dem heute 83-jährigen Polen. Jenseits von Sozialkunde-Lehren und gesellschaftlichem Pragmatismus, wollte sie das mit Argumenten und Zitaten des gelernten Moraltheologen auch beweisen – und geriet ob ihrer etwas sonderbaren Auslegungen und Prämissen prompt zwischen Bibel und Papst: Als ob sich in der heiligen Schrift nicht genügend Belege fänden, wo Gott auch als eifernde, drohende und strafende Macht gezeigt wird, ist er für die junge Amtspädagogin allein Liebe und überströmende Barmherzigkeit. Auch hält sie es für ausgeschlossen, dass Er den Menschen zu seinen Zwecken „benutzt“, Moses und Jonas wussten das besser. Die Seele ist das Göttliche Drittens glaubt sie, in der Korrespondenz zwischen Körper und Seele einen Beweis für die Ebenbildlichkeit des Menschen in Gott gefunden zu haben. Auch das stimmt nicht, denn der Körper des Erdlings, jeder Mediziner weiß das, ist nur ein Tier, die Seele in ihm ist das Göttliche. Viertens weist sie die „Fähigkeit zu lieben“ allein dem Sapiens zu, obwohl der Kreator, noch vor der Erschaffung Adams, alle seine Geschöpfe anwies, sich zu lieben und zu vermehren. Liebe und die Freiheit von aller „Verzweckbarkeit" bestimmten nun das Sein von Mann und Frau als göttliche Gabe, seit dem Paradies, denn Gott habe das Weib zwar als Gehilfin des Mannes geschaffen, nicht aber als dessen „Putzhilfe“. Nur gemeinsam könnten sie die „Selbstverwirklichung des Menschen“ auch schaffen. Den Kern, Evas Verführbarkeit durch die alte Schlange, sparte ihr Vortrag schlichtweg aus. Dafür ließ sie Eva angesichts des Adam ausrufen: Ey, endlich der, den ich so lange gesucht habe! Johannes Paul II. betont nun zweierlei, die Gleich-Wertigkeit der Geschlechter und ihren natürlichen Unterschied, bei „gemeinsamer Personenwürde". Gott habe der Frau zur Mehrung der Gattung nicht nur „den Menschen anvertraut“, sondern ihr auch einen besonderen „Genius“ geschenkt, eine besondere Sensibilität, als Fähigkeit, die Person vor die Dinge zu stellen, um des Liebens willen zu lieben, barmherzig und „mütterlich“ zu sein. Solche Gabe sei zwar da, sie müsse allerdings geweckt und „entfacht“ werden. Twents rief die Ihrigen auf, das „Frau-Sein“ mit Freude zu entdecken. Auch der Papst, welcher sich wie kein anderer vor ihm mit diesem Thema beschäftigt habe, zähle bei der „Wandlung und Humanisierung der Welt“ darauf. Selbst ein „einzigartiger Wert“, trage die Frau den Wert des Lebens, mithin die „Fähigkeit zur Liebe“. Deren Gegenteil sei nicht Hass, sondern das „Gebrauchen“ des anderen Menschen, seine Vereinnahmung als Besitz. Gott wolle, dass die Geschlechter einander lieben und sich ergänzten, ohne Konkurrent zu sein. So sagt es der Papst auch. „Sex“ übrigens halte er, freilich in geordneten Beziehungen, für die „Hochform des Existentiellen“. Sprachlich unkorrekt Die Referentin jedenfalls war von ihrer eigenen Identität derart begeistert, dass sie, sprachlich höchst unkorrekt, Genius mit genial verwechselte, was nun bei allem Verständnis etwas übertrieben sein dürfte. Praktisch sieht es allerdings etwas anders aus: Ihre eigene Emanzipation habe bereits die Generation ihrer Eltern „erledigt", doch auf die Frauenquote in katholischen Ämtern angesprochen, gab sie erheblichen Nachholbedarf zu. Der Zölibat bleibe allerdings den Männern vorbehalten, weil ein Priester in Stellvertretung Christi als „Bräutigam" handele, für Frauen gäbe „Maria unter dem Kreuz" das Vorbild. Und Barmherzigkeit, etwa von Angela Merkel an Hohmann? Die könne das Zurechtweisen nicht ersetzen. Na bitte, irgendwo zwischen Papst und Bibel hört die Liebe dann auf. Die Referentin lieferte ihr Bild nach dem Bilde des Papstes, eines philosophisch geschulten Moraltheologen, dessen Blick auf die Frau tatsächlich nützlicher ist als aller Feminismus zusammen. Doch was weiß schon der Mensch von sich selbst, wenn er den Sturz in die Freiheit für ein so hohes Gut hält? Mutter Theresa hat es am schönsten gesagt: Ich bin, was ich in den Augen Gottes bin.Gerold Paul

Gerold Paul

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