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RocknRoll heißt Hau drauf. Oskar Ossi Bonde am Arbeitsplatz.

©  Clara Koschies

Kultur: Zwischen Rock und Pose Johnossi begeisterten

im Lindenpark

Stand:

„Das ist ja spannender als bei Star Wars“. Der junge Mann, offenbar Science Fiction-Fan, starrt gebannt auf die Bühne. Seinen Arm hat er lässig auf der Schulter seines Kumpels abgelegt. Weiße Lichtkegel leisten bereits leise anklingenden Johnossi-Melodien Gesellschaft. Die explosive Spannung ist nach einer halben Stunde Wartezeit kaum noch auszuhalten. Dann endlich nimmt Oskar „Ossi“ Bonde seinen unbestrittenen Platz am Schlagzeug ein und John Engelbert betritt, seine Akustikgitarre spielend, die Bühne des Potsdamer Lindenparks.

Theatralischer Rock’n’ Roll, das ist es was das junge Publikum der Stockholmer Alternative-Rockband Johnossi an diesem Abend erwartet. Die klare, fast weinerliche Stimme von John setzt einen Kontrast zu dem rauen mit spielerischer Genauigkeit erklingenden Sound der Gitarre und dem knallenden Beat der Drums, welcher die Menge vehement zum Hüpfen, Schwitzen und Ausrasten bringt. Ein Kontrast, der schöner nicht sein könnte. Vor der Bühne hat sich ein rotierender Haufen Pogofreudiger gefunden, die am nächsten Morgen wohl keine Zweifel an der Herkunft ihrer blauen Flecken haben dürften. Andere begnügen sich damit, das Spektakel zu beobachten und kopfwippend die Texte mitzugrölen. „What’s the point of doing anything?“

Obwohl John mit seinem schwarzen, zugeknöpften Hemd und seinem blonden Haar an den Bilderbuchschwiegersohn Matthias Schweighöfer erinnert, gibt er sich alle Mühe Rockstarposen hinzulegen. Er schüttelt sein Haar, springt von Treppenstufen, um dann möglichst hart und schwungvoll aufzukommen. Aber so recht will man ihm das Badboy-Image nicht abnehmen. Wuchtige, rockige Klänge, Bands wie den Arctic Monkeys alle Ehre machend, finden sich auf dem neuen Album „Marvicks“ in den Ohrwürmern „What’s the Point“ oder „Roscoe“ ebenso wie melodiöse und melancholische Songs. Einer davon ist „18 Karat Gold“, der die Geschichte einer einsamen, schlaflosen Frau erzählt. Zur Freude vor allem aller weiblichen Fans kamen die gefühlvollen Lieder an diesem Abend auch nicht zu kurz. Sie zeigten auch sofort Wirkung: Küsse, Umarmungen, Nackenkraulen. Auch die Single „Man must Dance“ blieb nicht ungespielt und zeichnete sich, wie auch der Rest des Konzerts, durch einen perfektionierten, souveränen Klang aus.

Belohnt wurde die schwedische Band neben tobenden Beifall und stürmischen Pfiffen mit einem Geburtstagslied für “Ossi“, der auf diesem ersten Konzert ihrer gerade beginnenden Deutschlandtour seinen 32. Geburtstag feierte. Am Ende dieses Abends ist sich der Science Fiction-Fan bestimmt sicher, dass Konzerte dieser Größe eine attraktive Bereicherung seiner häuslichen DVD-Sammlung wären. Friederike Haiser

Friederike Haiser

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