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Kultur: „Zwischenspiel“ in Potsdam

Die Berliner Autorin Monika Maron stellt ihren neuen Roman in der Villa Quandt vor

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Wie wird man zu dem Menschen, der man ist? Und was hat dieser Mensch mit dem zu tun, der man früher war? Es gibt Tage im Leben, da blickt man zurück, lässt die eigene Vergangenheit an sich vorüberziehen wie eine Parade. Ein solcher Tag ist das, den Monika Maron in ihrem jüngsten Roman „Zwischenspiel“ beschreibt: ein Tag in Berlin, ein Tag im Leben der Ich-Erzählerin Ruth, der Tag, an dem Ruths Freundin Olga beerdigt wird. Nach und nach taucht dann eine ganze Reihe weiterer Tote auf, Geister aus der eigenen Vergangenheit und damit auch die Frage nach der eigenen Schuld. Realität und Traum beginnen zu verschwimmen. Trotz des Drifts ins Surreale geht es um ganz existenzielle Fragen, wenn Monika Maron am heutigen Dienstag in der Villa Quandt aus „Zwischenspiel“ liest.

„Die Sache mit der Schuld“, erkennt die Ich-Erzählerin etwa, „ist wie ein Hütchenspiel. Es gewinnt immer, der sie verteilt.“ Da war in Ruths Leben etwa die Sache mit Bernhard, dem Vater ihrer Tochter. Geheiratet hat Ruth ihn nicht, weil sie Angst hatte vor der Verantwortung: Bernard hatte einen schwerkranken Sohn aus einer früheren Beziehung. So haben die beiden sich irgendwann verloren, der Kontakt zu Bernhards Mutter aber blieb: Das ist Olga, Ruths Freundin, die nun beerdigt wird.

An der Frage nach der Schuld arbeitet sich aber nicht nur die Ich-Erzählerin ab, sondern auch die Autorin selbst: Ganz kurz arbeitete sie Mitte der 1970er-Jahre mit der Stasi zusammen, schrieb zwei Berichte, weigerte sich aber, Namen Dritter zu nennen. Nach einem halben Jahr beendete sie die Mitarbeit wieder – anders als der fiktive Bernhard, der im Roman sogar seine eigene, neunjährige Tochter als Quelle missbrauchte. Damit gelingt Maron natürlich etwas Großes: Die eigenen kleinen und mittleren Problemen des eigenen Daseins mit den philosophischen Fragen des Lebens zu verknüpfen. Monika Maron selbst, 1941 in Berlin geboren, eckte mit ihren Texten immer wieder an: Ihr Debütroman „Flugasche“ wurde in der DDR nicht gedruckt – er war die erste literarische Auseinandersetzung mit der Umweltverschmutzung im SED-Staat. Zuletzt gab es Zoff um einen ihrer Texte, der im „Spiegel“ erscheinen sollte, und in dem sie ziemlich harsch mit der muslimischen Minderheit in Deutschland ins Gericht geht. alm

Monika Maron liest am heutigen Dienstag um 20 Uhr in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47. Der Eintritt kostet 8, ermäßigt 6 Euro.

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