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Am Wendepunkt: Pfarrer Thomas Karzek übernimmt ab 1. Oktober die St. Andreas-Gemeinde in Teltow. In den vergangenen 16 Jahren hat der 56-Jährige im Diakonissenhaus Teltow-Lehnin gearbeitet.

© Alexander Schulz

Potsdam-Mittelmark: „ Gottesdienst darf nicht zum Event verkommen“

Teltow bekommt zum 1. Oktober einen neuen Pfarrer. Ein Gespräch mit Thomas Karzek

Stand:

Welche neuen Ideen bringen Sie für die Andreas-Gemeinde mit?

Ich bin kein Mensch, der sagt hoppla, hier bin ich. Ich werde mir also in der Andreas-Gemeinde zunächst ansehen, was es zu bewahren gilt, und erst in einem zweiten Schritt schauen, wo sich neue Akzente setzen lassen.

Welche Aufgaben kommen konkret auf Sie zu, die Teltower Gemeinde ist mit 4500 Mitglieder schließlich deutlich größer als die des Diakonissenhauses, die nur 280 Mitglieder zählt.

Die nächsten Aufgaben sind die Sanierung der Friedhofkapelle und die Besetzung einer zweiten Pfarrstelle.

Die Arbeit im Pfarrsprengel Teltow wäre also für einen alleine nicht zu schaffen?

Ich ziehe hier wirklich den Hut vor meiner Vorgängerin Ute Bindemann und hoffe, dass sie auch in Zukunft an der ein oder anderen Stelle noch aushilft. Sie hat in der Gemeinde tiefe Spuren hinterlassen. Zum Glück gibt es aber jetzt schon eine Reihe von engagierten Mitarbeitern, etwa den A-Kantor Bernd Metzner oder die Jugendarbeiter. Auf die Zusammenarbeit mit ihnen freue ich mich sehr.

Was wird die größte Umstellung für Sie sein?

Vor allem werde ich nicht mehr an so vielen verschiedenen Orten tätig sein. In den vergangenen Jahren war ich zwischen Letschin nahe der polnischen Grenze und Lehnin überall dort unterwegs, wo das Diakonissenhaus Einrichtungen betreibt. In Teltow betreue ich drei Kirchen: St. Andreas, die Siedlungskirche in der Mahlower Straße und die in Ruhlsdorf, dazwischen liegen keine großen Entfernungen mehr. Es waren gute Jahre, aber ich habe jetzt wieder einmal Lust, etwas anderes zu machen.

Welches Konzept verfolgen Sie?

Ich finde es wichtig, dass der Gottesdienst im Mittelpunkt des Gemeindelebens steht. Ich bin aber schon so realistisch, zu wissen, dass alle 2 000 Gemeindeglieder weder in die Kirche passen würden, noch bereit wären jeden Sonntag zu kommen. Trotzdem will ich versuchen, alle Altersklassen anzusprechen. Gemeindearbeit ist Beziehungsarbeit, alles steht und fällt mit der Person, die sie zusammenhält.

Wie sind Sie zur Theologie gekommen, Sie haben ja zuerst eine Ausbildung zum Hotelkaufmann gemacht?

Durch die Junge Gemeinde und die Arbeit beim Berliner Missionswerk bekam ich später Lust, mehr zu erfahren. So habe ich – allerdings ohne die Absicht, Pfarrer zu werden – in Pretoria, Südafrika, Theologie studiert.

Was hat Sie denn ausgerechnet nach Südafrika verschlagen?

Dorthin wurde ich vom Berliner Missionswerk ausgesandt und habe dann acht Jahre mit meiner Familie dort gelebt.

Welchen Eindruck hat die Zeit dort bei Ihnen hinterlassen?

Dort herrscht eine völlig andere Frömmigkeit, 83 Prozent der Bevölkerung sind an eine Kirche gebunden. Religion gehört dort viel stärker zum täglichen Leben. Hier findet sie oft eher am Rande statt, wichtig wird sie nur an gewissen, einschneidenden Punkten im Leben – bei der Taufe, Hochzeit und der Beerdigung. Mir geht es nun darum, auch das Zwischendurch ein wenig mit Glauben zu füllen.

Wie wollen Sie das anstellen?

Durch Angebote wie gemeinsame Fahrten, Feste, lebendige Gottesdienste und Gruppen, in denen Menschen auch unterschiedlicher Herkunft sich begegnen. Das können in Teltow Menschen mit einer Ost- oder Westsozialisation sein und auch Jüngere, die mit diesen Schubladen gar nichts mehr anfangen können.

Wie bringt man denn mehr Leben in den Gottesdienst?

Das Gewicht muss auf der Predigt liegen. Wichtig ist dabei immer, einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Menschen zu finden. Der Gottesdienst darf nicht durch zu viele Accessoires zum Event verkommen. Auch die Musik spielt eine große Rolle, mit ihr erreicht man die Menschen direkter als mit Worten. Allerdings nur, wenn die Texte nicht zu sperrig sind, wie bei vielen Passionsliedern. Da wünsche ich mir etwas Neueres.

Planen Sie aufgrund Ihrer Erfahrung auch Austauschprojekte mit Südafrika?

Warum nicht? Aber nur, weil der Pfarrer mal da gelebt hat, müssen nicht alle Teltower in afrikanischen Gewändern tanzen.

Das Gespräch führte Ariane Lemme

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