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Potsdam-Mittelmark: „ pfeif auf die Welt“

Etwa 600 Gäste bei Orgelweihe in Caputh / Start für Caputher Orgelsommer

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Etwa 600 Gäste bei Orgelweihe in Caputh / Start für Caputher Orgelsommer Schwielowsee · Caputh - Gespannte, andächtige und neugierige Gesichter gestern in der Stüler-Kirche in Caputh: Etwa 600 Menschen waren gekommen, um bei der Orgelweihe dabei zu sein. Die Kirchenmusikerin Ilse von Zadow war die erste, die zum Festgottesdienst auf dem vom Halberstädter Orgelbaumeister Reinhard Hüfken restaurierten Instrument spielen dürfte. Mit ihrem Ehemann, Reimar von Zadow, und dem Kirchenältesten Burkhart Franck gehörte sie zum Kern eines Orgel-Initiativkreises, der sich vor drei Jahren zur Orgel-Restaurierung gebildet hatte. 180000 Euro hat sie gekostet, ein Drittel kam durch Kleinspender zusammen. Der Schirmherr der Spendenaktion, Bundesminister Manfred Stolpe (SPD), dankte für die große Spendenbereitschaft, die heute nur noch selten anzutreffen sei. Stolpe zitierte in seinem Grußwort ironisch Albert Einstein: „Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt.“ Mit der rekonstruierten Orgel könne man diesem Anspruch wieder besser gerecht werden. Immer hätten Menschen in der Musik Hilfe, Freude und Trost gefunden, sagte Pfarrer Hans-Georg Baaske. „Gott ist ohne Musik nicht zu denken und zu glauben.“ Baaske erinnerte in seiner Festpredigt daran, dass die Orgel schon seit 30 Jahren geschwiegen hat. Unter anderem hatten Feuchtigkeit und Wurmfraß Schäden angerichtet. Das Instrument wurde 1852 durch Carl Ludwig Gesell gebaut, 1928 durch Alexander Schuke klanglich neu gestaltet. Orgelbaumeister Hüfken konnte vier der alten Register retten. Die konzertanten Möglichkeiten wurden erweitert, aus 12 sind 19 Register geworden. Der noch erhaltene Orgelprospekt hat durch Restaurator Mark Malinowski wieder seine klassizistische Originalfassung zurückbekommen. Im Stil der Zeit war er 1928 neohistoristisch verändert worden. Andreas Kitschke, Orgelbeauftragter der evangelische Landeskirche, lobte die klanglichen Qualitäten des Instruments und die „handwerklich saubere Arbeit“ der Firma Hüfken. Kitschke hatte die Orgel abgenommen. „Es hat mich sehr gefreut, wie sehr sich der Orgelbaumeister in den klanglichen Stil der ursprünglichen Orgel hereinversetzt hat.“ Das Instrument fülle und bereichere den Raum, schlage ihn aber nicht tot. Zwei fehlende Zungenregister könnten die Qualitäten der Orgel weiter aufwerten – ihr Einbau ist bereits vorbereitet, wie Kitschke betonte. Doch dafür müssten weitere 20000 Euro aufgebracht werden – mit einer zweiten Spendenaktion will sich die Kirchengemeinde laut Pfarrer Baaske noch etwas Zeit lassen. Beim Orgel-Initiativkreis kommt trotzdem keine Langweile auf, wie Reimar von Zadow anmerkte: Mit zwölf Konzerten wird der Caputher Orgelsommer gefeiert (Kasten), „bis wir wissen, was in der Orgel steckt“. Gestern Abend gab Kantor Thomas Noll ein erstes Orgelkonzert, schon am Mittwoch geht es um 19 Uhr mit Lothar Knappe weiter. In einer Broschüre der Kirchengemeinde, die bei den Konzerten erhältlich ist, wird über die Orgel-Geschichte informiert. hkx

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