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Potsdam-Mittelmark: 12 Jahre Haft für versuchten Mord Motiv: Wut und Hass auf die unerreichbare Frau

Beelitz – Spätestens in dem Augenblick, als der Angeklagte in das Haus einstieg, fasste er die Absicht, die Frau zu töten“, betonte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer Frank Tiemann. „Er hatte kein Bild von ihr gefunden.

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Beelitz – Spätestens in dem Augenblick, als der Angeklagte in das Haus einstieg, fasste er die Absicht, die Frau zu töten“, betonte der Vorsitzende der Schwurgerichtskammer Frank Tiemann. „Er hatte kein Bild von ihr gefunden. Er erkannte auch, sie würde für ihn immer unerreichbar sein. Das machte ihn wütend und hasserfüllt.“ Nach sechs Verhandlungstagen wurde der Beelitzer Michael M. (38) gestern wegen versuchten Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren verurteilt. Das Gericht blieb damit nur knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Dieser hatte bei 13 Jahren gelegen. Der Angeklagte beteuerte in seinem letzten Wort, er bedaure die Tat zutiefst und werde sich bemühen, den Schaden nach Kräften wiedergutzumachen. Er wird viel Kraft brauchen. Die Kammer sprach seinem Opfer Silvia S.* (29) – die dreifache Mutter erlitt nach vier kräftigen Schlägen auf den Hinterkopf einen offenen Schädelbasisbruch, ein Schädelhirntrauma mindestens 2. Grades sowie eine dauerhafte schwere Beeinträchtigung ihres Hörvermögens – ein Schmerzensgeld von 60 000 Euro zu. Da sie ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, muss Michael M. für alle finanziellen Belange, die sich künftig ergeben, aufkommen.

Es war ein versuchter Mord aus Heimtücke und niederen Beweggründen, so der Kammervorsitzende. Silvia S. habe nicht gewusst, dass sie seit Wochen Objekt der Begierde des gelernten Schäfers war. Auch in der Nacht zum 1. August vorigen Jahres schlich Michael M. um das Einfamilienhaus in Beelitz, beobachte die Frau durch einen Spalt in der Jalousie zunächst beim Duschen. Später stieg er durch das Küchenfenster ein, schlug der arglos auf dem Bauch Schlafenden einen knapp zwei Kilo wiegenden Kerzenständer auf den Hinterkopf. Als ihm dieser entglitt, griff er zu einer Keramikschale, hieb mindestens dreimal zu, bis sie zerbrach. (PNN berichteten)

Der brutale Übergriff sorgte für Unruhe in Beelitz. Lange wusste niemand, wer der Täter war. Im Jahr 2007 hatte Michael M. eine Speichelprobe abgegeben. Bei seiner Flucht aus dem Haus von Silvia S. verlor er einen ihrer Slips, den er zuvor von der Leine entwendet hatte. Auf ihm befand sich seine DNA. Am 18. Dezember 2009 erließ das Potsdamer Amtsgericht Haftbefehl gegen den Mann.

„Es war ein anregender Zeitvertreib für den Angeklagten, nackte Frauen zu beobachten und ihre Dessous zu stehlen. Dieser Passion ging er seit mehreren Jahren nach“, führte der Richter aus. „Silvia S. entsprach offenbar genau seinem Idealbild.“ Jeder Außenstehende würde denken, so ein Mensch müsse doch „einen Rappel haben“. Doch der Angeklagte sei laut psychiatrischem Gutachten normal intelligent und voll schuldfähig. In der Vergangenheit habe er seine Aggressionen an Gegenständen ausgelassen, wenn er von den Frauen, die er begehrte, nicht beachtet wurde. Diesmal habe er eine Grenze überschritten. Silvia S. habe großes Glück gehabt, dass sie überlebte. (*Name geändert.) Hoga

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