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Potsdam-Mittelmark: 13 Bäume für den Kreisel durch den Park

Grüne Bundestagsabgeordnete spricht von Ignoranz der Stadtverwaltung

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Beelitz - Als am Montag die ersten Motorsägen im Beelitzer Karl-Liebknecht-Park aufjaulten, klingelte bei Elke Seidel pausenlos das Telefon. Aufgeregte Anwohner forderten, die Fällarbeiten zu stoppen. „Meistens rufen Bürger bei mir an, wenn sie meinen, man müsse was tun. Viele sind so frustriert, dass sie sich gar nicht erst an die Verwaltung wenden“, sagte die Kreistagsabgeordnete und Grünen-Stadtverordnete gestern bei einem Vor-Ort-Termin.

Die Bürgerschaft sei nun ziemlich ernüchtert, denn das SPD-Wahlversprechen, Bürgermeinungen in Planaktivitäten einzubeziehen, habe sich als Makulatur herausgestellt. So seien Bedenken vieler Beelitzer, die sie bei der Planauslegung zum Kreisel-Neubau vorbrachten, einfach abgeschmettert und Beschlüsse hinter verschlossenen Türen abgesegnet worden. Die jetzt gefällten Bäume, deren ursprüngliche Zahl von fünf auf mittlerweile 13 angestiegen ist, zeigt inzwischen deutlich den tiefen Einschnitt, den der Park hinnehmen musste, damit die B 246 und die L 88 an den geplanten Kreisel-Neubau angebunden werden können. Ganze 15 Sekunden werden Kraftfahrer dann voraussichtlich schneller am Ziel sein, heißt es in einem Gutachten. Eigentlich kam die agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grüne Cornelia Behm gestern, um noch einmal die Null-Variante ins Gespräch zu bringen. Doch trotz Einladung kam kein Vertreter der Stadtverwaltung, lediglich zwei Mitarbeiter der Straßenbaubetriebe waren erschienen. Diese Ignoranz sei nicht hinnehmbar, meinte die Bundestagsabgeordnete und ließ durchblicken, dass die bisherige Kontrolle der Verwaltung wohl nicht ausreichend sei. Schockiert sei sie auch darüber, dass trotz täglicher Meldungen über Klimaveränderungen weiter an Plänen festgehalten werde, die diese Katastrophe noch verstärken würden. „Statt im Kleinen bei sich selber anzufangen, reicht man Verantwortung lieber weiter an die da oben in der Regierung“, stellte Behm fest.

„Uns macht das auch keine Freude Bäume abzusägen“, meinte Edgar Gaffry vom Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg, der einräumte, dass der Einschnitt in den Park nicht die glücklichste Lösung sei. Aber es ginge darum, die verkehrlichen Knotenpunkte zu sichern. Für Ausgleich sollen demnächst Ersatzpflanzungen am nahen Wasserturm sorgen.

Doch angesichts der über 300-jährigen Eichen, die der Trasse im Wege standen wird klar, dass es lange dauern wird bis diese Bilanz erfüllt sein wird, wie ein Anwohner kritisch anmerkte. Ob der Parkplatz neben dem Gelände bleiben kann, ist noch fraglich und konnte von den Mitarbeitern der Straßenbetriebe nicht beantwortet werden. Sie schätzten aber ein, der Platz liege verkehrlich ungünstig und könnte sich sogar zu einer Gefahrenzone entwickeln, vor allen wenn Jahrmärkte abgehalten würden. Offen bleibt auch noch die Frage, wofür die 160 000 Euro verwendet werden, die die Stadt Beelitz dem Bauprojekt zufließen lassen will. Vielleicht werden davon die neuen Laternen finanziert. Das muss aber noch näher beleuchtet werden und auch, ob dabei an Energiesparlampen gedacht wurde. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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