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Potsdam-Mittelmark: 16 Tage zugeschaut

Schwarzbauten am Schwielowsee: Bauaufsicht reagierte erst, als sie standen

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Schwarzbauten am Schwielowsee: Bauaufsicht reagierte erst, als sie standen Von Henry Klix Schwielowsee · Petzow - Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat über zwei Wochen dem illegalen Treiben im neuen Ferienresort Schwielowsee zugeschaut. Investor Axel Hilpert ließ dort ohne Baugenehmigung acht Pfahlhäuser errichten (PNN von gestern), die die Hotel- und Ferien-Anlage am Schwielowsee in Petzow ergänzen sollen. Bereits am 12. Januar hatte der Natur- und Landschaftsschutzverein Schwielowsee mit der Grünen Liga Potsdam den Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet angezeigt. „Es gab Ramm- und Gehölzarbeiten im Uferbereich“, so Vereinschef Arne Korthals gestern. Deshalb habe man sich an das Landratsamt, das Bauministerium und die Stadt Werder gewandt. Der Landkreis als Aufsichtsbehörde wäre zuständig für die Unterbrechung der Arbeiten in dem Biotop gewesen. Aber erst, als die Gebäude standen, hat die Bauaufsicht am 28. Januar einen Baustopp verhängt – nach einem „Fingerzeig“ aus dem Bauministerium, wie es heißt. Anfangs seien die Aktivitäten im Uferbereich Sache der Belziger Unteren Naturschutzbehörde gewesen, rechtfertigte sich Gernot von Arend von der Bauaufsicht Belzig gestern gegenüber den PNN. „Es wurde ja noch nichts gebaut, es gab nur einen Eingriff in den Naturraum.“ Schließlich habe sich „die Sache dann so verfestigt“, dass die Bauaufsicht zuständig wurde. Warum seine Behörde gewartet hat, bis die acht Holzhäuser fast fertig waren, konnte von Arend nicht beantworten. „Das ging über Nacht“, sagte er. Auf die Frage, ob die Pfahlbauten in einer einzigen Nacht errichtet wurden, erklärte von Arend: „Zumindest sehr schnell.“ Arne Korthals vom Landschaftsschutzverein hob gestern die Bedeutung des Uferabschnitts vor der neuen Hotelanlage hervor. „Er gehört zu einem übergeordneten Biotopverbund bis nach Ferch“, sagte er. Als „important bird area“ sei der Röhrichtstreifen zudem ein Vogelschutzgebiet von europäischem Rang. „An sich sind das die Flächen, die das Ferienresort als naturnahe Anlage kennzeichnen sollten“, so Korthals. Gerade durch solche Naturareale habe der Schwielowsee in jüngster Zeit an touristischer Bedeutung gewonnen. Im Stadtparlament Werder hatte man sich im November indes mehrheitlich für die Pfahlbauten ausgesprochen, für die der Bebauungsplan der Anlage geändert werden müsste. Bürgermeister Werner Große (CDU) hofft jetzt auf eine Lösung, die dem Projekt nicht schadet. Die erforderliche Befreiung vom Landschaftsschutz hatte das Umweltministerium nicht erteilt. Auch die Gemeinsame Landesplanung sieht in der Uferzone keine Chance für Pfahlbauten. Das Reiseunternehmen Tui, das 75 Prozent der Ferienplätze vermarktet, hatte bei Investor Hilpert Druck für ein solches „Alleinstellungsmerkmal“ gemacht. In den Tui-Katalogen 2005 wird bereits mit den Pfahlbauten „als besonderes Highlight“ geworben. Die Ferienanlage gilt als größtes, touristisches Projekt der Region. Die 13 Ferienhäuser, das 130-Zimmer-Hotel und ein Wellnessbereich sollen am 15. April eröffnet werden. Die Investitionen von 34,5 Millionen Euro werden zu 26 Prozent von Land und EU gefördert. Von Landesseite wird wohl auch deshalb zurückhaltend reagiert. Das Umweltministerium sprach sich für einen „Kompromiss“ aus (Seite 1). Auch aus dem Bauministerium verhaltene Töne: Man sei gespannt, welche Lösung der Landkreis jetzt vorschlagen wird, sagte Ministeriumssprecher Lothar Wiegand. Einen Zeitungsbericht, dass das Ministerium strikt gegen eine nachträgliche Heilung des Verstoßes ist, wollte er nicht bestätigen. Aus der Belziger Bauaufsicht kamen gestern noch keine klaren Aussagen, wie man sich verhalten wird. Von einer ersten Pressemitteilung ist man abgerückt. Das noch am Dienstag formulierte Ziel, die Schwarzbauten durch die Änderung des Bebauungsplanes zu legalisieren, sei nur als „politische Willensbekundung“ gemeint gewesen, sagte Gernot von Arend. „Eine Rückbau-Diskussion steht aber auch nicht an.“ Alles deutet darauf hin, dass die Bauten in weniger sensible Bereiche verschoben werden, was auch Umweltminister Dietmar Woidke als Chance für einen Kompromiss benannte.

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