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Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: 170 Flüchtlinge sollen ab Oktober in Neuseddin wohnen

Kreis mietet Grundstück des ehemaligen Ärztehauses an. Bürgermeister protestiert dagegen

Von Enrico Bellin

Stand:

Potsdam-Mittelmark - In der Gemeinde Seddiner See sollen ab Oktober 170 Flüchtlinge im Ortsteil Neuseddin untergebracht werden. Die Asylbewerber sollen in Fertighäusern aus Metall auf dem vom Kreis angemieteten Grundstück eines ehemaligen Ärztehauses am Breitenbachplatz unterkommen, wie Kreissprecherin Andrea Metzler den PNN bestätigte. Das frühere Ärztehaus nahe den Bahngleisen soll gleichzeitig saniert werden, sodass die Flüchtlinge Mitte 2016 dorthin umziehen könnten.

Bürgermeister Axel Zinke (parteilos) kritisierte die Unterbringung der Flüchtlinge in einem Brief an die Gemeindevertreter. Darin heißt es, dass der Eigentümer des Gebäudes noch Mitte Juli gegenüber der Bauverwaltung davon sprach, im Haus ein Angebot für betreutes Wohnen zu schaffen. Am 6. August habe man von der Absicht erfahren, auf dem Gelände Flüchtlinge unterzubringen. Der Brief Zinkes tauchte in sozialen Netzwerken auf.

„Wahrscheinlich hat ihn Carina Simmes oder ein anderer Gemeindevertreter dort gepostet“, sagte Zinke am gestrigen Freitag den PNN. Das Verhältnis zwischen dem Bürgermeister und Simmes (BVB/Freie Wähler) ist angespannt, seit Zinke im März öffentlich machte, dass Simmes Mitarbeiterin des BND ist (PNN berichteten). Laut Zinke ist das Grundstück des ehemaligen Ärztehauses zu klein für die rund 30 Fertighäuser, in denen die Flüchtlinge unterkommen sollen. Außerdem sei die Infrastruktur im mit 2 800 Einwohnern größten Ortsteil der Gemeinde nicht ausreichend. „Wir haben nur einen kleinen Netto-Markt im Ort, da ist die Versorgung sehr schwer.“ Am 8. September soll es eine Bürgerversammlung gemeinsam mit dem Kreis in der Neuseddiner Turnhalle geben.

Im Landratsamt begründet man die geplante Unterbringung mit der dringenden Notwendigkeit, Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen. Nach vorläufigen Planungen fehlen dem Kreis bis Jahresende Plätze für 400 Menschen. In Kloster Lehnin ist man bereit, im Ortsteil Damsdorf mit rund 1 500 Einwohnern 200 Flüchtlinge aufzunehmen. Bürgermeister Zinke wurde laut Kreissprecherin Andrea Metzler schon im Vormonat in einem Telefongespräch vom Landrat auf die Flüchtlingsunterbringung in Neuseddin vorbereitet. „In Brück, wo wir die gleichen Häuser aufbauen, hatte die Kommune nur zwei Wochen Zeit, sich darauf einzustellen“, so Metzler. Die als Low-Cost-Häuser bezeichneten Metallbauten haben eine Grundfläche von 32 Quadratmetern und sollen vier Flüchtlinge beherbergen. Aus welchen Ländern die nach Neuseddin kommenden Asylbewerber stammen, konnte Metzler noch nicht sagen.

Derzeit wird wie berichtet geprüft, die Häuser auch in Michendorf gegenüber der Rettungswache aufzustellen. „Noch ist unklar, ob die Versorgung mit Strom und Wasser dort gewährleistet werden kann“, so Metzler. Auch auf einer Fläche in den Beelitzer Heilstätten könnten Fertighäuser entstehen, derzeit liefen Gespräche mit dem Grundstücksbesitzer. Dem Vernehmen nach haben auch die Recura-Kliniken in den Heilstätten dem Landkreis ein derzeit leer stehendes Haus zur Flüchtlingsunterbringung angeboten. Die Klinikleitung war am Freitagnachmittag jedoch nicht zu erreichen.

Eine zunächst geplante Erweiterung der Unterkunft für 38 Flüchtlinge in den Heilstätten um ein weiteres Haus soll es laut Grundstücksbesitzer Jürgen Jakobs vorerst nicht geben. „Wir wollen auf dem Grundstück zwar ein Haus mit bis zu 14 Wohnungen bauen, es kann aber erst in zwei bis drei Jahren fertig sein und soll normal vermietet werden“, so Jakobs. Er vermietet an den Landkreis auch eine Unterkunft für Erntehelfer in Schäpe.

Die Pläne, das einstige Pfötchenhotel im Beelitzer Ortsteil Schönefeld in eine Flüchtlingsunterkunft zu verwandeln, prüft der Kreis noch. Laut dem Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) eigne sich das Gelände jedoch nicht. „Die Untere Bauaufsicht hatte schon einmal ein Wohnprojekt dort abgelehnt, da in dem weit von der Stadt entfernten Ensemble nicht mehr als 20 Menschen wohnen sollen“, so Knuth. Die Stadt bevorzuge eine Nutzung des privaten Geländes für alternative Wohnformen.

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