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Optimistisch. Laut Heinz Steinhart könnte die Therme im Herbst stehen.

© Klaer

Potsdam-Mittelmark: 1,8 Millionen mehr für die Blütentherme

Im Streit um das Großprojekt soll jetzt ein Sachverständiger eingeschaltet werden. Die Stadt will zusätzliches Geld bereitstellen, wenn die Kristall Bäder AG wirklich opulenter baut

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Werder (Havel) - Die Blütentherme in Werder kann womöglich doch noch in diesem Jahr fertig werden. Das stellte Heinz Steinhart von der Kristall Bäder AG gestern in Aussicht. Wenn man sich in diesem Monat mit der Stadt einigt, wie es weitergeht, könnte die Therme zumindest im Oktober oder November eingeweiht werden, sagte Steinhart gegenüber den PNN. Wie berichtet ist die geplante Fertigstellung am 30. September nicht mehr zu halten – laut Steinhart, weil die städtische Projektbeauftragte Verhandlungen in die Länge gezogen und zu viele Aussagen der Kristall Bäder AG infrage gestellt hat. Bürgermeister Große (CDU) hatte den vorige Woche erhobenen Vorwürfen massiv widersprochen.

Gestritten wird um die Frage, welchen Wert der Neubau, der zu etwa drei Vierteln fertig ist, derzeit hat und ob die zwei Millionen teure Energiezentrale zu den Projektkosten zählt. Die Stadt zahlt nach Baufortschritt, bis zum Jahresanfang waren es dem Vernehmen nach 13 Millionen Euro. Strittig ist offenbar auch, ob die Kristall Bäder AG tatsächlich, wie sie selbst behauptet, zusätzliche fünf bis sieben Millionen selbst in die Hand nimmt, um das Bad unter anderem mit größeren Umkleidebereichen und einem erweiterten Foyer und später mit einem Wellenbecken opulenter zu gestalten.

Bürgermeister Große sagte gestern für diesen Fall zusätzliche städtische Mittel von 1,8 Millionen Euro zu. Allerdings müssten die zusätzlichen Leistungen nachgewiesen und notariell vereinbart werden. „Wird uns exakt die höhere Qualität nachgewiesen, sind wir bereit, 1,8 Millionen Euro für die Therme draufzulegen“, so Große wörtlich.

Die Kristall Bäder AG hatte schon im Februar Bedarf an dieser Summe angemeldet. Eine Vereinbarung mit der Stadt, dass sie dafür das städtische Baugrundstück beleihen kann, scheiterte an der Intervention der Kommunalaufsicht in Bad Belzig. Im Grundsatz sei die Zusatzleistung durch die Stadt damit aber schon beschlossen worden, so der Bürgermeister gestern gegenüber den PNN.

Große sagte, dass er nur noch zwei Wochen aktiv im Amt sei und danach bis zum Ende seiner Amtszeit am 30. September seine Resturlaubstage nehmen müsse. Er hoffe, dass die offenen Fragen vor seinem Urlaub geklärt werden können. Die Kristall Bäder AG sei jedenfalls verpflichtet, der Stadt eine Therme zu errichten. „Herr Steinhart muss jetzt klar sagen, wann er seine vertraglichen Leistungen erfüllt“, so Große.

Was den Wert des unfertigen Baus angeht, schlugen gestern sowohl Steinhart als auch Große vor, einen Sachverständigen einzuschalten. In einer Sondersitzung des Hauptausschusses am 10. Juli will man sich gemeinsam auf eine neue Marschrichtung verständigen, wie es hieß. Am gestrigen Montagabend tagte zu dem Thema die Badgruppe aus Vertretern der Fraktionen und der Stadtverwaltung.

Bislang hat sich die Stadt zu einer finanziellen Beteiligung von 18,9 Millionen Euro bereiterklärt. Im Ursprungsvertrag war ein Festpreis von 18 Millionen Euro für den Neubau vereinbart, das Bad sollte demnach mit einer großzügigen Thermenlandschaft, Außen- und Solebecken, einem 25-Meter-Sportbecken und zwei über 100 Meter langen Rutschen ausgestattet sein. Der Saunenbereich soll als Übergang in die Uferlandschaft am Zernsee dienen. Ursprünglich sollte das Bad schon im Dezember 2012 stehen.

Offenbar sind in dem Projektvertrag zwischen Stadt und Kristall Bäder AG allerdings keine Sanktionen für den Fall eines Bauverzugs festgelegt worden. Dem Vernehmen nach hatte man sich bei den Verhandlungen über die öffentlich-private Partnerschaft mit keinem der drei Bieter auf Verzugszahlungen einigen können. Auf der anderen Seite entgehen der Stadt Werder in jedem Monat 28 000 Euro Pacht für Grundstück und Therme.

Heinz Steinhart äußerte gestern den Verdacht, dass die Havelauen Projektgesellschaft HPG und deren Geschäftführer Klaus-Peter Meißner das Bad fertig stellen und danach betreiben wollen. „Dann ergibt das alles Sinn.“ Die HPG hatte sich in gemeinsamen Schreiben mit anderen Unternehmen der Havelauen an das Rathaus, die Stadtverordneten und die Presse in dem Konflikt demonstrativ hinter die Verwaltung gestellt und erklärt, dass sie sich der Stadt und dem Projekt Havelauen verpflichtet fühlten.

Klaus-Peter Meißner nannte den Verdacht gestern „blanken Unfug“. Die HPG habe nie etwas mit Hochbau zu tun gehabt. „Das ist auch nicht unsere finanzielle Größenordnung.“ Auch die Investoren der Havelauen würden das Projekt niemals übernehmen können, sagte Meißner gestern auf PNN-Anfrage. „Nicht jeder, der Wohnungen oder einen Nahversorger bauen kann, kann auch eine Therme bauen.“ Für solche Bäder gebe es nur wenige Spezialisten in Deutschland.

Meißner äußerte gestern die Hoffnung, dass sich die Kristall Bäder AG mit der Stadt in dem Streit einigt und der Neubau schnell fertig wird. „Eine dritte Lösung wäre der schlechteste Weg und würde zu einer zwei- bis dreijährigen Verzögerung führen“, fürchtet er.

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