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Potsdam-Mittelmark: 18 Monate Haft für rumänischen Einbrecher

Vorbestrafter betonte, nur Fahrer gewesen zu sein. Staatsanwalt: Kein untergeordneter Tatbeitrag

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Michendorf – Der Staatsanwalt plädierte auf eine Gefängnisstrafe von einem Jahr. Das Schöffengericht ging – was selten vorkommt – über diesen Antrag hinaus. Es verurteilte Marian J. am Dienstag wegen Wohnungseinbruchs-Diebstahls in zwei Fällen, davon einmal im Versuch, zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten. Außerdem ordnete es die Fortdauer der Untersuchungshaft an. „Der Fluchtanreiz ist bei dieser relativ hohen Strafe groß“, so die Vorsitzende. Der 25-jährige Rumäne auf der Anklagebank wirkte sichtlich geschockt. Schließlich hatte sich sein Verteidiger alle Mühe gegeben, den Tatbeitrag des Vorbestraften herunterzuspielen.

Am Vormittag des 23. Mai soll Marian J. den 16-jährigen Pascal M. mit einem VW in die Schmerberger Straße nach Michendorf gefahren haben. Während der Jugendliche die Terrassentür eines Einfamilienhauses einschlug, in das Haus eindrang, Laptop, Münzsammlung, 450 Euro Bargeld aus einer Spardose, Eheringe und weiteren Schmuck zusammensuchte und in den mitgebrachten Rucksack steckte, soll Marian J. draußen „Schmiere“ gestanden haben. Das Diebesgut im Gesamtwert von 7 000 Euro wurde laut Anklage im Auto verstaut. Dann ging die Fahrt nach Güterfelde. Marian J. stoppte vor einem Eigenheim Am Kirchplatz. Pascal M. trat ein Kellerfenster ein, fühlte sich dann aber von einem Anwohner gestört. Das Duo flüchtete vom Tatort, wurde allerdings wenig später von der Polizei gestellt.

„Den Pascal kenne ich aus Berlin. Ich weiß nicht, ob er ein Landsmann ist, er spricht jedenfalls rumänisch“, übersetzte die Dolmetscherin das Geständnis des Angeklagten. „Pascal sagte, er kenne Häuser, wo vormittags niemand da ist. Die könne man ganz leicht aufmachen. Falls ich ihn da hinfahren würde, sollte ich 100 Euro bekommen.“ Da er sich in Geldnot befand, habe er zugestimmt und sich den Wagen eines Freundes geborgt. Pascal habe gesagt, wo er halten solle, erzählte der Angeklagte. „Ich habe aber nicht gewusst, was er macht, nachdem er ausgestiegen war“, versicherte Marian J.

Seit dem 24. Mai sitzt der Rumäne in Brandenburg in Untersuchungshaft. „Das ist sehr schwer für mich. Ich habe niemanden zum Reden und kein Geld“, erzählte der seit März vorigen Jahres in Deutschland Lebende.

Es ist nicht das erste Mal, dass Marian J. „gesiebte Luft“ atmet. Das Amtsgericht Tiergarten verurteilte ihn am 22. November 2011 wegen gewerbsmäßigen Betruges in 11 Fällen, Urkundenfälschung und versuchten Betruges zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Es setzte die Sanktion zu vierjähriger Bewährung aus. Damals verbüßte er zwei Monate U-Haft.

„Die kann Sie nicht sonderlich erschreckt haben. Sonst hätten Sie sich nicht auf eine so abenteuerliche Geschichte eingelassen“, stellte der Staatsanwalt fest. Das Diebes-Duo habe arbeitsteilig und gut organisiert gehandelt. Deshalb müsse sich Marian J. den gleichen Tatbeitrag zurechnen lassen wie Pascal M., der sich vor dem Jugendgericht verantworten muss.

Das bestohlene Ehepaar hat sein Eigentum wieder. Die Spuren der Verwüstung sind beseitigt. Die seelischen Spuren, die der Einbruch in die Intimsphäre hinterließ, sind noch deutlich spürbar. Hoga

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