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Potsdam-Mittelmark: 20-Jährige führte offenbar Doppelleben

Erste Zeugen im Prozess um Tod des Fotomodells

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Beelitz/Potsdam - Mit den ersten Zeugen ist der Prozess um den gewaltsamen Tod eines Fotomodells in Beelitz-Heilstätten am gestrigen Donnerstag fortgesetzt worden. Vor dem Landgericht Potsdam wurden die Mutter des 20-jährigen Opfers und dessen Ex-Freund gehört. Ein 38-jähriger Naturwissenschaftler aus Mainz sitzt seit Dienstag wegen Mordes und Störung der Totenruhe auf der Anklagebank. Der Hobbyfotograf soll im Juli 2008 seine Internet-Bekanntschaft in einem gemieteten Appartement mit einer Bratpfanne gegen den Kopf geschlagen und sie dann „zur Befriedigung seines Geschlechtstriebes“ erwürgt haben. Laut Anklage missbrauchte er später die Tote. Der Angeklagte hatte am ersten Prozesstag gesagt, ihm sei gewalttätiges Verhalten fremd, er habe die Frau nicht erwürgen wollen und nicht gewusst, dass sie tot sei, als er mit ihr schlief.

Der Ex-Freund, ein 24 Jahre alter Student, sagte gestern vor Gericht, die 20-Jährige habe vor ihrem Tod zwei Leben geführt. Auf der einen Seite seien Arbeit und Familie gewesen, auf der anderen Seite habe sie sich der Gothic-Szene zugehörig gefühlt, schwarze Kleidung getragen und viele Sitzungen mit Fotografen gehabt. Dabei seien auch Bilder entstanden, auf denen Kunstblut zu sehen und es um Fesselungen gegangen sei. Bei den Sitzungen habe sie „sehr viel Wert auf Professionalität gelegt“.

Privat habe es in der nur wenige Monate dauernden Beziehung erotische Fesselspiele gegeben. Seine Freundin habe Neues entdecken wollen. Verletzungen, Schmerz und Würgen habe sie aber abgelehnt, da sie als Model gepflegt und unverletzt habe sein wollen. Kurz vor dem Treffen in Beelitz mit dem Angeklagten habe die 20-Jährige die Beziehung zu dem Studenten beendet. Ihm gegenüber habe das Model von dem 38-Jährigen gesprochen. Dieser sei ihm und Freunden wie ein „Stalker“ vorgekommen – auch wegen eines intimen Geschenks.

Die Mutter sprach gestern von einer offenen Beziehung zu ihrer Tochter. „Sie ließ uns an diesem Gothic-Szene-Leben teilhaben, in dem Rahmen, in dem sie es für richtig hielt.“ Bevor ihre Tochter nach Beelitz-Heilstätten aufbrach, habe sie „bedrückt“ und „angespannt“ gewirkt. Nachdem sie nicht wie verabredet nach Hause gekommen sei, seien die Eltern zur Polizei gegangen. Auf ihrem Laptop habe sie Fotos von gefesselten Frauen entdeckt, sagte die Mutter. „Das war der Zeitpunkt, da sind wir in Panik verfallen.“ Über ihre Tochter sagte sie: „Sie war in dem, was sie nicht wollte, ein starker Charakter.“ Am Donnerstagnachmittag sollten als Zeugen zudem zwei Models und zwei Fotografen gehört werden. Nach Gerichtsangaben sollen in dem Prozess insgesamt 24 Zeugen gehört werden. Die Verhandlung wird am kommenden Dienstag, dem 21. April, fortgesetzt. dpa

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