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ORTSTERMIN: 250 Hände geschüttelt
Werder (Havel) - 14 Uhr, im Schützenhaus in Werder soll die Abschiedsfeier für Werner Große beginnen. Der Saal ist mit fast 150 Menschen schon gut gefüllt, weitere 100 stehen noch auf der Treppe.
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Werder (Havel) - 14 Uhr, im Schützenhaus in Werder soll die Abschiedsfeier für Werner Große beginnen. Der Saal ist mit fast 150 Menschen schon gut gefüllt, weitere 100 stehen noch auf der Treppe. Jeder will dem langjährigen Bürgermeister von Werder noch einmal die Hände schütteln. Dietlind Tiemann, Bürgermeisterin von Brandenburg (Havel), muss sich ebenso anstellen wie die CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig, es geht schön der Reihe nach.
Der 64-Jährige findet für jeden ein paar nette Worte, kramt hier eine Erinnerung hervor, klopft dort eine Schulter. Rathauskollegen nehmen ihm Geschenke ab, ein großer Tisch ist dicht an dicht mit Blumen bepackt, dazwischen gerahmte Erinnerungsbilder, Bücher, Basteleien zum Thema Reise – Große hat sich für den Ruhestand ein Wohnmobil zugelegt. Ein Geschenk freut ihn besonders, das Buch „Dialog über Deutschlands Zukunft“ mit persönlicher Widmung von Angela Merkel, das Verkehrsstaatssekretärin Katherina Reiche überbringt. Auf dem Tisch versteckt sind auch Kärtchen für Manuela Saß, seine Nachfolgerin. Dass sie ihren ersten Tag hat, geht etwas unter im Trubel, Saß hat nichts dagegen.
Endlich sind alle im Saal. „Hallo Werner“, ruft der langjährige Wegbegleiter Baldur Martin vor seiner Laudatio in den Saal. „Hallo Baldur“, ruft Große dem 74-Jährigen zurück. Sein legendärer Mutterwitz sorgt dafür, dass die Atmosphäre, bei allen Tränen, die in den Augen glitzern, entspannt bleibt. Martin, der fast genauso lange Stadtverordneter war wie Große Bürgermeister, der Lehrer war, als Große eine Gärtnerlehre in der Gartenbauschule absolvierte, vergleicht Großes Wirken mit dem von Franz Dümichen, der in der Gründerzeit Werders Straßen pflasterte, das Wasserwerk für die Obstplantagen baute, die Pferdebahn einführte und das Baumblütenfest erfand. Die Nachwendejahre mit Große seien eine ähnliche Glanzzeit gewesen. Stehender Applaus.
Große beginnt seine Dankesrede ironisch: „Ich habe mir gedacht, dass ich mir für jedes Jahr fünf Minuten nehme.“ Er macht es dann kurz, kramt drei, vier Schnurren aus den Anfangsjahren hervor, betont, dass Werder seit der Wende nicht im Alleingang aufgebaut wurde. „Man braucht gute Mitstreiter, seien es die Stadtverordneten, die Verwaltung, die Vereinsvorsitzenden und die Bürger.“
Energisch und mit Fingerspitzengefühl habe Große die Stadt geführt, meint Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) klingt bald ein bisschen neidisch, als er feststellt, Große habe das Gefühl vermittelt, dass die Stadt in guten Hände liege, habe sich Gestaltungsspielraum verschafft. Mit Großes Abgang, so Jakobs, gehe „ein Archetyp eines Kommunalpolitikers“ verloren. Treffende Worte, die alle im Saal an diesem Tag unterschreiben würden.
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