Potsdam-Mittelmark: 30 Millionen Schaden nach Großbrand
Versicherungsexperten untersuchen Ruine an der Oderstraße / Noch keine Hinweise auf Täter
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Teltow - Der Großbrand in dem Teltower Büro- und Lagerhaus in der Oderstraße hat verheerende finanzielle Folgen. Nach ersten Schätzungen der Versicherungen beläuft sich der Schaden für die betroffenen Firmen und Grundstückseigner auf fast 30 Millionen Euro, erklärte Polizeisprecherin Katrin Laurisch gegenüber den PNN. Noch immer werde nach den Brandstiftern gefahndet. Trotz einer Belohnung in Höhe von 10 000 Euro fehlen bislang entscheidende Hinweise auf die Täter.
Der Brand hatte in der Nacht zum 27. Mai den fünfgeschossigen Plattenbau an der Ecke zur Warthestraße schwer beschädigt und riesige Löcher in die Fassade gesprengt. In dem 100 Meter langen Versandgebäude des früheren Teltower Geräte- und Reglerwerks (GRW) lagerten Gasflaschen, Feuerwerkskörper, Reifen, Alkohol und diverse Chemikalien, die den Brand beschleunigten. Mehrere Explosionen hatten das ganze Gewerbegebiet Techno Terrain erschüttert, zu dem der DDR-Bau gehört.
Nach fast 70 Verhören und knapp 200 Befragungen hat die Polizei die Ermittlungen vor Ort eingestellt, sagte Polizeisprecherin Laurisch gestern. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft habe das Verfahren übernommen. Noch immer werde nach Zeugen gesucht. Vor allem Hinweise und Beobachtungen aus der Zeit vor dem Brand seien rar. Nicht ausschließen will man weiterhin, dass es sich bei den Tätern um ehemalige Mitarbeiter oder firmennahe Person handelt.
Sie könnten den Brand aus Rache gelegt haben. Spuren von flüssigem Brandbeschleuniger hatten sich an drei Punkten in einem der Treppenhäuser des Gebäudes gefunden. Unter anderem direkt vor der Tür eines Reifenlagers und vor den Laborräumen des Messtechnik-Unternehmens Endress und Hauser. Untersucht werde auch, ob die im Haus befindlichen Stoffe ordnungsgemäß gelagert wurden, sagte Laurisch. Hierbei ermittle man gegen das Unternehmen, das im Haus Feuerwerkskörper gelagert hatte.
Den meisten der 24 Mieter des Lagerhauses wurden vom Grundstücksverwalter mittlerweile alternative Räume angeboten, erklärte Techno-Terrain-Chefin Petra Schulze. Ein vom Feuer verschontes Ingenieurbüro konnte seine Arbeit an anderer Stelle im Gewerbegebiet fortsetzen. Auch ein Schuhlager sei nicht beschädigt worden. Endress und Hauser sowie ein Hausmeisterbetrieb konnten einen Teil ihrer Einrichtung retten.
Um das einsturzgefährdete Haus zu sichern, seien Teile der stark beschädigten Plattenfassade des Hauses entfernt worden. Seit knapp zwei Wochen kann die Oderstraße wieder einseitig befahren werden. Die halbseitige Sperrung werde jedoch mindestens bis Oktober bestehen bleiben, sagte Schulze. So lange dauerten die Untersuchungen der Gutachter und Statiker der Versicherer an dem Gebäude an. Erst danach könne man sagen, ob das alte Lagerhaus abgerissen oder wieder aufgebaut werde, sagte Schulze.
Ein Wiederaufbau des Hauses nach neuestem Stand der Technik könne mehrere Millionen Euro verschlingen. Aber auch ein Abriss sei kostspielig, so Schulze. Die hohen Temperaturen beim Brand der Chemikalien, Feuerwerkskörper und Baumaterialien – teilweise bestand der DDR-Bau aus Asbest – habe zu chemischen Reaktionen geführt. Der Gebäudeschutt sei nun teurer Sondermüll. Die Entscheidung über Abriss oder Aufbau trage das Versicherungsunternehmen, sagte Schulze. Tobias Reichelt
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