
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: 400 Wohnungen an der S-Bahn-Trasse
Der SPD-Landtagsabgeordnete Sören Kosanke will neue Argumente für die bessere Schienenanbindung der Region Teltow schaffen – nicht überall stößt er damit auf Gegenliebe
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Region Teltow - Die Rechnung ist einfach: Neue Wohnungen bedeuten neue Anwohner und neue Anwohner, das bedeutet mehr Fahrgäste. Und mehr Fahrgäste wiederum erhöhen die Chancen für einen Ausbau der S-Bahn-Strecke von Teltow nach Stahnsdorf, sagt Sören Kosanke. Mit neuen Argumenten will der SPD-Landtagsabgeordnete für einen Ausbau der Schienenanbindung in der Region Teltow werben.
Hunderte neu gebauter Mietwohnungen im Stahnsdorfer Gewerbegebiet an der Ruhlsdorfer Straße sowie auf einem heute noch leeren Acker am Rande des Stahnsdorfer Ortsteils Kienwerder würden nicht nur dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Region Teltow begegnen, sondern auch den Nutzen und die Notwendigkeit einer verlängerten Schienenanbindung verdeutlichen. Deshalb will Kosanke bei den Kommunen und ihren Wohnungsgesellschaften um den Bau neuer Mehrgeschosser werben.
„Wir brauchen ohnehin neue, bezahlbare Wohnungen im Raum Teltow“, sagte der Landtagsabgeordnete gegenüber den PNN. Nun müssten die Kommunen überlegen, wo sie sinnvoll entstehen könnten – zum Beispiel in der Nähe künftiger S-Bahnhöfe. „Damit würde dann auch der Bahnausbau realistischer.“
Bereits seit Jahren wird in der Region um die Verlängerung der in Plänen bereits vorgezeichneten Trasse von Teltow nach Stahnsdorf und weiter über die Strecke der ehemaligen Friedhofsbahn nach Berlin-Wannsee gerungen. Die Idee des sogenannten Ringschlusses stieß bei der brandenburgischen Landesregierung bislang aber auf taube Ohren. Der Ausbau sei zu teuer, der Nutzen zu gering. „Deshalb hat es keinen Sinn, die immer gleiche Bitte zu stellen“, sagt Kosanke. Da die Kosten für den Streckenausbau gleich bleiben, müsse man den Nutzen erhöhen. Also: Erst möglichst viele Wohnungen bauen, danach die S-Bahn.
„Wenn man jetzt ranklotzen würde, dann hätten wir schon in ein bis zwei Jahren Planungsrecht für die Häuser“, sagt Kosanke. Die Zwischenzeit könnten die Kommunen nutzen, um Investoren zu suchen. Setzt man zwei weitere Jahre Bauzeit an, „dann könnte wir in vier Jahren erste Veränderungen sehen“.
Bis zu 400 Wohnungen könnten nach dieser Rechnung unter anderem dort entstehen, wo Stahnsdorf bislang vergeblich nach Gewerbetreibenden sucht – im eigenen Gewerbegebiet. Eine zweite Fläche hat der SPD–Politiker am Rande vom Ort ins Visier genommen: ein leeres Feld an der Potsdamer Allee zwischen Stahnsdorf und Kienwerder. Würde dort gebaut, wären die Anwohner nicht nur bei einem Ausbau der S-Bahn gut versorgt, sondern schon vorher. Denn Schulen, Kindergärten und Supermärkte sind dort bereits vorhanden. „400 Wohnungen, das sind 40 Hausaufgänge in acht Blöcken. Das sind machbare Größenordnungen“, sagt Kosanke.
Doch nicht überall stößt er damit auf Gegenliebe. Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) tut sich mit dem Gedanken schwer, große Wohnblöcke in sein grünes Stahnsdorf zu setzen. So handele es sich bei dem leeren Acker in Kienwerder um eine geschützte Fläche des Landschaftschutzgebietes Parforceheide. „Wohnungsbau bekommt man dort nicht genehmigt“, so Albers. Auch an das Gewerbegebiet will er nicht ran. „Die Gewerbesteuern sind eine wesentliche Einnahmequelle für Stahnsdorf.“ Die Chancen stünden gut, dass die heute noch leeren Flächen schon bald an solide wirtschaftende Mittelständler verkauft sind. Skeptisch ist Albers auch, was ein Engagement der gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft betrifft, denn die Gesellschaft drückt ein Schuldenberg.
SPD-Politiker Kosanke ist anderer Ansicht: „Man muss sich überlegen, ob das alles Gewerbegebiet bleiben muss.“ Kredite für neuen Wohnungsbau seien zudem derzeit günstig. „Moderner Geschosswohnungsbau muss nicht wie Plattenbau aussehen“, ergänzt er. Nicht jeder in der Region sei in der Lage, sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen. Junge Familien und Ältere suchen bezahlbare Wohnungen. Zu oft müssen sie nach Potsdam oder Berlin ausweichen, sagt Kosanke. „Dem Problem muss man Herr werden.“ Am Besten mit neuen Wohnungen an der künftigen S–Bahn-Trasse.
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