
© T. Reichelt
ORTSTERMIN: 45 Sekunden Gauck
Schwielowsee - So ein öffentlicher Auftritt des Bundespräsidenten erfordert Präzision. Vor allem bei der Bundeswehr.
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Schwielowsee - So ein öffentlicher Auftritt des Bundespräsidenten erfordert Präzision. Vor allem bei der Bundeswehr. „Die grüne Raute steht für den Generalleutnant“, erklärt Hauptmann Lange die mit Filzstift gemalten Zeichen auf der Lagekarte. „Prinzipskizze“, sagt Lange, und geht über zur nächsten Markierung: Ein fetter blauer Punkt – er steht für eine Eiche. Hinter der sollen Fotografen, Kameraleute und Journalisten Aufstellung nehmen. Abstand zum Bundespräsidenten: zehn Meter. Alle nicken. Noch 40 Minuten bis zum Auftritt von Joachim Gauck vor der Henning-von-Tresckow-Kaserne.
Ausweiskontrollen an den Toren, Gewehre im Anschlag, schnüffelnde Sprengstoffspürhunde. Der Besuch des Bundespräsidenten beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Mittwoch in Geltow war gut vorbereitet.
Warten im Presseraum, Oberstleutnant Thomas Kolatzki tritt ein. Noch sind es 30 Minuten, bis Gauck eintreffen soll. „Zur Begrüßung des Bundespräsidenten durch den Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz, ist ein Fototermin vorgesehen“, trägt Kolatzki in scharfen Worten vor. Dann wiederholt er die Strategie: Gaucks Wagenkolonne fährt an der Kaserne vorbei, in die Wendeschleife und zurück vors Tor. Siehe blaues Rechteck auf der Prinzipskizze. Die hintere rechte Wagentür wird sich öffnen. Alles klar.
Noch 20 Minuten. Die Truppe marschiert zum Einsatzort, die Fotografen gehen in Stellung, abgeschirmt von einer deutschen Eiche und zwei Soldaten – „Lebendpfosten“ nennt man so was hier. Eiskalter Wind fegt über die Gehwegplatten. Eine Soldatin der Luftwaffe und ein Soldat der Marine beziehen Positionen vor zwei steinernen Säulen im Kasernenportal, das Sturmgewehr G36 im Anschlag.
Noch sieben Minuten. Eine Gardine hinter einem Bürofenster wackelt. Noch fünf Minuten. Die Vorhut rollt vor, ein Mitarbeiter Gaucks steigt aus und verschwindet in der Kaserne. Es geht los.
„Aaaaaaachtung!“ Drei schwarze Limousinen preschen vor, einmal durch die Wendeschleife. Stopp. Eine Tür öffnet sich. Hinten rechts. Generalleutnant Glatz reicht Gauck die Hand. „Guten Tag und herzlich willkommen.“ Gauck lächelt. „Ich benötige zusätzliche Informationen“, sagt er. Fotoapparate klicken. Die zwei Soldaten am Eingang nehmen Gauck ins Visier, ihr Blick folgt jedem Schritt, bis er hinter den weißen Schwingtüren verschwindet. 45 Sekunden sind um.
„Schönen Dank, dass sie bei uns waren“, ruft Oberstleutnant Kolatzki den Journalisten zu. Einsatz beendet.
Drei Stunden Zeit habe sich der Bundespräsident genommen, um sich über die Auslandseinsätze zu informieren. Per Videokonferenz will sich Gauck mit deutschen Soldaten in Afghanistan, dem Kosovo und Somalia unterhalten. „Er hat sich das exklusiv erbeten“, sagt Kolatzki. Es ist der erste Besuch Gaucks hier. Er verging wie im Fluge.
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