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Potsdam-Mittelmark: Ab Montag Zehn-Minuten-Takt

Stadt Teltow, Havelbus und Berliner S-Bahn hoffen auf mehr Fahrgäste, Anwohner fürchten mehr Lärm

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Teltow - Zwei Jahre mussten die Teltower auf den Zehn-Minuten-Takt der S 25 warten : Ab Montag, den 18. Juli, kommen sie nun öfter nach Berlin und zurück. Der bessere Takt war vom Land schon 2009 bestellt worden, die Berliner S-Bahn hatte aufgrund zahlreicher defekter Züge nicht liefern können. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) war sichtlich erfreut, dass es im vierten Anlauf nun endlich geklappt hat. Er sieht in der besseren Anbindung vor allem Vorteile für die Stadtentwicklung: „Das ist sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen ein wichtiger Anreiz, sich hier anzusiedeln“, sagte Schmidt gestern der Presse.

Das neue Taktangebot gilt montags bis freitags zwischen 5.30 Uhr und 20.30 Uhr. Samstags fahren die Züge ab 8 Uhr, sonntags ab 11 Uhr alle zehn Minuten. Der öffentliche Nahverkehr sei unverzichtbar für den Aufschwung gewesen, den Teltow bereits in den vergangenen Jahren erlebt habe, so Schmidt. Durch den 10-Minuten-Takt werde sich diese Tendenz noch fortsetzten. Ein Problem könnte künftig die Parkplatzsituation am Teltower S-Bahnhof werden. Schon jetzt reichen die Stellplätze nicht aus. „Die Stadt prüft derzeit einen Standort, der aber wäre ähnlich weit vom S-Bahnhof entfernt wie der bereits bestehende Parkplatz an der Gonfrevillestraße“, so Schmidt.

Die Havelbus-Verkehrsgesellschaft hofft derweil, dass S-Bahn-Pendler das im Dezember verbesserte TKS-Busnetz stärker nutzen. „Seit dem Bus-Fahrplanwechsel konnten wir einen Fahrgastzuwachs im zweistelligen Bereich feststellen“, sagte Havelbus-Sprecherin Ulrike Rehberg den PNN. „Wir hoffen, dass durch den neuen S-Bahn-Takt noch mehr Teltower das Auto stehen lassen und auf die Öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.“

Für Peter Buchner war die Ankündigung des Zehn-Minuten-Takts nach Teltow die erste gute Nachricht seit Langem. „In 25 Minuten von Teltow bis zum Potsdamer Platz, das ist mit dem Auto gar nicht machbar“, betonte der Geschäftsführer der krisengebeutelten Berliner S-Bahn. Genügend Züge für die Angebotserweiterung stünden mittlerweile wieder bereit, so Buchner: Ab Montag fahren 450 statt bislang 440 sogenannter Viertel-Züge, bis Ende des Jahres sollen es 500 sein.

Bei der Eröffnung des Teltower S–Bahnhofs 2005 hatte die Bahn langfristig mit etwa 10 000 Fahrgästen gerechnet, bislang steigen dort täglich nur rund 3 000 Personen ein und aus. Bis zum kommenden Jahr will die S-Bahn diese Zahl verdoppeln. Dass viele lieber in Lichterfelde-Süd einstiegen, weil die Station bereits im Tarifgebiet Berlin AB liege, wollte Buchner nicht gelten lassen. Der Preis für die Monatskarte im Bereich ABC sei mit 91 Euro nur geringfügig teurer als das AB-Ticket für 71 Euro. Für Pendler lohne sich deshalb eine zusätzliche Autofahrt nicht, so Buchner.

Mit dem neuen Angebot wolle man zudem Fahrgästen aus Potsdam eine Ausweichoption anbieten, wenn im Winter die Bauarbeiten an der Berliner Stadtautobahn Avus beginnen, so Buchner. Die Anschlüsse der neuen TKS-Buslinien seien bereits im Dezember für den Zehn-Minuten-Takt ausgelegt worden, auf den Linien zwischen Potsdam und Teltow soll der Anschluss in Zukunft ohne lange Wartezeiten funktionieren.

Nachbesserungen müsse es noch beim Lärmschutz für Anwohner in S-Bahn-Nähe geben, fordert Detlef Fanter von der Teltower „Agenda Verkehr“. „Gerade im Bereich Seehof, wo um die Lessingstraße gerade ein neues Wohngebiet entsteht, wird der Lärm durch den neuen Takt deutlich zunehmen“, so Fanter. „Schließlich fahren 75 Prozent mehr Züge als bisher.“ Über moderne Lärmschutzwände mit integrierten Photovoltaik–Anlagen, wie sie an der A 10 in Michendorf geplant sind, ließen sich die zusätzlichen Kosten langfristig sogar kompensieren, meint Fanter.

Die Deutsche Bahn will als Betreiberin der Berliner S-Bahn zusammen mit der Bahn-Genehmigungsbehörde des Bundes prüfen, ob in Teltow neben den bestehenden Maßnahmen ein zusätzlicher Lärmschutz benötigt wird. Denn im Genehmigungsbeschluss war nur der 20-Minuten-Takt vorgesehen. Bislang wurden die Schienen mit einer speziellen Beschichtung versehen, zusätzlich darf die S-Bahn nur mit geringer Geschwindigkeit in den Bahnhof einfahren.

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