Potsdam-Mittelmark: Abgase für die Schoten
Werder Frucht hat ein neues Gewächshaus: Kohlendioxid aus Kraftwerk soll Paprika besser wachsen lassen
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Werder (Havel) - Paprikaschoten, die mithilfe von Abgasen produziert werden: Bei der Firma Werder Frucht startet derzeit eine neue Art des Anbaus von regionalem Gemüse. Am Firmenstandort Bralitz bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) hat das Unternehmen ein fast fünf Hektar großes Gewächshaus für den Anbau von Paprika und Gurken gebaut, das neben einem holzverarbeitenden Betrieb liegt.
„In dem Betrieb werden Holzhackschnitzel für die Stromerzeugung verbrannt, mit der Abwärme heizen wir das Gewächshaus“, sagte Sebastian Schornberg, Controller bei Werder Frucht, am Dienstag den PNN. Und auch die Abgase des Kraftwerkes werden genutzt: „Wir trennen das Kohlendioxid ab und leiten es zu den Pflanzen, die das Gas für die Photosynthese brauchen.“ Etwa sieben Millionen Euro wurden in die Anlage investiert. Schornberg zufolge werde in anderen Gewächshäusern meist industriell hergestelltes Kohlendioxid eingesetzt, um das Pflanzenwachstum zu verbessern. Mit dem Kraftwerksverbund werde die Produktion nachhaltiger und auch der schwierige Anbau von Paprika lohnenswert – selbst in kühleren Sommernächten müssen die Treibhäuser für ein optimales Pflanzenwachstum beheizt werden.
Bereits vor zehn Jahren hatte Werder Frucht versucht, Paprika in Gewächshäusern anzubauen. „Damals war der Trend zu regionalen Produkten jedoch noch nicht so stark ausgeprägt wie heute“, berichtet Geschäftsführerin Petra Lack. Auf 3,3 Hektar Fläche soll nun in den Firmenstandorten Branitz und Eiche (Barnim) Paprika angebaut werden. Das sei kompliziert, da das Gemüse in Schüben wächst, sagt Lack: Mal gebe es viel zu ernten, mal gar nichts. Mit der ersten Ernte rechnet sie ab Juni. Insgesamt werde eine Erntemenge von 594 Tonnen angestrebt.
„Bundesweit stammen nur etwa zwei Prozent der 2013 verkauften knapp 300 000 Tonnen Paprika aus einheimischer Produktion“, sagt Jochen Winkhoff von der Fachgruppe Gemüsebau im Zentralverband Gartenbau. Die Lieferanten säßen meist in Holland und Südeuropa. In Deutschland wuchs das sensible Gemüse nach Angaben des Zentralverbands im Jahr 2013 auf etwa 64 Hektar. Mit 30 Hektar hat demnach Baden-Württemberg die größte Fläche. Brandenburg war bislang nur mit einem Hektar dabei. „Paprika braucht warme Temperaturen und Licht, sonst entwickeln sich keine Früchte“, sagt Winkhoff. 20 Grad Celsius seien tagsüber gut, 30 Grad wären besser.
Neben Paprika werden in dem neuen Gewächshaus auch Salatgurken angebaut, vier Millionen sollen in diesem Jahr geerntet werden. Seit drei Jahren beobachtet Geschäftsführerin Lack ein steigendes Interesse an regionalen Produkten, dem sie mit dem neuen Gewächshaus gerecht werden will. Das wichtigste Gemüse blieben jedoch die Tomaten, die auf sieben Hektar Fläche in Eiche und Wollup (Märkisch-Oderland) angebaut werden.
Auch rund um den Firmensitz in Groß Kreutz (Havel) und Werder werde investiert. So wurden im vergangenen Jahr auf acht Hektar Fläche neue Apfelbäume angepflanzt, in den kommenden zwei bis drei Jahren sollen weitere 20 Hektar neu bepflanzt werden. „Damit wollen wir alte Bäume, die kaum noch Ertrag bringen, ersetzen“, so Petra Lack. Neben Äpfeln stehen auch Pflaumen- und Birnenbäume auf den Plantagen, daneben werden Erd- und Himbeeren angebaut. Werder Frucht hat 150 Mitarbeiter. Enrico Bellin (mit dpa)
Enrico Bellin (mit dpa)
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