Potsdam-Mittelmark: Abriss der Alten Schmiede abgelehnt
Strenge Auflagen in Werders Sanierungsgebiet / Seit 1993 schon 207 Baumaßnahmen gefördert
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Werder (Havel) - Sie steht versteckt auf einem Hinterhof von Werders Altstadt: Die Alte Schmiede Unter den Linden 3. Der Eigentümer hat den Abriss beantragt, der Erhalt des Bauwerks würde zu „unzumutbar hohen Kosten“ führen. Die Bausubstanz ist verfallen, in den Wänden steigt das Wasser und die Dachkonstruktion ist feucht. Nach dem Abriss sollte hier ein kleiner Garten wachsen. Doch der Abrissantrag ist abgelehnt worden: Denn das Gebäude steht im Sanierungsgebiet – und genießt den besonderen Schutz der Sanierungssatzung, wie es jetzt im Hauptausschuss hieß.
Im Sanierungsgebiet sind seit 1993 Baumaßnahmen an 207 Häusern mit 35 Millionen Euro gefördert worden. Geld gibt es für Verschönerungen und Hüllensanierungen – aber nur, wenn sich die Stadt an die strengen Vorgaben der Satzung hält. Partner und Treuhänder ist der Sanierungsträger Potsdam, der auch zum Abrissantrag für die alte Schmiede eine Stellungnahme abgegeben hat. Das Gebäude wurde demnach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Es sei „von seiner städtebaulichen Eigenart her ein mit besonderem Aufwand gestaltetes, charakteristisches Gewerbe-Hofgebäude, wie es in der Innenstadt von Werder nur noch wenige gibt“, heißt es in der Stellungnahme. In einem der Räume befindet sich noch die historische Esse mit dem Kamin, der über dem Dach in einem reich verzierten Schornsteinkopf endet. Auch der von der Stadt erst vor drei Jahren aktualisierte Rahmenplan für das Sanierungsgebiet sehe den Erhalt des alten Baus vor. Der Gebäudezustand sei das Ergebnis einer „anhaltenden Unterlassung erforderlicher Instandhaltungsmaßnahmen“, so der Sanierungsträger.
Ungeachtet der Stellungnahme hatte der Bauausschuss dem Abriss am 1. April noch zugestimmt. Bei der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses warnte Werders Erster Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) jedoch davor, über das Votum des Sanierungsträgers einfach hinwegzugehen. Regelmäßig würden die in Sanierungsgebieten geltenden Auflagen zum Erhalt der historischen Substanz durch Kommissionen überprüft. „Bei der nächsten Evaluierung könnten wir ein richtiges Problem mit dem Abriss bekommen“, sagte Schröder. Dann stünde auch infrage, ob Stadt und Eigentümer noch weitere Fördermittel von Bund und Land für die Altstadtsanierung bekommen.
Schröder machte dem Eigentümer der Schmiede Mut und verwies auf das Beispiel der Weinhandlung „Alfred & Otto“ in der Brandenburger Straße 12 oder auf viele Potsdamer Altstadt-Hinterhöfe. „Man kann auch aus der alten Schmiede etwas richtig Schönes machen“, sagte er. Schließlich bekäme der Eigentümer die Sanierung auch gefördert, selbst wenn der Altbau nicht unter Denkmalschutz steht. Gerade in der Nähe des Wasserwanderrastplatzes könnte ein solcher Innenhof als Gaststätte gut funktionieren. Bürgermeister Werner Große (CDU) erinnerte daran, dass auch das Scharfrichterhaus schon einmal kurz vor dem Abriss stand, heute sei es ein Schmuckstück auf dem Plantagenplatz. „Solche Sanierungsprojekte haben sich auch in denTouristenzahlen ausgezahlt“, so Große.
Der Hauptausschuss stimmte einstimmig gegen den Abrissantrag, das Gremium ist maßgeblich in dieser Angelegenheit, der Abriss damit erledigt. Nur Baldur Martin (AFB) enthielt sich: Aus seiner Sicht ist das ursprüngliche Ziel der Sanierungssatzung, die Insel mit Altstadt als Flächendenkmal zu erhalten, bereits erreicht. „Wir sollten langsam mal darüber nachdenken, ob jede übriggebliebene Ecke noch erhaltenswert ist.“
Vor der alten Schmiede stand am Freitag schon ein Schuttcontainer, womöglich muss der Eigentümer auch nur einige Jahre mit dem Abriss warten: Bis 2013 sollen noch 141 Gebäude mit Fördergeldern verschönert oder rekonstruiert werden, dann wird es keine Zuschüsse mehr von Land und Bund geben – und auch keine Sanierungssatzung. Henry Klix
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