Potsdam-Mittelmark: Abschied in Dur und Moll
SPD-Vertreter Bültermann legt sein Mandat nieder
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Kleinmachnow - Es war kein sang- und klangloser Abgang, den Bernd Bültermann da am Donnerstagabend hinlegte. Und es liegt nicht etwa an der Leidenschaft zur Musik des SPD-Gemeindevertreters, dass er zu seinem Abschied aus dem Ortsparlament einen letzten Wortbeitrag in Dur bis Moll hielt. Denn nach neun Jahren Kommunalpolitik ist es ein Gefühl des Zwiespalts, mit dem der 58-Jährige neun Monate vor Ende der Wahlperiode sein Mandat niederlegt.
Bültermann war Politiker aus Überzeugung, nicht aus Kalkül. „Für Geschäfte war ich nicht zu haben“, sagt er. Politische Deals seien ihm fremd, vielmehr schätze er „Akzeptanz, Vertrauen und vor allem Verlässlichkeit“. Bei einigen Parlamentskollegen fühlte er sich mit diesen Eigenschaften gut aufgehoben: Herbert Franke, Klaus-Jürgen Warnick, Nina Hille, Walter Haase und Wolfgang Schirmer seien prägend gewesen für seine Arbeit als Gemeindevertreter.
Doch es ist nicht verborgen geblieben, dass Bültermann zunehmend Schwierigkeiten mit dem Politikstil hat, der heute das Kleinmachnower Ortsparlament dominiert. Er, der gern die rhetorische Keule schwingt, ist ruhiger geworden. Seinen Vorsitz für die SPD-Fraktion hat er schon vor zwei Jahren aufgegeben – oder abgeben müssen? Bei seinem letzten Auftritt machte Bültermann keinen Hehl über seinen Verdruss, dass das politische Geschäft – im sich schon immer etwas elitär gebenden Kleinmachnow – zunehmend geprägt werde von „Eigensinn, kurzzeitigem Ehrgeiz und Selbstherrlichkeit“.
Bültermann bediente sich der Metapher einer Fußballmannschaft, um das Bild der Gemeindevertretung aus seiner Sicht zu beschreiben. Das Team trete „recht launisch“ auf. „Der Ball kommt durch die Mitte, wird nach rechts gespielt, dort aber nicht angenommen Die Fans murren: Wo bleibt der Drang zum Tor? Neuer Anlauf. Diesmal entwickelt sich das Spiel über links. Mitte-rechts reagiert pikiert bis beleidigt und bewegt sich nicht über die Mittellinie Die Kleinmachnower Fans haben mitunter den Eindruck, dass große Teile der Mannschaft durch die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit umherirren.“
Besonders zu schaffen machte Bültermann der von der politischen Gegnern fortwährend erhobene Vorwurf der Befangenheit, der er als Leiter der Eigenherd-Grundschule bei bildungspolitischen Entscheidungen unterliege. „Das kommt einer maßlosen Überschätzung meiner Person gleich“, befindet er. Doch sah er sich zunehmend veranlasst, sich als Rektor schützend vor seine Schule zu stellen, was ihm u.a. zum Rückzug von der politischen Bühne bewog. Und er vermisste den Rückhalt aus eigenen Reihen, wenn er sich der Vorwürfe erwehren musste.
Überhaupt – die SPD! Das Gefühl, dort eine politische Heimat zu haben, scheint zumindest nicht unbelastet zu sein. Sachkunde und Erfahrung zählten immer weniger, bedauert Bültermann. „Jeder wusste es selbst besser.“ Gleichwohl ist er von seiner Popularität als engagierter Sozialdemokrat überzeugt. Doch wird man Bültermann im nächsten Jahr auf der Liste der SPD-Kandidaten fürs Ortsparlament nicht finden. „Als Stimmenfänger bin ich mir zu schade.“
Bültermanns Platz in der Gemeindevertretung wird der Ex-SPD-Ortschef Frank Nägele einnehmen. Peter Könnicke
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