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Potsdam-Mittelmark: Abschied vom Netto im Blütenviertel

Geschickter Schachzug: Blütenviertel GbR ist jetzt Miteigentümer der Caputher Gewächshausbrache

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Schwielowsee - Netto ade: Aus der Gewächshausbrache mitten in Caputh könnte nun doch noch eine innovative Ökosiedlung, ein „Blütenviertel“ werden. Die Blütenviertel GbR ist jetzt Miteigentümer des Areals. Der potenzielle Investor, die Concept Immobilien GmbH aus Hamburg, hat mit gut zweieinhalb Jahren vielleicht zu lange mit dem Erwerb gewartet: Die Concept-Pläne für einen Lebensmittel-Discounter dürften der Vergangenheit angehören, auch der Neubau einer klassischen Eigenheim-Anlage ist dank neuem Verhandlungspartner in weite Ferne gerückt: Eine Zahlungsfrist zwischen den beiden Eigentümern des fünf Hektar großen Areals, der bundeseigenen Bodenverwaltungs- und -verwertungs GmbH (BVVG) und der Potsdamer Blumen e.G., war zum Jahreswechsel nach dreifacher Verlängerung abgelaufen – mit bitteren Folgen für die Hanseaten.

Im Zuge der Ausschreibung hatte die BVVG zugesagt, die Fläche bis 31. Dezember 2009 verkauft zu haben und die Genossenschaft auszuzahlen. „Ich glaube nicht mehr, dass die Concept Immobilien tatsächlich kaufen will“, sagte Potsdamer-Blumen-Geschäftsführerin Katrin Jeschonek gestern auf Anfrage. Auch das Vertrauen in die BVVG sei mit den Jahren gesunken. Die Genossenschaft habe deshalb ihren Grundstücksanteil, nämlich die komplette Gebäudesubstanz, an einen „Bürgerfonds“ der Caputher Blütenviertel GbR verkauft, die seit einem dreiviertel Jahr eine städtebaulich ansprechendere und ökologisch orientierte Lösung für das Areal in Schlossnähe fordert.

„Der Planungshorizont ist wieder völlig offen“, sagte Blütenviertel-Geschäftsführer Andreas von Zadow. „Wir können nun zusammen mit Fachleuten und Interessenten aus dem Ort für eine qualitätsvolle Stadtentwicklung in der sensiblen Ortsmitte kämpfen.“ Die Blütenviertel GbR wolle als Entwicklungsträger tätig werden. Im ersten Schritt sollen Investoren gesucht werden – für ansprechende Häuser, eine Kita, Praxen oder kleine Läden, die ins Zentrum passen. Die Fläche soll mithilfe einer Bürgerfonds KG gekauft und in einer Perspektivwerkstatt entwickelt werden, an der sich die Caputher beteiligen können. Von Zadow geht davon aus, dass die BVVG den Kaufpreis korrigiert, sobald ein Bebauungsplan vorliegt. „Nur durch den Preispoker kam es dazu, dass ein Investor gleich neben dem Schloss ein überdimensioniertes Einzelhandelszentrum plante.“

Erst im Herbst hatten die Hamburger Investoren – nach massivem Druck aus dem Rathaus – Pläne für einen Netto-Discounter vorgestellt, mit dem im Frühjahr endlich der „Startschuss“ für das Baugebiet fallen sollte. Später sollten mit einer Drogerie, einer Sparkasse, einem Getränkemarkt und einem Textildiscounter weitere Geschäfte an der Straße der Einheit folgen, das Hinterland sollte für Einfamilienhäuser parzelliert werden. Die Blütenviertel GbR hatte die Pläne als „phantasielos“ gegeißelt, jetzt hält sie einen wichtigen Trumpf in der Hand.

Bürgermeisterin Kerstin Hoppe zeigte sich geschockt von der Entwicklung: „Wir stehen wieder ganz am Anfang.“ Sie appellierte an die BVVG und die Blütenviertel GbR, die Entwicklung der Brache jetzt nicht gegenseitig zu blockieren. Die BVVG konnte sich gestern dazu nicht äußern. Ins Gerede war das verlassene Areal gekommen, als hier vor fünf Jahren die erste deutsche Euro-Fälscherwerkstatt ausgehoben wurde. Henry Klix

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