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Potsdam-Mittelmark: Abschied von Wolfgang Stamnitz

Langjähriger Beelitzer Pfarrer wurde gestern auf dem Elsholzer Friedhof beigesetzt

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Beelitz - Der langjährige Beelitzer Pfarrer Wolfgang Stamnitz ist am 30. Dezember verstorben. Er war 25 Jahre lang als Seelsorger der Stadt tätig und zur Wendezeit und danach auch politisch aktiv. Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth zeigte sich betroffen vom Tod des 74-Jährigen. „Das bedeutet nicht nur für seine Familie einen großen Verlust. Auch die Stadt Beelitz, die er als Seelsorger betreut und später auch als Kommunalpolitiker mitgestaltet hat, wird ihn schmerzlich vermissen“, so der Bürgermeister.

Wolfgang Stamnitz hatte sich als junger Mann nach einer handwerklichen Ausbildung zu einem Theologiestudium entschlossen. Nach einer ersten Pfarrstelle im südbrandenburgischen Kolochau kam er 1976 nach Beelitz, wo er sich um das Seelenheil nicht nur seiner Gemeinde kümmerte, so Knuth gestern in einem Nachruf. „Er hatte für alle Menschen ein offenes Ohr, spendete in schweren Zeiten Trost und stand jenen zur Seite, die ihn um Rat und Hilfe baten. Er sorgte in Beelitz dafür, dass der christliche Glaube seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft behielt – so wie die Stadtpfarrkirche seit jeher den ihren im Herzen von Beelitz hat.“

Den Erhalt der 800 Jahre alten Kirche machte Wolfgang Stamnitz zum Herzensprojekt. Ende der 1980er-Jahre konnte der Turm saniert werden. Die Bauarbeiten liefen nach der Wende weiter: Das Gotteshaus bekam ein neues Dach, Wunderblutkapelle, Sakristei und Südempore wurden saniert.

Mit dem Ende des Sozialismus wurde Wolfgang Stamnitz Vorsitzender des Runden Tischs in Beelitz. Als Stadtverordnetenvorsteher von 1990 bis 1994 half er, demokratische Strukturen in Beelitz zu schaffen. Immer wieder standen Beschlüsse von großer Tragweite auf der Tagesordnung – wenn es zum Beispiel um die Altstadtsanierung oder den Ausbau des Wasser- und Abwassernetzes ging. „Er übernahm politische Verantwortung, als sich die meisten in Anbetracht einer ungewissen Zukunft lieber ins Private zurückzogen“, so Bürgermeister Knuth.

Als bekannte Vertrauensperson wurde Wolfgang Stamnitz als Vermittler hinzugezogen, als zum Jahreswechsel 1989/90 Hunderte Soldaten in der Beelitzer Kaserne in den Streik getreten waren. Sie wollten die unhaltbaren Dienstbedingungen in der NVA nicht länger hinnehmen und verharrten zwei Tage lang vor dem Kasernentor. Die Lage hätte eskalieren können. Wolfgang Stamnitz rief zum Gewaltverzicht auf und sorgte mit dafür, dass der Schlüssel zur Waffenkammer nicht ausgehändigt wurde. Letztendlich kam der DDR-Verteidigungsminister persönlich nach Beelitz und sagte die Erfüllung der meisten Forderungen zu, womit der Streik endete.

„Wolfgang Stamnitz hat in Beelitz Wurzeln geschlagen. Die Menschen hier sind ihm ans Herz gewachsen, wie auch er für viele ein Anker in rauen Zeiten war“, so Bürgermeister Knuth. Wolfgang Stamnitz ist am Mittwoch auf dem Friedhof in Elsholz beigesetzt worden. hkx

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