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Potsdam-Mittelmark: Affenwald und Sommerrodelbahn umstritten

Phöbener Ortsbeirat sieht vorgeschlagenen Freizeitpark skeptisch und bittet um gründliche Prüfung

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Phöbener Ortsbeirat sieht vorgeschlagenen Freizeitpark skeptisch und bittet um gründliche Prüfung Von Hagen Ludwig Werder-Phöben. Zurückhaltend skeptisch beurteilte der Phöbener Ortsbeirat auf seiner Sitzung am Dienstag die Idee eines Investors, am 84 Meter hohen Wachtelberg eine Sommerrodelbahn und ein vier Hektar großes Affenfreigehege zu errichten (PNN berichteten). Die Stadtverwaltung Werder wurde nun gebeten, gründlich zu prüfen, ob ein solches Vorhaben in Phöben umsetzbar wäre, ohne die Interessen der bereits vorhandenen Nutzer dabei zu verletzen. Ortsbürgermeister Bernd Warsawa (CDU) jedenfalls kann sich kaum vorstellen, dass der Wachtelberg realistische Voraussetzungen biete, zumal dazu auch Nebenanlagen und Anfahrtsflächen gehören würden. Für Lutz und Ute Kronberg aus Grillenberg bei Sangerhausen ist es bereits der zweite Anlauf zum Bau einer Rodelbahn in Phöben. Vor einigen Jahren hatte die damals noch selbstständige Gemeinde in Sorge um die Erholungsruhe im Ort bereits abgewunken. Nach der Eingemeindung von Phöben sprachen die Investoren nun in der Werderaner Stadtverwaltung vor. Dort gab man die Anfrage zur Beurteilung an den Ortsbeirat weiter. Nach PNN-Informationen würde sich für den Bau der geplanten 800 Meter langen Sommerrodelbahn in der Region Werder topographisch allein der Wachtelberg-Hang in Richtung Autobahn eignen. Dort befindet sich der sogenannte Sandberg im Eigentum der Gemeinde. Weitere benötigte Flächen sind in Privathand. In unmittelbarer Nähe sucht der Investor etwa vier Hektar Hochwald für die Haltung von anfangs 15 Berberaffen. Das heißt, der Baumbestand müsste mindestens 40 Jahre alt sein, um den Affen geeignete Tummelbedingungen zu bieten. Möglicherweise würde sich dafür ein Waldstück eignen, dass sich auf dem Kemnitzer Teil des Wachtelberges befindet. Ähnliche Freizeitanlagen, wie in Phöben geplant, betreiben die Kronbergs mit Partnern bereits in Straußberg und seit dem Jahr 2000 in Malchow (Mecklenburg-Vorpommern). Die dortige Rodelbahn hat sieben Steilkurven, der Höhenunterschied beträgt 30 Meter und wird mit einem Schlepplift überwunden. Insgesamt stehen 44 Rodel für Einzel- oder Doppelfahrten zur Verfügung, deren Tempo durch Bremshebel steuerbar ist. In dem 1,8 Hektar großen Naturgehege gleich nebenan wird den Besuchern der direkte Kontakt zum „sympathisch-frechen Affenvölkchen“ versprochen. Vielen Phöbener scheint bisher allerdings danach nicht der Sinn zu stehen, und bei Ortsbürgermeister Bernd Warsawa gingen bereits die ersten Protestbriefe ein. Unter anderem äußerte der örtliche Anglerverein massive Bedenken gegen das Vorhaben. Viele der 75 Vereinsmitglieder haben seit Jahren am Wachtelberg ihre Bungalows und fürchten nun Ruhestörungen durch eine Freizeitanlage in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Vereinsführung kündigte bereits an, sie wolle mit allen Mitteln gegen das Vorhaben vorgehen. Familie Heese schrieb, für sie sei es unvorstellbar, dass für die Sommerrodelbahn weitere Teile des Landschaftsschutzgebietes geopfert werden sollen. „Phöben am Affenwald“: Aus den Nachbarorten komme bereits der erste Spott, hieß es am Dienstag auf der gut besuchten Sitzung des Ortsbeirates. In der Tat gibt es noch viele Fragen, die den Phöbenern auf der Seele liegen. „Wie soll der Ort die anvisierten 70000 Besucher im Jahr und die damit verbundene Verkehrsbelastung verkraften, und geht der idyllische Charakter des Ortes dabei nicht gänzlich verloren?“ „Werden geschützte Biotope auf dem Wachtelberg berührt?“ Zudem legen die Phöbener viel Wert darauf, sich frei auf „ihrem“ Wachtelberg bewegen zu können. Plötzlich würde ein nicht unerhebliches Teilstück für die Affen eingezäunt und nur noch gegen Eintritt zu betreten sein, hieß es. In Malchow beträgt der Eintritt in den Affenwald derzeit 3 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Kinder im Alter zwischen 3 und 14 Jahren. Man sollte das Vorhaben in Phöben nicht ungeprüft ablehnen, empfahl indes eine junge Mutter am Dienstag dem Ortsbeirat. Eine bezahlbare Attraktion in Wohnortnähe wäre auch für die Kinder der Region wünschenswert. Man dürfe den Investor nicht gleich verprellen, möglicherweise schaffe er neue Arbeitsplätze, meinte ein anderer Einwohner. Auch Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) plädiert für eine gründliche Prüfung des Ansinnens. „Wir sollten uns erst einmal den Freizeitpark in Malchow ansehen und dann Pro und Kontra gründlich abwägen“, sagte er gestern gegenüber den PNN.

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