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Potsdam-Mittelmark: Alle Farben

Die Jugendkunstschule in Teltow eröffnet am Sonntag ihre traditionelle Jahresausstellung

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Teltow - Es sieht ein bisschen nach Weihnachtsbäckerei aus, was da auf dem großen Ateliertisch in der Teltower Jugendkunstschule ausgebreitet wird. Aber es sind keine Lebkuchen, sondern Linoldrucke mit Schneemännern und Weihnachtswichteln, die Zirkelleiter Hans Jürgen Brauer und Alexander Harnack durch die Druckwalze ziehen. Jedes Blatt wird geprüft, bevor es zum Trocknen abgelegt wird, denn die Blätter sind Geschenke für die Besucher der Jahresausstellung, die morgen um 11 Uhr im Bürgerhaus in der Ritterstraße eröffnet wird.

Etwas Besonderes lassen sich die Zirkelleiter jedes Jahr einfallen und jedes Jahr sind diese Präsente begehrt. Schon Tage zuvor wurden Vorübergehende angelockt von den Vitrinen, die in diesem Jahr von Engeln, Katzen und Vögeln aus Keramik bevölkert sind. Darunter zwei Plastiken mit breitkrempigen Hüten und Perlenketten, die verträumt in die Schneelandschaft schauen. So viel Lust zum Fabulieren weckt der geschmeidige, leicht formbare Ton, wie der Keramikkurs unter Leitung von Christiane Aßmus jedes Jahr erneut beweist. Dass auch in der Jugendkunstschule die Freude am Gestalten an kein Alter gebunden ist, belegen die Arbeiten des Kurses „Kreativ ab 50“ unter Leitung von Rosemarie Schröder. So ließ sich Erika Koehnke von der Gartenbrücke des französischen Malers Monet inspirieren, der einst seine Holzbrücke im Garten in Giverny malte und dieses Motiv in über 500 Gemälden in jeweils anderem Farbenklang malte.

Doch auch in Teltow lassen sich Motive finden, beispielsweise am Teltowkanal. Dorthin wanderten in diesem Sommer die Schüler von Hans Jürgen Brauer. Antje Berger faszinierten Bäume und Buschwerk, die sich auf ihrem Bild fast tänzelnd ans Ufer drängen und im Kanal spiegeln. Auch die Altstadt war ein Thema der jungen Maler, die auf ihren Skizzenblättern den alten Hof im „Schwarzen Adler“ festhielten, während Bagger ringsum Gruben schaufelten. Das nun eingerüstete Bauwerk bietet schon in seiner Struktur optische Reize fürs malerisch gestimmte Auge. Wenn die Kuppelmayersche Siedlung einmal feierlich eröffnet wird, kann sich Zirkelleiter Brauer vorstellen, Bilder der verschiedenen Bauphasen in einer Ausstellung im neuen Gebäude zu zeigen.

Wie sich junge Künstler beim Zeichnen offenbaren, zeigen auch die Arbeiten des Kurses „Behinderte malen“. Als ob alle Klänge einer Fanfare ertönen würden, begrüßen gleich am Eingang diese fröhlichen Arbeiten die Besucher. Fast scheint es, als hätte Mario Gente auf seinen Bildern alle Farben einer Palette eingesetzt. Obwohl professionelle Künstler sich da lieber beschränken, wirkt es bei diesen Arbeiten fast befreiend, dass sich da jemand überhaupt nicht an diese Normen hält. Dass die Zeichnungen so viel Lebensfreude mitteilen, liegt daran, dass sie einfach entstanden und nicht gemacht sind. Und das ist vielleicht das Beste an den Arbeiten dieses Kurses.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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