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Von Henry Klix: „Alle Schwachstellen beseitigt“

TÜV Rheinland lobt neues Sicherheitskonzept für das Blütenfest / Auch Polizei ist jetzt einverstanden

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Werder (Havel) - Höchstes Lob vom TÜV: Werder könne ganz beruhigt dem 132. Baumblütenfest entgegensehen, sagte Burkhard Bentz am Donnerstagabend in der Werderaner Stadtverordnetenversammlung. Der Sicherheitsingenieur vom TÜV Rheinland hat im Auftrag des Rathauses das neue Sicherheitskonzept des Festes unter die Lupe genommen. „Alle Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr wurden umfänglich beachtet, die Schwachstellen beseitigt“, erklärte der Fachmann und beendete damit die Sicherheitsdebatte der vergangenen Wochen. Das Konzept sei „außerordentlich schlüssig und sehr praktikabel“ und könnte „das goldene TÜV-Siegel“ bekommen, sagte Bentz.

Wichtigster Punkt des geänderten Konzeptes: Die Pontonbrücke des Technischen Hilfswerks neben der Inselbrücke, die in den vergangenen Jahren den Einsatzkräften vorbehalten war, soll auf 3,50 Meter verbreitert und im Notfall für Gäste eingesetzt werden. Bentz sprach von „einem Bypass, durch den wir viel Spielraum bekommen“. Rund um die Brücke sollen Stände wegfallen und mehr Bewegungsraum entstehen, Ordner sollen die Besucher lenken. Zu Stoßzeiten besteht zudem ein striktes Verbot, die Brücke mit Fahrzeugen zu befahren. Dass die Festmeile vom Bahnhof über den Umweg Friedrichshöhe und Bismarckhöhe zur Insel führt, soll stärker mit Bahnansagen, Schildern und 30 000 Werbeflyern kommuniziert werden. Auch das soll die Insel entlasten.

Nicht zuletzt soll die Kommunikation mit der Bundespolizei am Bahnhof Werder verbessert und ein gemeinsames Digitalfunknetz für alle Einsatzkräfte eingeführt werden. Im Feuerwehrdepot soll an Schwerpunkttagen eine Koordinierungsstelle für ein „zeitnahes abgestimmtes Handeln“ sorgen. „Fünf Wochen vor der Baumblüte verfügen wir damit über ein mit der Polizei abgestimmtes Sicherheitskonzept“, sagte Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß am Donnerstagabend.

Auf PNN-Anfrage bestätigte der Potsdamer Polizeipräsident Reiner Kann gestern die neue Einigkeit mit der Stadt. „Die Änderungen im Sicherheitskonzept entsprechen unseren Anregungen“, sagte Kann. „Wir werden auch seitens der Polizei alles Erforderliche tun, damit es gut geht.“ Das Polizeipräsidium hatte im Januar massive Bedenken gegen das Sicherheitskonzept angemeldet und eine Kontroverse über eine zweite Schwimm-Brücke ausgelöst.

Polizeipräsident Kann hatte davor gewarnt, dass die enge Inselbrücke – wie der Eingangstrichter der Loveparade in Duisburg – an starken Besuchertagen zum gefährlichen Flaschenhals werden könnte. Am 1. Mai 2010 hatte er beim Blütenfest persönlich eine sehr heikle Situation erlebt, als die von Menschen dicht gefüllte Inselbrücke gleichzeitig von einem Güllelaster und einem Rettungswagen befahren wurde. Vereinzelt hatten Besucher bereits versucht, die acht Meter breite Brücke über das Geländer zu verlassen. Einen zweiten Zwischenfall gab es am vorletzten Festtag am Bahnhof, als wegen Gleisspaziergängern der Bahnverkehr eingestellt werden musste: Im Massenandrang vor dem Bahnhof wurden 17 Menschen verletzt. Nur knapp drei Monate später gab es bei der Loveparade 21 Tote.

Das Unglück in Duisburg hatte auch den Katastrophenschutz des Landkreises auf den Plan gerufen, der für das Blütenfest einen neuen Evakuierungsplan für das ganze Stadtgebiet forderte. Laut Notfallplan kann die Insel teilweise von zwei Sammelstellen aus mit Dampfern der Weissen Flotte evakuiert werden. Auch für das Festland wurden jetzt Evakuierungsstrecken ausgewiesen. Im und rund um das Festgebiet wurden elf Notunterkünfte in öffentlichen Gebäuden und Kirchen festgelegt. Und für den Abtransport von Schwerverletzten gibt es drei Hubschrauberlandeplätze.

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