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Engpass. Beim Uferstraßen-Ausbau ist der Erdhang der Knackpunkt. Er müsste für eine breitere Straße abgetragen werden.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Alles hängt vom Hang ab

Beim Ausbau der Uferstraße zwischen Caputh und Ferch könnte es weniger Baumfällungen geben

Von Enrico Bellin

Stand:

Schwielowsee - Beim Ausbau der Uferstraße zwischen der Caputher Flottstelle und Ferch müssen weniger Bäume fallen, als bisher geplant war. Mindestens 15 Bäume können verschont bleiben, im besten Fall sogar 29. Ursprünglich sollten nach den Planungen des Kreises 71 Eichen weichen. Dagegen liefen Anwohner Sturm und gründeten eine Bürgerinitiative. Wie viele Bäume letztendlich dem Asphalt weichen müssen, ist aber auch nach fünfjähriger Planung immer noch nicht sicher.

„Uns fehlt ein geologisches Gutachten zum bewaldeten Hang“, sagte der Ingenieur Herbert Staadt bei der Vorstellung der Ausbaupläne am Donnerstagabend in der Fercher Kulturscheune. Bohrungen müssten vor Ort zeigen, ob der Erdhang gegenüber dem Ufer stabil genug ist, um für die nötige Straßenverbreiterung abgetragen zu werden. Ist er das nicht, muss die Straße zur Seeseite hin verbreitert werden. Das wäre für den Baumschutz die schlechteste Variante: Denn dann müssten 42 Eichen entlang der Promenade gefällt werden.

Sollte sich der Hang bei einem Gutachten jedoch als stabil erweisen, würde er durch eine 475 Meter lange Stützmauer gesichert, die an ihrer höchsten Stelle zwei Meter in die Höhe ragt. Im Durchschnitt wäre die Mauer etwa einen Meter hoch. Bei dieser Ausbauvariante müssten an der Seeseite lediglich zwei Eichen gefällt werden, am Waldhang wären es 27 Bäume. Das wäre Baumschutztechnisch noch die beste Variante.

Um die alten Uferbäume wird wie berichtet seit Jahren gerungen: Dabei kämpfte die Bürgerinitiative „Rettet unsere Uferstraße“ vehement gegen die Abholzpläne des Kreises an. Um einen Kompromiss zu erhalten, wurde im Herbst vergangenen Jahres der Ingenieur Herbert Staadt vom Landkreis mit der Planung eines gemäßigten Vorschlages beauftragt. Dass die Straße verbreitert werden muss, steht für den Kreis außer Frage, denn sonst gibt es für den Ausbau der maroden Verbindung keine Fördermittel.

Mit einer breiteren Straße wird es künftig nur noch sechs enge Stellen geben: Die nun vorgestellten Pläne sehen vor, im südlichen Streckenteil vor dem Fercher Ortseingang an vier Stellen die Straßenbreite von den zukünftigen 5,75 Metern auf 3,5 Meter zu verringern. Auch im nördlichen Straßenbereich von Caputh kommend soll es zwei derartige Engpässe geben. Damit an den 50 bis 60 Meter langen Engpässen die Autos nicht zu dicht an die Bäume heranfahren, sollen Borde die Fahrbahn begrenzen. Die Verkehrsführung werde deutlich besser gestaltet als bisher. „Mit den neuen Straßenmarkierungen wird eindeutig klar, aus welcher Richtung man an den Engstellen zu warten hat“, so Staadt.

Für den nördlichen Bauabschnitt ab der Flottstelle gibt es bereits detaillierte Planungen: So müssen hier statt 28 Eichen aus der Ursprungsplanung nur 13 gefällt werden, dazu wird es zwei Engstellen geben.

Die Fahrbahn wird ohne Mittelstreifen sein, da Autofahrer dadurch weniger zum Rasen ermutigt würden. Auch nach dem Ausbau der Straße soll die Höchstgeschwindigkeit wie bisher bei 60 Kilometern pro Stunde liegen, außerdem darf sie nur von Fahrzeugen bis 7,5 Tonnen befahren werden. „Wir wollen niemanden animieren, die Straße zu nutzen, wenn er nicht unbedingt langfahren muss“, so Herbert Staadt. Der letzten Verkehrszählung vom Herbst 2013 zufolge wird die Straße von täglich 1 800 Autofahrern genutzt. Ein Unfallschwerpunkt ist sie Staab zufolge zwar nicht. Jedoch gingen über die Hälfte der Unfälle zwischen den Jahren 2010 und 2013 auf Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr zurück. Glücklicherweise blieb es meist bei abgefahrenen Außenspiegeln.

Die Anwohner nahmen die neue Planung am Donnerstag positiv auf. Kritik an den Fällungen gab es kaum noch. Auch dass die Straße während der fünf- bis sechsmonatigen Bauzeit voll gesperrt sein wird, führte zu keinem Aufschrei. Autofahrer müssten dann von Caputh über Michendorf und Neuseddin nach Ferch. Auch der begleitende Rad- und Fußweg wird wohl gesperrt, es soll jedoch eine Ausweichstrecke durch den Wald geben.

Wann genau mit den Bauarbeiten begonnen werden kann – bisher wurde von einem Baustart im September ausgegangen – ließ Staadt am Donnerstag noch offen. Viel Zeit bleibt jedoch nicht: Die eingeplanten Fördermittel für den Ausbau stehen nur noch bis im Jahr 2015 zur Verfügung.

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