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Potsdam-Mittelmark: Alles neu macht der Mai
„Teltow blüht auf“: Mit Maibaum und mehr
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Teltow - Teltows Maibaum war mal eine Kiefer. Vom Nadelbaum blieb nur ein sauber geschälter Stamm. Der misst acht Meter, was vermuten lässt, dass diese Kiefer in den märkischen Wäldern eine herausragende Rolle innehatte, bevor sie als Farbtupfer auf den Marktplatz vors Rathaus „gepflanzt“ wurde. Die Idee mit dem Maibaum ist zwar dem Süddeutschen entliehen, aber der Baum stammt aus den Wäldern bei Lehnin, also ein „echter Märker“, was Initiator Wolfgang Dahms wichtig ist. Außerdem flattern statt weiß-blauer Bänder im Teltow Frühlingswind rot-weiße, gekrönt vom Brandenburger Wappentier, dem roten Adler.
Unterm Blumenkranz werden an Holzstangen die Zunftzeichen des Teltower Handwerks präsentiert. Es sind mehr als zwanzig, und Bäckermeister Gerhard Neuendorff, der mal kurz aus der Backstube herübereilte, zeigte stolz nach oben: „Ich bin das zweite Zeichen von unten rechts, die Brezel!“. Darüber reihen sich Zunftzeichen von Gärtner, Fleischer, Schneider, Schuhmacher, Zimmerer und Schmied. Es sind auch Gewerke darunter, die früher mal in Teltow ansässig waren und einst die Entwicklung der Stadt vorangetrieben haben, erklärte Dahms.
Auch das Teltower Rübchen hat ein eigenes Zeichen bekommen. Zudem schmücken den Baum die Wappen der drei Teltower Partnerstädte: Gonfreville, Ahlen und Zagan. Die Aufstellaktion am Wochenende, musikalisch begleitet vom Teltower Männerchor, zog viele Schaulustige an. Auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) war beeindruckt: „Wolfgang Dahms ist einer, der irgendwann in meinem Büro steht, und da stehen viele. Aber er kommt immer mit einer Idee.“
Mit über 32 Firmen hatte Dahms im Vorfeld gesprochen, um Sponsorengelder für den Maibaum einzuwerben, der nun eine von über zwanzig Aktionen ist, mit denen sich Teltow am Wettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“ beteiligt. Dass mit dem Blühen ist beim Maibaum symbolisch gemeint, weshalb auch ein Schild ans „blühende deutsche Handwerk“ erinnert. Schmiedemeister Raymund Kempff brachte es am unteren Teil des Maibaumes an. Da kann es jeder lesen, hofft Kempff, dass der Bürgermeister mal den alten Spruch studiert. „Denn traditionelles Handwerk hat bei der Stadt keinen Stand mehr und wird nicht gefördert“, klagte der Schmiedemeister.
Rund vier Wochen hatte er damit zugebracht, die Metallfassungen für den Maibaum zu fertigen, darunter auch einen Zierkranz nach Florentiner Muster. „Das biegen wir seit DDR-Zeiten alles selber“, erzählte er beim Festschrauben. Tatkräftig assistierte ihm der Teltower Künstler Wolfgang Eberhard, der die Zunftzeichen gestaltete und den Maibaum am liebsten noch mit Figuren ausgestattet hätte. Vielleicht eine Idee für spätere Jahre. Denn als Glücksbringer soll der Maibaum, wenn es nach Dahms und seinen Mitstreitern geht, in Teltow eine Tradition begründen. So kam dann auch von einigen Schaulustigen die neckische Frage, wie es denn mit der in Oberbayern gepflegten Tradition des „Maibaumstehlens“ in Teltow stünde? Prompte Antwort von Bäckermeister Neuendorff: „Naja, wir sind ja auch noch hier, Tag und Nacht“.
Angesichts des technischen Aufwandes beim Aufstellen des Baumes mittels Drehleiter der Feuerwehr bleibt es fraglich, ob sich in den nächsten Jahren Maibaumdiebe einfinden. Gelegenheit zum Stehlen gibt es dem Brauch gemäß nur in der Nacht zum 1.Mai. Bis Oktober bleibt der Baum stehen.
Demnächst werden am Marktplatz noch Blumen gepflanzt, ebenso soll der Ahlener Platz aufblühen. Weitere Wettbewerbsbeiträge sind bereits rund um die Mühlendorf-Oberschule sichtbar. Schüler, Eltern und Lehrer pflanzten Stauden und Sträucher. Auch in der Grundschule am Röthepfuhl wurden Kübel neu bepflanzt, der Klanggarten verschönert, Bänke gestrichen und neue Spielgeräte aufgebaut. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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