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Alles klar hinter der Bar. Norman Schneider setzt auf familiäre Atmosphäre, hier mit Gästen aus Spanien.

© Lutz Hannemann

Potsdam-Mittelmark: „Alles schlicht verbinden“

Das Bürgermeisterhaus gehört zu den drei ältesten Adressen von Werder. Die neuen Betreiber beleben den Standort mit einem Restaurant und Hotel

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Werder (Havel) - Es gehört zu den drei ältesten Adressen von Werder: das Bürgermeisterhaus auf der Insel. 1773 wurde es vom Bürgermeister Christian Schönemann mit Baufördermitteln aus dem „Retablissementsplan“ Friedrich II. errichtet. Jetzt ist in dem frisch sanierten Gebäude am Markt ein Hotel mit Restaurant eröffnet worden. Auch ein Regioladen ist geplant. Drei Gastronomen aus  Hohen Neuendorf haben das Gebäude mit ihrer U.N.D. GbR gepachtet.

„Wir kennen uns seit Jahren, wollten uns selbstständig machen und unsere eigenen Ideen umsetzen“, sagt Norman Schneider, einer aus dem Trio, im PNN-Gespräch. „Als wir gesehen haben, dass ein Gasthaus auf der Insel in Werder verpachtet werden soll, haben wir es uns angeschaut. Es hat uns sofort gefallen, das Haus hat Flair.“ Gut erhaltene Details aus der Erbauungszeit wie die zweiflügelige Rokoko-Eingangstür, der Gussofen oder der Kamin überzeugten die neuen Pächter genauso wie die gekalkten Wände, die alten, gemusterten Fußbodenfliesen und das rustikale Gasthausmobilar.

Die untere Denkmalschutzbehörde schätzt das Gebäude, weil Baugeschichte und Besitzfolge bis heute nachvollziehbar, die Grundrisse teils noch erhalten sind. 1837 wurde ein Anbau angefügt, der ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Das frühere Wohnhaus wurde dann im 19. Jahrhundert vom Bäcker Carl Neumann als Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Die Keramikerin Heidi Grabowitz rettete es 1990 vor Verfall und Abriss und renovierte es. Fast zwei Jahrzehnte betrieb sie hier das legendäre Galeriecafé, bevor sie aus Altersgründen aufhörte.

2008 hat das Ehepaar Wilhelm Brüggen und Ursel Sieber das Haus erworben. Der Psychiater und die TV-Journalistin haben Werder durch den Segelsport kennengelernt und sind hier vor über zehn Jahren mit ihren beiden Kindern hergezogen. Wie das Belvedere auf dem Mühlenberg sanierten sie nun auch das Bürgermeisterhaus. Im vorigen Jahr wendeten sie sich dem ruinösen Anbau zu. Zwei Appartements und fünf Zimmer für den Hotelbetrieb sind darin entstanden, außerdem die Ladenfläche im Erdgeschoss.

„Wir denken, dass die Inselstadt eine attraktive Adresse ist und wollten das schöne alte Haus am Markt gern retten“, so Wilhelm Brüggen gegenüber den PNN. Den Denkmalschutz mit den Anforderungen an eine Gaststätte mit Hotel in Einklang zu bringen, sei nicht immer einfach gewesen, aber man wurde sich irgendwie einig. Dann wurden ambitionierte Pächter gefunden, die das größere Haus weiterführen wollen.

„Wir wollen gern anschließen, wo Frau Grabowitz aufgehört hat“, sagt Norman Schneider. Er meint vor allem die familiäre Stimmung, für die das Haus bekannt war. Neben selbst gebackenem Kuchen wird im neuen „Hotel und Restaurant am Markt“ jetzt auch Hausmannskost aus gesunden Zutaten für alle Geschmäcker – von Schweinebraten bis Tofu – frisch zubereitet serviert. „In Werder kann man frisches Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse sehr gut regional einkaufen“, so Schneider, das werde seine Mannschaft auch tun. Die Hausphilosophie: „Alles schlicht miteinander verbinden.“ Wenn sie aufgeht, soll im September ein Auszubildender zum Trio hinzustoßen. „Werder ist im Kommen“, ist sich Schneider sicher.

Der Galeriebetrieb ist wieder aufgenommen worden, zum Start sind im Gastraum Werder-Motive der Berliner Malerin Inge Gräber ausgestellt – die sich beim Blick aus dem Fenster wiederfinden. Henry Klix

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