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Rosemarie Jordan und Udo Müller mit dem neuen Museumsstück, der Mabeco.

© hkx

Zweiradmuseum Werder: Als Siemens bei den Amis klaute

Es ist ein großes Thema bei deutschen Unternehmen: der Technologie-Klau der Chinesen. Udo Müller vom „MC Blütenstadt Werder“ kann darüber lachen.

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Werder (Havel) -  Im Zweirad- und Technikmuseum, das von seinem Verein betrieben wird, steht eine Mabeco, Baujahr 1925: ein Berliner Nachbau der legendären „Indian Scout“, lizenzfrei versteht sich. Nur die Schraubengewinde wurden umgerechnet, alles andere ist bis aufs letzte Detail geklaut. Siemens war Hauptaktionär von Mabeco. „Als die Amis ihr Veto einlegten, wurden ein paar Änderungen vorgenommen, im Wesentlichen blieb die Maschine aber eine Kopie“, so Müller.

Die polierte Mabeco ist das neueste Museumsstück, gleich am Eingang steht sie auf einem Podest. Müller hat Jahre benötigt, um alle Teile zu bekommen und die Maschine zu rekonstruieren. Der Motor ist aus Rügen, das Fahrgestell aus Beelitz ... Es ist ein Schmuckstück unter den 70 Motorrad-Oldtimern und 50 historischen Fahrrädern hier. Europaweit soll es nur noch 20 fahrbereite Mabecos geben.

Die neue Museumssaison beginnt am 1. April. 25 Jahre alt wird der MC Blütenstadt an diesem Tag, das soll beim Saisonauftakt gefeiert werden. Dafür gibt es noch einen anderen Grund: Das Zweirad- und Technikmuseum kann an ein besonders erfolgreiches Jahr anknüpfen. Über 4500 Gäste wurden 2011 gezählt, gut 700 mehr als im Schnitt der vergangenen Jahre. Die Vereinsleute basteln nicht nur viele ihrer Exponate, sie sind mit den Jahren auch zu Museumsprofis geworden.

Dass zum Beispiel Anknüpfungspunkte zur Gegenwart für Gäste sorgen, haben Müller und Museumsleiterin Rosemarie Jordan bei einer Sonderausstellung von historischen Fahrrädern mit Hilfsmotoren mitbekommen, die jetzt zur Dauerschau wird. Der Trend zum Elektrorad, dem E-Bike, hat auch das Interesse an diesem Zweig der Fahrradgeschichte geweckt. Einer der Hingucker: Ein Alba-Fahrrad aus Stettin mit Viertaktmotor. „Baujahr 1922, 200 Kubik, 1,5 PS, tolles Drehmoment“, verrät Udo Müller.

Die steigenden Gästezahlen haben, glaubt Rosemarie Jordan, auch etwas mit dem neuen Veranstaltungskonzept zu tun. Von den in Werder ausgestellten Zweirädern sind viele fahrtüchtig. „Und die Leute wollen die gern in Aktion erleben“, lautet ihre Erfahrung. Der Museumsverein hat deshalb das Konzept umgebastelt: Statt einer gibt es auch in diesem Jahr wieder vier Veranstaltungen, zu denen die Maschinen knattern: Neben dem Museumsfest (26. August) wird zum Oldtimermarkt (14. April), zum Motorradtreffen (17. Mai) und zum Stationärmotortreffen (17. Juni) eingeladen. Mehr sei kaum zu schaffen, sagt Jordan. 29 Mitglieder hat der Museumsverein. Immerhin gab es gerade vier Beitritte junger Leute, so dass der Altersdurchschnitt „wieder stimmt“.

Derweil hat Urgestein Udo Müller die Ehre der deutschen Ingenieurschaft wieder hergestellt: Ein paar Meter neben der Indian-roten Mabeco steht eine „UMW“, die Abkürzung steht für „Udo Müller Werder“, das Motorrad passt in die historische Sammlung. Es ist ein Unikat, eine echte Eigenkonstruktion des Oldimterfans. Müller wurde mal einen Rinne-Motor mit Dampfkühlung aus den 20er Jahren geschenkt, niemand weiß, wo er eingebaut war. „Sehr ausgefallen“, sagt Müller. Er hat ein Fahrgestell drumrum gebaut, einen langgestreckten Tank, zwei Räder aus der Zeit ... Jetzt rätselt er, ob die Maschine in den 1920ern wie die Mabeco ein Verkaufserfolg geworden wäre.

bis März So 10-16 Uhr, von April bis Oktober Mi, Do, Sa, So 10-17 Uhr, Werder (Havel), Mielestraße 2, weitere Infos unter zweiradmuseum-werder.de

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