Potsdam-Mittelmark: Als Stanesdorp zu Stahnsdorf wurde Thomas Marin erforscht Geschichte im Mittelalter
Stahnsdorf - Stahnsdorf feiert in diesem Jahr sein 750. Bestehen.
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Stahnsdorf - Stahnsdorf feiert in diesem Jahr sein 750. Bestehen. In Wirklichkeit dürfte der Ort jedoch einige Jahre älter sein, wie der Stahnsdorfer Thomas Marin am gestrigen Montag bei der Vorstellung seines Buches „Von Stanesdorp nach Stahnsdorf“ in der Gemeindebibliothek erklärte.
So geht das zelebrierte Jubiläum auf die Unterzeichnung einer Urkunde zurück, mit der Markgraf Otto 1264 dem Domkapitel ein Dorf auf dem Gebiet des heutigen Werderaner Ortsteiles Neu-Plötzin schenkte. „Für die Kirche unterzeichnet hat damals ein Petrus de Stanesdorp, der sehr wahrscheinlich aus dem heutigen Stahnsdorf kam“, so Marin. Der katholische Diakon geht davon aus, das Petrus der Enkel oder Urenkel des Dorfgründers gewesen ist, der im Auftrag der Askanier Ostfalen dazu gebracht hat, sich in Stahnsdorf niederzulassen.
Auf 96 Seiten beschreibt Thomas Marin die mittelalterliche Vorgeschichte der Mark und Stahnsdorfs, dazu bezieht er sich unter anderem auf den Mittelalterhistoriker Karl Heinrich Schäfer, der bereits in den 20er-Jahren zur Geschichte des Ortes forschte. „Lange herrschte die Vorstellung, dass die Zisterzienser aus dem Kloster Lehnin unsere Kirche gebaut und den Ort gegründet haben.“ Dem Autor zufolge haben die Mönche in Stahnsdorf jedoch nie Land besessen, nur in den umliegenden Dörfern wie Güterfelde. Auch die Bauweise der Kirche gebe keinen Aufschluss über ihren Erbauer. Von Ostfalen bis Pommern sei die Bauweise der um 1230 erbauten Kirche verbreitet. Möglich sei, dass fahrende Bauhütten mit ihren Arbeitern über die Lande zogen, da auch in benachbarten Gemeinden Kirchen in ähnlicher Weise gebaut wurden. „Da bleibt jedoch die Frage, wie die örtlichen Bauern die Arbeiter mit ernähren konnten, wenn sie selbst erst vor Kurzem das Land urbar gemacht haben.“ Womöglich haben die Bauern auch selbst im Winter die Steine für den Kirchbau behauen.
Sicher sei dagegen, dass die Bauern friedlich waren. So hätten sie Slawen, die bis ins 15. Jahrhundert in einem parallel bestehenden Dorf wohnten, nicht wie Untertanen behandelt. „Eher haben sie den Bewohnern moderne Technik des Ackerbaus gezeigt“, so Marin. Erst später seien das deutsche und das slawische Dorf verschmolzen. Aus den bisher gefundenen Quellen gehe jedoch nicht hervor, wo sich die slawische Siedlung befand. „Bisher gingen die Geschichtsschreiber davon aus, dass die Siedlung bei Kohlhasenbrück gewesen ist“, so Marin. Keramikfunde legen dort jedoch deutsche Siedlungen nahe.
Mit seinem Buch will Thomas Marin die Diskussion um die Geschichte des Ortes fortführen und hofft, dass auch spätere Generationen weiter zur Geschichte forschen. Schließlich gibt es in den Archiven noch immer genügend Dokumente zu sichten. Enrico Bellin
Thomas Marin, „Von Stanesdorp nach Stahnsdorf“, Verlag: Books on Demand, Kosten: 5 Euro
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