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Potsdam-Mittelmark: Als Treffpunkt Gläubiger erkennbar

Kirchengemeinde diskutiert Neubau in Caputh

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Schwielowsee · Caputh - Ein neues Kirchengemeindehaus zu bauen, muss für einen Architekten ein Drahtseilakt sein. Die einen wollen Licht, die anderen nicht zu viele Fenster – die Sicht kann ja auch ablenken von christlicher Einkehr. Die einen wollen Gärten und Flächen zum Bolzen für den Nachwuchs, die anderen nicht zu viel Arbeit beim Schneeschippen. Die einen wollen viel Platz, die anderen Bescheidenheit. Aber eines unterscheidet die Caputher evangelische Gemeinde vielleicht vom Rest der Welt: Man „befiehlt dem Herrn seine Wege“, streitet sich im Guten – und kann sich am Kuchenbuffet noch in die Augen sehen.

Bis zum Reformationstag 2007 will die evangelische Kirchengemeinde ihr neues Domizil errichten. Für das anspruchsvolle Grundstück an der Kirche wird es im Sommer einen beschränkten Architektenwettbewerb geben. Bei der Gemeindeversammlung wurde Dienstagabend diskutiert, was man den Architekten auf den Weg gibt. Etwa 30 Gemeindeglieder ließen sich von Corinna Schwarzkopf vom Gemeindekirchenrat durch die Diskussion leiten, das Versammlungsprotokoll ist Anlage der Wettbewerbsunterlagen.

Das Gemeindezentrum Lindenstraße, wo man sich traf, ist für die kirchlichen Gruppen – von Christenlehre über Handglockenchor bis Seniorengymnastik – zu klein geworden und ein Sanierungsfall, das Grundstück, auf dem es steht, mit 2500 Quadratmeter zu groß. Der Verkauf soll Geld in die Kasse bringen, um den Neubau am Rande des Kirchparks an der Seestraße, fast neben dem Seniorenzentrum, errichten zu können (PNN berichteten). Eine Rücklage wurde schon bereitgelegt, so dass mit Fördermitteln die benötigten 600 000 Euro zusammenkommen könnten. Mit einer Wohnung im Dach sollen Betriebskosten gedeckt werden – oder ein Darlehen, wenn nötig. Der Gemeindesaal, zwei Gemeinderäume, Teeküche, Foyer, Archiv und Büro müssen auch noch unterkommen.

Die Denkmalpflege beäugt den 38 Meter von der Stülerkirche entfernten Neubau skeptisch. Doch die Kirchengemeinde zeigte sich ihrer Verantwortung am Dienstag bewusst: Der Neubau soll sich in das Vorhandene einpassen, die Kirche keinesfalls erschlagen, sondern lediglich in (Blick-)Beziehung zu ihr stehen – da war man sich einig. Und das Haus soll – in gebotener Zurückhaltung – als Treffpunkt Gläubiger erkennbar sein.

Ökologisch bauen oder nicht? Auch diese Frage beschäftigte die Gemeindeversammlung. Pfarrer Hans-Georg Baaske brachte die Nachhaltigkeit in Beziehung zum Verkündigungsauftrag. Andere fanden: Die Ökonomie müsse den Vorrang haben. Man war diplomatisch: Der ökologische Aspekt „soll Beachtung finden“. „Und es soll 100 Jahre halten“, sagte Pfarrer i.R., Ulrich Heilmann. Am Ende rauchten die Köpfe derartig, dass der Overheadprojektor nicht zurückstehen wollte: Er schmorte durch.

Freitag geht der Wettbewerb los. Eine Jury aus Fachleuten soll dann unter fünf Entwürfen den besten finden. Ende September könnte feststehen, wie das neue Haus aussehen wird. Henry Klix

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