
© Archiv/Rosenberg
Nuthetal: Alt werden im Dorf
Die Gemeinde Nuthetal stellt sich dem demografischen Wandel und setzt auf bürgerschaftliches Engagement
Stand:
Nuthetal - Alt werden in gewohnter Umgebung mitten im Dorf – das ist der Wunsch vieler Nuthetaler. Wie es mit bürgerschaftlichem Engagement gelingen kann, dafür die Voraussetzungen zu schaffen, wird gegenwärtig in der Gemeinde diskutiert. In Nuthetal gebe es schon viele gute Ansätze, die jetzt gebündelt werden müssen, sagt Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke). Anknüpfen will man dabei an Erfahrungen aus der südbadischen Gemeinde Eichstetten. Dort wurde bereits vor 13 Jahren der Verein „Bürgergemeinschaft Eichstetten“ gegründet, um ältere und hilfsbedürftige Menschen in der Gemeinde zu unterstützen und bezahlbar zu betreuen.
Das Erfolgskonzept basiere auf mehreren Säulen und dem Zusammenspiel von professioneller Hilfe und Ehrenamt, erläuterte Sabine Lais vom Vereinsvorstand jüngst auf einer Informationsveranstaltung in Nuthetal. Nachbarschaftshilfe wird organisiert, die Kommune baute ein Haus für betreutes Wohnen in der Ortsmitte aus und bei Pflegebedürftigkeit bietet die Bürgergemeinschaft eine spezielle Wohngruppe an. Um pflegenden Angehörigen auch freie Zeit für die Familie zu schaffen, werden mit Unterstützung der Sozialstation regelmäßige Tagestreffs organisiert. Andererseits betreuen rüstige Senioren Schulanfänger vor und nach dem Unterricht.
Mit dem Mehrgenerationenhaus (MGH) und seinem Förderverein besitze auch die Gemeinde Nuthetal bereits eine tragende Säule für ein solches Netzwerk vieler Initiativen, konstatiert Bürgermeisterin Hustig. Die Geschichte des Hauses steht symbolisch für das Programm: Generationen haben in dem einstigen Bergholzer Schulhaus nicht nur gelernt, sondern auch erste soziale Kontakte geknüpft. Seit einigen Jahren wird das Haus mit Fördermitteln und viel Eigenleistung als ein Treffpunkt für Jung und Alt, Neubürger und Alteingesessene aus allen Ortsteilen ausgebaut. Es entstanden Räume für kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen und Vorträge. Dabei werden die zahlreichen Vereine des Ortes und Menschen, die nach Abschluss des Berufslebens neue Aufgaben suchen, einbezogen. Auch die „Akademie 2. Lebenshälfte“ sieht sich mit ihren vielen Bildungsangeboten mit im Boot: Kontaktstellenleiterin Judith Wermelskirch-Wieland spricht von guten Chancen für eine verstärkte Kooperation. Der Leiter des Mehrgenerationenhauses, Karlheinz Richter, plant jetzt den Einstieg in die Nachbarschaftshilfe und will älteren Einwohnern Unterstützung beim Winterdienst vermitteln.
Für den Aufbau von betreuten Wohngemeinschaften in der Gemeinde hat die Rehbrückerin Friederike von Bostel fachliche Hilfe angeboten. Sie arbeitet beim Evangelischen Verband für Altenarbeit und pflegerische Dienste. Die Vorsitzende des Sozialausschusses, Monika Zeeb (SPD), unterstützt ein solches Vorhaben. „Es bietet mehr Lebensqualität und schützt vor Vereinsamung“, sagt sie. Auch der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Egon Mücke, würde gern in einem solchen Haus wohnen. Aus seiner Zeit als Bauhelfer am MGH wisse er, dass man auf ehrenamtliche Arbeit in Nuthetal setzen könne. Noch ist jedoch nicht klar, wo solche Wohngemeinschaften in Nuthetal entstehen könnten.
„Zwei leerstehende Wohnungen zusammenlegen – das könne sich jedes Dorf leisten“, meint Sabine Lais aus Eichstetten. Doch das Projekt müsse sich selbst tragen, schränkt Bürgermeisterin Hustig ein. Nuthetal sei mit fünf Millionen Euro verschuldet und habe keinen Investitionsspielraum mehr. Neue Hoffnung gibt es jetzt in der Rehbrücker Gartenstadt. Dort beginnt die Gewog Kleinmachnow, deren Mitgesellschafter die Gemeinde Nuthetal ist, mit einem neuen Wohnprojekt. Sie will jetzt mit einer Umfrage erkunden, wie sich Nuthetaler Senioren altersgerechtes Wohnen vorstellen. Es solle auf keinen Fall „an den Senioren vorbeigeplant werden“, hieß es.
Am 17. Oktober folgt nun eine weitere Gesprächsrunde zum Thema. Ab 18 Uhr wird im MGH über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die kommunalen Haushalte diskutiert. Als Gäste haben sich der ehemalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Brandenburgs Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski angesagt. Die Moderation übernimmt Bürgermeisterin Hustig.
Ute Kaupke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: