Potsdam-Mittelmark: „Alte Dame“ feiert 100. Geburtstag
Stahnsdorfer Lindenhof-Schule wurde 1908 eröffnet und feiert nun Jubiläum
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Stahnsdorf - Es ist der Geburtstag einer „alten Dame“, wie Lehrer und Schüler die Lindenhof–Schule in Stahnsdorf nennen. An diesem Wochenende feiern sie das 100-jährige Bestehen ihrer Schule.
Es war ein Montagmorgen, als am 27. April 1908 zum ersten Mal die Schulglocke in der damals evangelischen Grundschule zum Unterricht läutete. Rund 200 Schüler mussten von zwei Lehrern in der Stahnsdorfer Schulstraße 9 unterrichtet werden, erzählt Jürgen Böhm vom Stahnsdorfer Heimatverein. Zu damaliger Zeit fast schon gute Bedingungen, war doch die Grundschule in Kleinmachnow, die von allen Stahnsdorfer Kindern besucht wurde, hoffnungslos überlaufen. Also gründete die Gemeinde einen eigenen Schulbezirk, wie man heute sagen würde, und baute die Lindenhof–Schule. „Aus eigenen Mitteln“, weiß Böhm. Sogar eine Turnhalle – die erste im Landkreis Teltow überhaupt – konnte sich Stahnsdorf leisten.
Es muss ein sehr robuster Hallenbau gewesen sein, mutmaßt die heutige Schulleiterin Christina Sommer. Denn erst im Jahr 2006 wurde die Halle vollständig renoviert. Dabei war 2006 kein leichtes Jahr für die kommissarische Direktorin, die eigentlich die Heinrich–Zille–Grundchule leitet. Lange war unklar wie es an der Lindenhof–Schule weitergehen sollte: Wurden nach dem zweiten Weltkrieg hier noch bis zu 600 Kinder unterrichtet, musste die Schule 2006 für ein Jahr schließen. Als weiterführende Schule wurde die Einrichtung inzwischen als Oberschule geführt – ein Schultyp, der wenig angenommen wurde. Es fanden sich nicht genug Schüler, um die geforderte Zweizügigkeit herzustellen.
Die einjährige Pause war ein „erholsamer Dornröschenschlaf“, wie Sommer heute findet. Genutzt wurde die Zeit, um das Gebäude wieder für Schulanfänger herzurichten. Seit dem Schuljahr 2007/08 sitzen nun Grundschüler in den frisch sanierten Klassenräumen, so wie es bis zur Umbenennung in Albert–Wiebach–Oberschule zu DDR-Zeiten schon war.
Um zu zeigen, wie sehr sich die Schule im Laufe der Zeit geändert hat, ließ Christina Sommer ein historisches Klassenzimmer zum Jubiläum einrichten. „So wurde vor 100 Jahren unterrichtet und so heute“, erklärt die Direktorin die gegenüberliegenden Räume. Der eine mit alten Landkarten, Büchern und Holzbänken, der andere in frischen Farben und modernen Möbeln.
Dabei wurde die Lindenhof–Schule nicht immer als Schule genutzt, fügt Heimathistoriker Böhm an. Im zweiten Weltkrieg schliefen hier deutsche Soldaten. Unterrichtet wurde stattdessen in umliegenden Gaststätten, wie der Stahnsdorfer Waldschänke. In einer 56-seitigen Festschrift hat Böhm diese und andere Ereignisse der Lindenhof–Schule mit seinem Heimatverein zusammengetragen. Ab heute können die Leser darin blättern, verspricht Schulleiterin Sommer. Sie lädt alle Schüler, Eltern, Lehrer und Ehemalige der Schule zur Feier ein, die mit dem Treffen aller früheren Schüler und Lehrer um 14 Uhr beginnt. Morgen wird Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) ab 10 Uhr vor geladenen Gästen sprechen. Ab 11 Uhr ist das Fest für alle geöffnet. Tobias Reichelt
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