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Von Henry Klix: Alte Liebe rostet nicht

Bewerber zum Blütenfest stellten ihre Konzepte vor – zwei Favoriten sind im Rennen

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Werder (Havel) - Love-Parade, Kieler Woche, Sechstagerennen oder Potsdamer Schlössernacht – die Veranstaltungsagenturen, die sich für das Baumblütenfest in Werder beworben haben, bringen meist ordentliche Referenzen bei der Organisation solcher Großveranstaltungen mit. Das Rathaus hat das Fest neu ausgeschrieben, vier Büros haben sich um die Vierjahres-Konzession beworben und stellten dem Stadtparlament am Dienstagabend Eckpunkte ihrer Konzepte vor.

Der Saal war mit etwa 100 Gästen voll wie nie, das Interesse am wichtigsten Datum im Werder-Kalender ist riesig. Manchem Insulaner fließt der Wein zu schnell, ist die Musik zu aggressiv und der Rummel zu laut, doch viele lieben und feiern das Blütenfest wie es ist. Alte Liebe, so war zu hören, rostet nicht: Ein aussichtsreicher Bewerber ist deshalb der bisherige Veranstalter, der Horn & Co Show- und Veranstaltungsservice, der eine Bietergemeinschaft mit der Berliner Wohltat Entertainment GmbH gebildet hat, die an der Schlössernacht oder am Berliner Gauklerfest beteiligt ist. Schon seit sieben Jahren kümmert sich Wohltat um den Marktbereich des Blütenfestes, jetzt ist die Partnerschaft also offiziell.

Karl-Heinz Horn verwies auf die Erfolgsgeschichte des Festes, seitdem er es 1993 übernommen hatte. „Aus dem beschaulichen Fest ist mit rasant wachsenden Zahlen eines der größten deutschen Traditionsfeste geworden.“ Rainer Wohltat nannte diplomatisch die „Neuorientierung aber auch die Fortführung der Tradition“ als Ziel. Der Hohe Weg mit den alten Höhengaststätten und offenen Gärten soll als Event gestärkt werden, während man es in der Eisenbahnstraße ruhiger angehen lassen will. Die Gäste sollen vom Bahnhof möglichst über die Bismarckhöhe in die Altstadt kommen. Auf dem Plantagenplatz soll die Präsentation des Obstbaus Raum bekommen, Unter den Linden sind mehr regionaltypische Spezialitäten und Ruhezonen geplant, „die Leute sollen sich hinsetzen können“, so Wohltat. Auf der Marktbühne hört das Duo künftig Schlager, Bigband, Volksmusik – man will sich „stärker an der Bevölkerungsstruktur orientieren“.

Zweiter Bewerber ist die Brando Werbe- und Eventagentur Potsdam, deren Inhaberin Stefanie Herfurth Jugendliche und Azubis stärker in die Organisation einbinden und darüber hinaus vieles beim Alten belassen will. Das Teltower Stadtfest als wichtigste Referenz wollten einige Stadtverordnete allerdings nicht gelten lassen, zumal Brando, verglichen mit anderen Bewerbern, z.B. für Toilettenstandorte nur ein Zehntel der Kosten avisierte. Mit der Love Parade und der Hanse Sail konnte die Berliner Veranstaltungsmanagement e.K. Nareyka da schon eher punkten – Monika Nareyka überforderte die Parlamentarier jedoch womöglich mit sprudelnden Ideen wie der 80 Meter langen Kochtafel auf dem Inselmarkt, der Brandenburgmeile Unter den Linden, Streichelzoo, Modenschau und Akrobatik. Den Rummel hat sie ganz gestrichen, Jazzradio oder Radio Teddy als denkbare Partner benannt – das klingt anders als 104.6 RTL oder Antenne Brandenburg.

Durchweg versicherten die Bewerber, dass das Sicherheitskonzept nicht zu kurz kommt, die Obstbauern stärker einbezogen werden und Eröffnungsball, Königin und Festumzug bestehen bleiben. Einziger ernstzunehmender Konkurrent für Horn und Wohltat, so war nach der Sitzung vielfach zu vernehmen, ist indes die EPM Concept Marktveranstaltungen GmbH aus Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein), die mit der Kieler Woche ein Millionen-Spektakel managt, sich mit dem Potsdamer Stadtwerkefest aber auch hier zu Hause fühlt. Vielleicht kamen die Hubschrauber-Rundflüge oder das Tiroler Enzianblütendorf etwas schräg an, die Lasershow mit Fontänenwand auf der Regattastrecke ließ indes aufhorchen.

„Mehr Konzept, weniger Party“, nannte EPM-Veranstaltungschef Ulf Hagge als Stichwort für die Inselstadt, die er vom „Wutz-Wutz-Powerstil“ befreien möchte. Dafür will er die Eisenbahnstraße beleben. Besonders überzeugte die EPM-Idee einer „kreativen Zelle“ aus Politikern, Rathausleuten und örtlichen Vereinen, die sich aktiv in der Gestaltung einbringen soll, wie Hagge sagte.

Wer das Rennen macht? Am 28. Mai erteilt das Stadtparlament den Zuschlag.

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