Potsdam-Mittelmark: Alter Beschluss schützt Seehofer Wäldchen
Den Bauplänen der Sabersky-Erben stehen derzeit Festlegungen von 1994 der Stadtverordneten entgegen
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Teltow - Bevor eine Bebauung des Teltower Ortsteils Seehof nach den Vorstellungen des Berliner Architekten Peter Kaufmann erfolgen kann (PNN berichteten), muss erst einmal ein Beschluss aufgehoben werden, den die Abgeordneten 1994 gefasst haben. Darin legten sie fest, „den Stadtwald zu erhalten, aufgrund seiner wichtigen Funktionen als schall-, geräuschdämmender, komplexer Sauerstoffspender, Windschutz sowie seiner hohen ökologischen Funktion für den Stadtteil“.
An dieses Papier erinnerte am Mittwoch Richard Martin von der neuen Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ in der Einwohnerfragestunde auf der Sitzung der Stadtverordneten. Die neu gegründete Initiative engagiert sich für den Erhalt des Wäldchens und Landschaftsschutzgebietes seit bekannt wurde, dass dieses Areal städtebaulich entwickelt werden soll. Dazu liegt den Abgeordneten ein entsprechendes Konzept vor, dass Peter und Valerie Sonnenthal in Auftrag gaben. Die Geschwister gehören zu der Erbengemeinschaft Sabersky, die jahrelang um Rückgabe früheren jüdischen Eigentums in Teltow-Seehof kämpfte und nun einer Restitution entgegen sehen kann. Ihr städtebauliches Konzept basiere auf der Masterplanung der 30er Jahre. Daher argumentieren die Geschwister Sonnenthal für eine „lockere Bebauungsdichte“, um die Idee der Gartenstadt Seehof fortzuführen, die einst ihre Vorväter begründeten. Das Konzept sei als vorläufiges Angebot zu verstehen wie Architekt Kaufmann den PNN erklärte.
Nicht abgeneigt gegenüber den Siedlungsplänen der Geschwister Sonnenthal zeigte sich FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz in der Sitzung der Stadtverordneten. Er plädierte jedoch ebenso wie die SPD-Fraktion für Grundstücksgrößen, die über 500 Quadratmetern liegen. Erheblichen Beratungsbedarf signalisierte hingegen CDU-Fraktionschef Erhard Wigand und betonte, dass sich solche Bausünden wie die Villen in der Max-Sabersky-Allee keineswegs wiederholen dürfen. Einzig die BIT-Fraktionschefin Carola Fanter stellte klar, dass ihre Fraktion für den Erhalt des Wäldchens plädiere, was zahlreich anwesende Teltower auf den Zuschauerbänken mit Beifall quittierten.
Unbeantwortet blieb in der Sitzung die Frage von Initiativensprecher Richard Martin, ob die Abgeordneten an dem einstigen Beschluss zum Erhalt des Wäldchens festhalten werden? Von Parlamentschef Dieter Bornschein (SPD) war zu hören, man habe sich mit dieser Frage bisher noch nicht beschäftigen können. Auch von einigen Abgeordneten, die vor zwölf Jahren am Beschluss mitgewirkt haben, erfuhr die Initiative, dass sie sich an das Papier nicht mehr erinnern könnten. Nicht vergessen hat dagegen Heimatvereinschef Peter Jaeckel, dass sich 1994 die Stadtväter dafür aussprachen, dass dieses Areal nicht bebaut werden darf. Denn Jaeckel war damals sachkundiger Bürger im Bauausschuss, der seinerzeit einen Flächennutzungsplan aufstellte. Ergänzt wurde das Planwerk mit einem Landschaftsschutzplan, aus dem hervorgeht, dass vor allem die Siedlung am Teltowkanal starken Belastungen ausgesetzt sei, würde das Wäldchen abgeholzt. Eine bauliche Verdichtung beeinträchtige nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch „die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes", stellte damals das beauftragte Planungsbüro complan fest. Ein Siedlungszentrum wurde daher am ehemaligen Polymereninstitut, dem heutigen Forschungsstandort, sowie dem angrenzenden Heizhausareal favorisiert. So hat es Jaeckel in alten Unterlagen recherchiert. Zu einem Informationsabend lädt die Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ am 6. März um 18.30 Uhr in das Restaurant „Kartoffelkiste“, Lichterfelder Allee ein.
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