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StandPUNKTE: Alternativen heute nutzen

Letzter Zeitabschnitt für althergebrachte Energiepolitik eingeläutet

Stand:

Unter der Überschrift „Erdgas – immer begehrter“ wird der letzte Zeitabschnitt der althergebrachten Energiepolitik eingeläutet, der vielleicht noch mit friedlichen Mitteln national und international gestaltet werden kann. Erdöl und Erdgas reichen nicht mehr lange, die Grundlage für die Atomenergie (Uran) wird knapp, der Hunger der Länder der Dritten Welt nach Energie scheint nur gestillt werden zu können, wenn diese Länder die Energieumwandlungsart der westlichen Industrieländer – Verbrennen der fossilen Rohstoffe – übernehmen.

Warum greift der Mensch, insbesondere die Politik, erst nach Alternativen, wenn es unter den Nägeln brennt? Menschlich, könnte man sagen? Aber damit allein ist nicht zu entschuldigen, dass „Politik“ nicht in der Lage ist, seit zehn Jahren bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse zu den sich dramatisch ändernden natürlichen Rahmenbedingungen in politisches Handeln – langfristig und zukunftsgerichtet – umzusetzen. Ist es ein „nicht sehen“ oder ein „nicht sehen wollen“ versus kurzfristig Erfolg versprechende – aber nicht nachhaltige – Maßnahmen? Ist es Dummheit oder nur Unkenntnis?

Seit der Ölkrise 1973 wird bedauert, dass Deutschland abhängig ist von Öl- und Gasimporten aus den Krisengebieten. 1973 waren wir zu ca. 60 Prozent abhängig von diesen Importen – im Jahre 2000 aber zu 80 Prozent. Dabei sind viele Alternativen bekannt und in Pilotprojekten langjährig erprobt – meist von Privatpersonen ohne staatliche Unterstützung.

Hat man denn Alternativen seit 1973 befördert oder zugelassen? Im Gegenteil, Pioniere, die Automotore mit alternativen Kraftstoffen entwickelten, wurden „kaltgestellt“, wie der Pionier Elsbett, der bereits vor 25 Jahren Lösungen entwickelte, die auch heute noch tragfähig für die Zukunft sind. Stattdessen schauen wir weiterhin wie gebannt auf die steigenden Öl- und Gaspreise, die militärischen Interventionen und die sich verringernden Rohstoffquellen.

Heute schon können wir z.B. drastische Energiesparmaßnahmen durchsetzen. Heute schon können wir über eine Effizienzerhöhung der Energieumwandlung eigenes und staatliches Geld sparen. Heute schon können wir z.B. mit der alternativen Biogaserzeugung Erdgas substituieren, mit der Biomassenutzung chemische Produkte ersetzen. Aber dazu müsste die Politik mit den Mineralölmonopolen und den Stromversorgern Gespräche führen und sich mit ihnen anlegen, denn die zukunftsfähigen Maßnahmen lassen sich nicht mit den hergebrachten Strukturen der Energieversorgung umsetzen. Und das tut die Politik nicht, hier versagt sie.

Hier liegt das Übel – und deshalb werden wir die letzte friedliche Ära verstreichen lassen und erst erwachen, wenn es (fast?) zu spät ist. Wir müssen erkennen: In Zukunft wird es darauf ankommen, „Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs“ für die Bürger auf der eigenen Landesfläche unter lokaler stofflicher Kreislaufführung zu produzieren. Dazu gehören Energie(träger), Wasser, Nahrungsmittel und regenerative Rohstoffe, für deren nachhaltige Sicherung ein funktionaler Naturschutz unverzichtbar ist. Dieser hat im Unterschied zum eingeschränkten Verständnis eines arterhaltend konservierenden Naturschutzes eine Schlüsselstellung bei der Sicherung der Bedürfnisse der heutigen und auch der künftigen Generation. Es geht dabei um den dauerhaften Erhalt von intakten Naturfunktionen. Diese Art zu wirtschaften bedeutet: neue Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung und sozialer Frieden. Die Landesregierung muss sich von der Förderung von Großunternehmen lösen und stattdessen kleine und mittlere Unternehmen durch Beihilfen befähigen, in Effizienzerhöhungen zu investieren.

Die Autorin ist Kreistagsabgeordnete der Bündnisgrünen und Initiatorin der ersten Bürgersolaranlage in Beelitz

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