Potsdam-Mittelmark: Ampeln gegen die neue Verkehrsflut
Mit der Güterfelder Ortsumgehung wird der Güterfelder Damm in Stahnsdorf von einer Nebenstrecke zur Hauptzufahrt in den Ort
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Stahnsdorf – Vier Ampeln auf einer Strecke von nicht mal einem Kilometer? Was für viele Autofahrer in der Kleinstadt wie ein Stop-and-Go-Horrorszenario klingt, soll in Stahnsdorf schon bald Realität werden. Am Dienstagabend beschlossen die Mitglieder des Bauausschusses, die mittlerweile vierte Fußgängerampel auf dem Güterfelder Damm zu beantragen. An der Bergstraße soll sie stehen, erst vor Kurzem war eine dritte in Sichtweite eingeweiht worden. Hintergrund sind die neuen Verkehrsströme auf der Straße, die bislang eine Nebenstrecke war. Der Güterfelder Damm, das zeigt sich schon jetzt, wird mit der neuen Güterfelder Ortsumgehung die neue Hauptzufahrtstraße nach Stahnsdorf.
Mit der Ampelflut will sich die Gemeinde für die Verkehrsströme wappnen, die mit der Eröffnung der Güterfelder Ortsumgehung bald auf ganz anderen Wegen durch den Ort fließen werden. Wie Frank Schmidt, Chefplaner beim Landesbetrieb Straßenwesen, gegenüber den PNN mitteilte, soll die Umfahrung im November fertig sein. Die vierspurige Landesstraße 40neu bindet die Potsdamer Nutheschnellstraße an den neuen Großflughafen in Schönefeld an.
Schon jetzt können Autofahrer am Güterfelder Eck nicht mehr auf direktem Weg geradeaus nach Stahnsdorf fahren. Die Ortsumgehung führt auch an Stahnsdorf vorbei. Autofahrer, die bislang die Potsdamer Allee nutzen, um von Potsdam über Stahnsdorf nach Teltow, Kleinmachnow oder Berlin-Zehlendorf zu gelangen, werden künftig wohl über den Güterfelder Damm in Stahnsdorf fahren.
Das kündigt sich schon heute an: 43 000 Fahrzeuge – damit deutlich mehr als früher – rollen täglich in beiden Richtungen über den Damm. Das hat eine Zählung des Rathauses ergeben, wie Hauptamtsleiter Steffen Weickert in der Bauausschusssitzung erklärte. Für solche Fahrzeugmassen war die Straße nie gebaut worden. Um sicherzustellen, dass Schüler, Radfahrer und Autofahrer aus den Nebenstraßen den Güterfelder Damm halbwegs sicher überqueren können, sollen die vielen Ampeln her.
Bei vielen Stahnsdorfer Gemeindepolitikern regt sich indes bei der Ampelflut die Landeswut. Denn schon vor Jahren hatte das Verkehrsministerium den Stahnsdorfern wegen genau der nun eintretenden Probleme den Bau einer Spange zwischen der Ortsumgehung und dem Ortskern versprochen, erinnerte Günter Wüstenhagen (FDP) am Dienstag. Bis heute ist von der sogenannten neuen L77 jedoch nichts zu sehen. Im Gegenteil: Eine Anfrage von Bürgermeister Bernd Albers (BfB) wies Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) jüngst zurück. Im Landeshaushalt sei auf absehbare Zeit kein Geld für den Straßenbau vorhanden. „Es scheint, Brandenburgs Infrastrukturmittel werden derzeit in der Region Schönefeld verteilt“, quittierte Albers die Antwort.
Wie wichtig der Bau der L77neu für den Stahnsdorfer Verkehr aber ist, lässt sich dem Verkehrskonzept der Gemeinde entnehmen. Die Straße würde nahezu parallel zum Güterfelder Damm verlaufen. Sie beginnt an der Güterfelder Ortsumgehung am Ortsteil Marggraffshof und soll bis in das Stahnsdorfer Gewerbegebiet an der Ruhlsdorfer Straße führen. Dort betreibt unter anderem die Post ein Verteilzentrum. Solange es diese Straße nicht gibt, rollt der Verkehr wohl fast ausschließlich über den Güterfelder Damm in Stahnsdorf – außer wenn die vier Ampeln dort gerade auf Rot stehen.
Auch für Teltow bedeutet die fehlende Entlastungsstrecke nichts Gutes: Ohne sie macht der Bau der Biomalzspange keinen Sinn. Die Stadt hat ihren Bau geplant, um trotz des BER-Zubringers von Potsdam aus erreichbar zu bleiben.
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