
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Anbaden erneut verschoben
Die Blütentherme wird auch nicht im September eröffnet. Stadt und Betreiber streiten um die Schuld
Stand:
Werder (Havel) - Wer im September in Werder baden gehen will, sollte auf einen milden Herbst hoffen. Nur bei einem Sprung in die Havel oder ihre Seen wird man in der Stadt seine Bahnen ziehen können: Die dann geplante Eröffnung der Blütentherme wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Das sagte Heinz Steinhart von der Kristall Bäder AG am gestrigen Dienstag gegenüber den PNN.
„Beim jetzigen Personal im Werderaner Rathaus, das nur verhindert und verzögert, ist der Eröffnungstermin am 30. September unmöglich einzuhalten“, so Steinhart. Einen neuen Termin könne er nicht nennen. Schuld daran sei die Stadt: Verhandlungen zum Bau seien in die Länge gezogen, zu viele Aussagen der Kristall Bäder AG infrage gestellt worden, sagt Steinhart. Die Hauptschuld trage dabei die Projektbeauftragte der Stadtverwaltung, die den Bau der Therme seit August 2011 begleitet.
„Die Dame verstößt gegen den Projektvertrag, den wir mit der Stadt geschlossen haben.“ So habe sie den Wert der im Bau befindlichen Gebäude völlig falsch berechnet. Sie zweifle laut Steinhart an, dass überhaupt 18 Millionen Euro in den Bau investiert worden seien, so wie es der Projektvertrag vorsieht. In Wirklichkeit habe die Firma Steinhart zufolge aber bereits 30 Millionen Euro investiert.
Über die nun siebte Verschiebung des Thermenstarts ist zwischen der Stadt und dem Investor ein offener Streit ausgebrochen: „Das ist der Gipfel der Unverschämtheit“, sagte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) den PNN. Eine solche Behandlung von einem Geschäftspartner habe Große in 25 Jahren als Bürgermeister noch nicht erlebt. Er kündigte an, gegen die Behauptungen Steinharts rechtliche Schritte einzuleiten. „Wenn Steinhart nicht in der Lage ist, die Therme zu bauen, muss er das sagen.“
Für Große ist der Fall klar: Der Bäderchef benutze die Projektbeauftragte der Stadt als Sündenbock. „Natürlich muss sie genau prüfen, wie hoch der Wert der Blütentherme ist“, so Große zu den Aufgaben seiner Rathausmitarbeiterin. Schließlich handele es sich dabei größtenteils um öffentliche Gelder, die verbaut werden. Die Therme mit mehreren Erweiterungen sollte Schätzungen zufolge 25 Millionen Euro kosten, von denen die Stadt 18,9 Millionen Euro schultert.
„Die Kristall Bäder AG muss belegen, dass sie wesentlich mehr Geld in den Thermenbau investiert hat, als von der Badbeauftragten angenommen wird“, so Große. Mit der Arbeit seiner Projektbeauftragten sei er zufrieden. Sie überwacht auch den Bau der Promenade zwischen dem Bahnhof und den Havelauen sowie den Bau der Rad- und Fußwegbrücke über den Stichkanal der Havelauen.
„Die Stadt und die Beauftragte haben alle Bedingungen des Projektvertrages erfüllt, die Bäder AG schuldet uns eine Therme“, sagte der Bürgermeister. Doch darauf muss Werder weiter warten: „Auf der Großbaustelle passiert derzeit recht wenig“, sagte Große. Es seien so gut wie keine Arbeiter vor Ort, der Bau erst zu 75 Prozent fertiggestellt.
Auf die Vorwürfe ging Steinhart nicht ein. Stattdessen verwies er auf die Einweihung der Energiezentrale, die für Ende Juli geplant ist. Das Gebäude steht seit Monaten, jedoch liegt erst jetzt die Baugenehmigung vor. Die Zentrale soll die Therme sowie umliegende Gebäude mit Strom und Wärme versorgen.
Steinhart zufolge hätten die zwei Millionen Euro, die er für die Energiezentrale investierte, bei den Gesamtausgaben für die Blütentherme mit auftauchen müssen. Große sieht das anders: Bei dem Blockheizkraftwerk handele es sich um ein Gebäude, das im Besitz und auf dem Land der Kristall Bäder AG ist und so nicht in den Gesamtfinanzierungsrahmen gehört.
Trotz der derzeitigen Zerwürfnisse will Steinhart weiter den Dialog suchen: „Ich hoffe, dass die Verhandlungen mit der Stadt künftig besser verlaufen“, so der Bäderchef am Dienstag. Mit der Projektbeauftragten werde er sich jedoch nicht mehr gemeinsam an den Verhandlungstisch setzen. „Die Frau ist nicht daran interessiert, das Bad schnellstmöglich zu eröffnen, da am Eröffnungstag ihre Arbeit endet“, so Steinhart. Sollte sich das Verhandlungsklima nicht verbessern, werde auch er „rechtliche Beratung in Anspruch nehmen“. Seiner Meinung nach spielten die Verzögerungen nur den Erbauern des geplanten Bades am Potsdamer Brauhausberg in die Hände.
Über das weitere Vorgehen der Stadt will Werner Große die Werderaner Stadtverordneten in der kommenden Hauptausschusssitzung am 3. Juli informieren. Vorher werde sich die Badgruppe aus Vertretern der Fraktionen und der Stadtverwaltung treffen, um über nächste Schritte zu diskutieren. Die Linken-Fraktion hatte bereits um eine Sondersitzung der Gruppe gebeten, da der Thermenbau nicht sichtbar voranschreite.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: