Potsdam-Mittelmark: Anbaden mit Rettungsring
Der Förderverein Freibad Kiebitzberge will zur Saisoneröffnung am 1. Mai die Alarmglocken läuten
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Der Förderverein Freibad Kiebitzberge will zur Saisoneröffnung am 1. Mai die Alarmglocken läuten Von Peter Könnicke Kleinmachnow. Der Aufkleber gehöre an jedes Kleinmachnower Auto wie das das PM-Kennzeichen. Und wer kein Auto hat, sollte seinen Briefkasten mit dem Appell versehen: „Rettet das Freibad Kiebitzberge!“ Fritz Knuth, der pensionierte Diplom-Ingenieur und einstige Betriebsleiter des Teltower CvO-Kombinats, ist vor Tatendrang kaum zu bremsen. Mit Aufklebern, Postkarten, Kugelschreibern und T–Shirts – alle versehen mit einem Rettungsring – will der Förderverein Freibad Kiebitzberge auf sein Anliegen aufmerksam machen. Knuth kann es dabei nicht schnell genug gehen: 18 Mitglieder zählt der Verein seit seiner Gründung Mitte März – „200 müssen es sein, um Wirkung zu erzielen!“, ruft Knuth. 500 Faltblätter hat der Verein gedruckt – „es können auch 1000 sein“, meint er. 500 Aufkleber sind fertig. Geht es nach Knuth, ist die Botschaft bald an jedem Autoheck und jeder Haustür in Kleinmachnow zu lesen. Den Erhalt des dringend sanierungsbedürftigen Schwimmbades zu unterstützen, hat sich der Verein in seine Satzung geschrieben. Auf über vier Millionen Euro schätzte im vergangenen Jahr Michael Grubert von der GeWoG, die das Bad betreibt, den Reparaturaufwand. Ein aktuelles Gutachten erwartet der Chef der Kleinmachnower Wohnungsbaugesellschaft in diesen Tagen. Definitiv die letzte Saison des Freibades kündigte Grubert für dieses Jahr an, sollte es keine Generalüberholung geben. Wenn nun am 1. Mai das Tor an der Fontanestraße aufgeschlossen und die Schwimmbadsaison eröffnet wird, will der Förderverein es nicht bei dem stillen Vorgang bewenden lassen, der es in den vergangenen Jahren gewesen ist. Mit ihrem Werbematerial wollen die Förderer präsent sein und auf den Notstand und die akute Gefahr aufmerksam machen. Dass in den Kiebitzbergen überhaupt noch die Tore geöffnet werden, während in anderen Kommunen Bäder geschlossen bleiben, ist das eigentliche Ereignis am übernächsten Samstag. Zwar hätten sich die Förderer ein vielseitiges Programm vorstellen können, doch ist dies innerhalb weniger Wochen nicht zu organisieren. Ohnehin lautet für die kommenden Monate die Aufgabe: Beitrag zahlende Mitglieder gewinnen, Sponsoren akquirieren, auf politischer Ebene überzeugen. Das „Grundproblem“, das Fritz Knuth sieht, „liegt darin, dass die Bürgermeister in der Region ihre Verantwortung nicht wahrnehmen“. In Teltow lehne man sich zurück, in Stahnsdorf könne und wolle man nicht und in Kleinmachnow beginne man langsam zu überlegen, was zu tun ist. Um zu illustrieren, dass der Erhalt des Bades eine regionale Aufgabe ist, hat der Förderverein zum Anbaden am 1. Mai die drei Bürgermeister eingeladen. Neben Sponsoren sucht der Förderein nach weiteren Möglichkeiten, um Geld in die Kasse für die notwendigen Sanierungen zu bringen. So gibt es die Idee, von den – derzeit allerdings spärlichen – Einnahmen aus der Bandenwerbung im Freibad 30 Prozent auf das Konto des Fördervereins zu überweisen. Auch die Mode-Benefizveranstaltung zu Jahresbeginn, deren Erlös von 500 Euro vorgestern dem Förderverein übergeben wurde, soll wiederholt werden. Was auf dem Treffen der Förderer am Montag deutlich wurde: Der Verein kann den Zustand und die Bedeutung des Bades ins Bewusstsein der Öffentlichkeit tragen. Auch seine Entstehungsgeschichte, die Vereinschef Klaus Wandrei erzählen kann als einstiger Bauleiter des Bades, das in Feierabendschichten der Arbeiter der Teltower Großbetriebe entstand. Aber auch wenn bereits zwei Unternehmen ihre Hilfe bei der Bad-Sanierung angeboten haben – dass eine handwerkliche Masseninititiative wie in den 70er Jahren das Freibad rettet, ist auch für Wandrei und Knuth nur eine Vision. Damals hoffte man, dass die politischen Führungskräfte nicht genau hinsehen, wie in den Kiebitzbergen ein „Schwarzbau“ entstand. Heute ist der Erhalt des Bades eine politische Entscheidung: Die Kleinmachnower schauen auf ihre Gemeindevertreter, die fordern von ihren Nachbarn in Teltow und Stahnsdorf ein Bekenntnis, die Region blickt zum Land. Dort will GeWoG-Chef auch die 8000 Unterschriften präsentieren, die in den vergangenen Monaten zum Erhalt des Bades gesammelt wurden. Trotz seiner finanziellen Notlage wird das Land in der Pflicht gesehen, der bevölkerungsreichen Region zu helfen, ein Freibad zu erhalten. Eine mit Rettungsringen dekorierte Ortschaft würde den Hilferuf unterstreichen.
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