
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Andacht unter freiem Himmel
Teltows Andreaskirche muss nach Schwelbrand über Weihnachten schließen
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Teltow - Die Teltower St. Andreaskirche ist bis auf weiteres geschlossen. Die Schäden, die ein Schwelbrand am vergangenen Montag in der Kirche verursacht hat, sind größer als erwartet. Das sagte Pfarrerin Ute Bindemann gegenüber den PNN. Dennoch gibt es eine gute Nachricht: Die zur Weihnachtszeit in der Kirche geplanten Veranstaltungen wie Adventsgottesdienste, Kirchenkonzerte oder Christvespern müssen nicht abgesagt werden. Andere Veranstaltungsorte sind bereits gefunden. Das gilt auch für den bei vielen Teltowern beliebten Weihnachtsgottesdienst am 24. Dezember. Er soll in diesem Jahr unter freiem Himmel auf dem Teltower Marktplatz stattfinden.
„Wir haben eine unheimliche Unterstützung von allen Seiten erfahren“, sagte Pfarrerin Bindemann. Stadtverwaltung, Bürgermeister und die katholische Kirche haben Hilfe angeboten. So werden die geplanten Kirchenkonzerte jetzt in der katholischen Kirche in der Ruhlsdorfer Straße stattfinden. Auch die Ruhlsdorfer Dorfkirche steht als Ausweich zur Verfügung. Zudem können der Ernst-von-Stubenrauch-Saal im Teltower Rathaus und an Heilig Abend auch der Markplatz vor dem Rathaus von der Kirche genutzt werden. Das bestätigte gestern auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gegenüber den PNN. „Der Open-Air-Gottesdienst wird bestimmt gut besucht und schön.“ Eigens dafür soll eine Bühne auf dem Marktplatz aufgebaut werden. Dort wurde gestern auch schon der große Weihnachtsbaum aufgestellt. „Stadt und Kirche arbeiten eng zusammen“, sagte Schmidt. „Wichtig ist, dass die Kirche bis Ostern wieder genutzt werden kann.“
Am Montag hatte der Haus- und Kirchenwart den Schwelbrand in der St. Andreaskirche entdeckt (PNN berichteten). Im Keller war ein Sicherungskasten in Brand geraten. Der Kasten ist geschmolzen. Sämtliche Elektrik der Kirche ist beschädigt. Schlimmer noch sind die Schäden, die Rauch und Ruß verursacht haben. „Alles ist schwarz in der Kirche“, sagte Pfarrerin Bindemann. „So schwarz können unsere Seelen gar nicht aussehen.“ Kirchenbänke, Altar, Jesuskreuz – alles im Innenraum ist mit einer klebrigen Rußschicht bedeckt. Das Betreten der Kirche ohne Atemschutz sei derzeit gesundheitsgefährdend, sagte Bindemann. Giftige Dämpfe hätten sich bei dem Schwelbrand unter dem hohen Kirchendach festgesetzt. Besonders schlimm ist der Schaden an Schuke-Orgel, die war erst vor kurzem repariert worden. Gutachter und Versicherer hätten die Schäden bereits untersucht. Voraussichtlich bis März wird die Kirche geschlossen bleiben, sagte Bindemann.
Gestern waren bereits erste Arbeiter in der Kirche, um die Rußschicht großflächig wegzusaugen. Im Anschluss daran beginnt die Handarbeit: Jede Kirchenritze muss gereinigt werden, bevor die Sanierungsarbeiten beginnen.
Unabhängig vom Schwelbrand wurden am Donnerstag wie geplant die drei neuen Bronzeglocken in den Turm der Andreaskirche eingebaut. „Jahrelang hatten wir eine Kirche ohne Glocken, jetzt haben wir Glocken ohne Kirche“, sagte Bindemann. Ob wie ursprünglich vorgesehen zur Weihnachtszeit der f-a-d-Moll-Akkord der Glocken erklingt, ist noch unklar. Zu groß seien die Schäden an der Elektrik, so die Pfarrerin. Bis dahin gilt, was die neuen Glocken auch ohne Klang verkünden: „Seid fröhlich in Hoffnung“ und „Geduldig in Trübsal“, ist auf ihnen eingraviert. Tobias Reichelt
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