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Werder (Havel): Andrea Grote stellt in der Bismarckhöhe aus

Werder (Havel) - Obwohl die Quantenphysik um Werner Heisenberg längst den Begriff der „Unschärfe-Relation“ eingeführt hat, wollen die Leute noch immer alles „klar und deutlich“ vor Auge und Ohr geführt bekommen. Nun ist die 1965 in den Staaten geborene Fotografin und Künstlerin Andrea Grote zwar nicht zwingend der Physik verbunden, doch nutzt auch sie bei ihrem Tun ein Verfahren, welches auf Unschärfe beruht.

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Werder (Havel) - Obwohl die Quantenphysik um Werner Heisenberg längst den Begriff der „Unschärfe-Relation“ eingeführt hat, wollen die Leute noch immer alles „klar und deutlich“ vor Auge und Ohr geführt bekommen. Nun ist die 1965 in den Staaten geborene Fotografin und Künstlerin Andrea Grote zwar nicht zwingend der Physik verbunden, doch nutzt auch sie bei ihrem Tun ein Verfahren, welches auf Unschärfe beruht. Dasselbe steht ein bisschen zwischen Heisenberg und der Philosophie, als dass sie dem sprichwörtlichen Augenblick weniger traut als dessen wunderlicher Vermehrung, der Unschärfe mehr als der Klarheit. Nachdem sie voriges Jahr von der Stadt Werder um einen Beitrag zur 700-Jahrfeier gebeten wurde, ging sie auf immer gleichen Wegen, aber zu verschiedenen Jahreszeiten durch die Stadt, um ausgewählte Motive zu fotografieren, einen Baum, ein Haus, eine Straße. Es ging Andrea Grote darum, gleichsam die Dauer im Augenblick und den Augenblick in der Dauer festzuhalten. Also bannte sie mit ihren chinesischen Uralt-Kameras nicht nur dieselben Motive sommers wie winters auf den guten alten Rollfilm, sondern jedes auch vier- bis fünfmal in einer Minute. Mehrfachbelichtungen. Was bei diesem tollen Trick herausgekommen ist, sieht man seit Samstag in der Turmgalerie Bismarckhöhe mit einigem Staunen. Wiedererkennung ist möglich, aber gar nicht gemeint, vielmehr will die Bildautorin und UdK-Absolventin bei den Betrachtern eine nachdenkliche Betrachtung für ihre „one minute contemplation“ auslösen, so auch der Ausstellungstitel. Alles klar?

Wer sich seinerseits durch längere Betrachtung auf solche Minuten-Kontemplation einlässt, kann „Lebensflimmern“ in den Arbeiten finden. Gut, dass die Fotografin ein paar Textkommentare zu ihrer Methode beigegeben hat, ohne sie sähe der uneingeweihte 700-Jahrfeier-Gast eben nur Werderaner „Unschärfe“.

Dem beschriebenen Verfahren vergleichbar sind auch Andrea Grotes Objekte, kleine Schaukästen, darin sie auf Transparentpapier Handzeichnungen dreifach übereinander montiert, bis ähnliche Effekte wie beim analogen Minuten-Fotografieren entstehen. Sie wirken allerdings ziemlich steril. Wie immer auch, manchmal ist es eben wichtig, in Sachen Kunst auch die Methode zu erkennen, nicht nur das „Endprodukt“, falls es so etwas überhaupt je geben kann. Nach Heraklit und Grote ist das eher ausgeschlossen, nichts ist zu Ende, alles im Fluss oder im Fließen. Auch an der Havel gilt das altgriechische „panta rhei“ mit seiner „Unschärfe-Relation“ ja bis heute! Gerold Paul

Turmgalerie Bismarckhöhe, bis 16. Juli sonntags und Pfingsten von 15 bis 18 Uhr

Gerold Paul

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