
© hkx
Potsdam-Mittelmark: Angebot an die Obstbauern
Schoonhoven-Gruppe will Havelländische Anbauregion nach vorn bringen
Stand:
Werder (Havel) - Sie müssen ihre Flächen erneuern und erweitern, Pacht und Eigentum sichern und womöglich neue Absatzmärkte erschließen. Auf die Werderaner Obstbauern kommen in den nächsten Jahren gewaltige Aufgaben zu. Die Unternehmensgruppe um die Familie van Schoonhoven will ihnen helfen, aus dem Havelland wieder ein Obstanbaugebiet zu machen, dass sich mit den großen deutschen und vielleicht sogar europäischen Anbaugebieten messen kann.
Gerrit van Schoonhoven nennt es eine „Generationenaufgabe“, für „sichtbare Fortschritte“ würden wenigstens zehn Jahre benötigt. Man möchte ihm glauben, dass er es beherzt anpacken wird. Die Holding rund um die Produktion und Vermarktung von Obst und Gemüse mit Stammsitz in Groß Kreutz, die er seit der Wende mit seiner Frau Waltraud van Schoonhoven ohne großes Aufsehen aufgebaut hat, beschäftigt inzwischen 700 Leute und setzt jährlich rund 250 Millionen Euro um. Das 1200 Hektar große Biogut Schmerwitz in Wiesenburg, eines der größten in Deutschland, gehört dazu, auch die Werder-Frucht Vermarktungsgesellschaft Glindow oder die Tomaten-Gewächshäuser der Havelia. Vor allem natürlich die Groß-Kreutzer Frucht-Express GmbH als Herzstück der Gruppe.
Aktuell wollen van Schoonhoven und sein Co-Geschäftsführer Bernd Raeuber der Havelfrucht GmbH vom Glindower Obstbauern Thomas Giese helfen, die Obstanlagen zu erweitern und erneuern. Zu den 150 Hektar sollen rund 20 Hektar neue Apfelplantagen hinzukommen Angst vor dem großen Partner hat Giese nicht. „Wenn wir den Obstbau retten wollen, brauchen wir Wasser, Flächen und neue Sorten“, so der Obstbaumeister, der schon seit Jahren mit Werder-Frucht kooperiert. „Und die Finanzierung muss gesichert sein. Alleine schafft man das nicht.“
Klar wolle Schoonhoven für sein Engagement auch eine Gegenleistung – den Zugriff auf die Ware. „Aber auf der anderen Seite muss ich mich mir keine Sorgen mehr um den Absatz machen und kann mich voll auf das Kerngeschäft konzentrieren“, meint Giese. Er habe bei Gerrit van Schoonhoven ein gutes Gefühl. „Da steht ein Konzept dahinter, wenn er was anfängt.“ Auch die Havelobst-Genossenschaft in Bochow konnte schon von der Kooperation profitieren.
Gerrit van Schoonhoven hat sich 1990 als 29-Jähriger in die Region aufgemacht, anfangs um ein Tochterunternehmen der westfälischen „C. van Schoonhoven und Sohn“ seines Vaters zu gründen. Es sei auch ein unternehmerisches Abenteuer gewesen, wie er heute sagt. Mit acht Leuten, vier Lastern und der Kirschhalle der LPG Obstbau Damsdorf in Deetz ging er an den Start. Die brandenburgische Konsumgenossenschaft sei begeistert gewesen, für ihre Geschäfte statt 20 nun nur noch einen Zulieferer für Obst und Gemüse aus dem In- und Ausland zu haben, erinnert er sich.
Schon bald wurde die Frucht Express GmbH aus der Taufe gehoben. 1992 zog man nach Plötzin, 1996 an den heutigen Hauptsitz nach Groß Kreutz, wo ein Frucht- und Frachthof und für Import-Bananen die größte Bananernneiferei im Osten Deutschlands entstanden. Handelsunternehmen und Gaststätten in den neuen Bundesländern und Berlin werden von hier aus mit importiertem und regionalem Obst und Gemüse beliefert.
Gerrit van Schoonhoven sieht in der Vermarktung von heimischen Früchten riesige Chancen. „Es gibt bei den Kunden eine große Affinität zur Region. Der Lebensmitteleinzelhandel hat das erkannt.“ Doch als Anbauregion werde das Werdersche Havelland in der Branche nicht mehr ernst genommen. Handelsfähige Ware, die dem Qualitätsmanagement und den Ansprüchen der Kunden genügen, wachse noch auf rund 200 Hektar. Das reiche bei weitem nicht, um Supermärkte konstant mit Saisonfrüchten beliefern zu können. „Wir wollen den Obstbauern eine Perspektive bieten als Vermarkter, Dienstleister und Vorfinanzierer“, sagt van Schoonhoven. Und auf Augenhöhe verhandeln, wie er betont.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: