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Aus dem GERICHTSSAAL: Angeklagter hat sich krankgemeldet Verhandlung um Umweltskandal vertagt

Kleinmachnow - Drei Tage hatte das Potsdamer Schöffengericht unter Vorsitz von Reinhild Ahle für den Prozess um einen Umweltskandal angesetzt. Ein gutes Dutzend Zeugen wurde geladen, am 24.

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Kleinmachnow - Drei Tage hatte das Potsdamer Schöffengericht unter Vorsitz von Reinhild Ahle für den Prozess um einen Umweltskandal angesetzt. Ein gutes Dutzend Zeugen wurde geladen, am 24. März sollte das Urteil gesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte Andreas L. (51) aus Kleinmachnow vorgeworfen, in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der City&Co. Entsorgungs GmbH Berlin zwischen dem 31. August 2006 und dem 18. Juli 2007 rund 30 000 Kubikmeter unsortierte Haus- und Siedlungsabfälle sowie Sortierreste an die Firma SQR Sand Quarz Recycling GmbH nach Markendorf (Landkreis Teltow-Fläming) geliefert zu haben. Die Abfälle seien entweder in ein Vorwerk zur Zwischenablagerung oder direkt in den Kiessand-Tagebau gekippt und in die Grube eingebaut worden. Diese sei allerdings nur zur Deponierung grubeneigenen Materials oder mineralischer Baurestmassen mit einem Störstoffanteil von maximal fünf Prozent zugelassen gewesen.

Beim gestrigen ersten Termin blieb der Platz auf der Anklagebank jedoch leer. Sein Mandant sei erkrankt, erklärte Rechtsanwalt Herbert Siering und überreichte der Vorsitzenden sowie dem Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft eine Kopie des ärztlichen Attests von Andreas L. Das bescheinigt dem Kleinmachnower auch noch in der nächsten Woche Arbeitsunfähigkeit. Da sollte eigentlich der zweite Verhandlungstag stattfinden. „Ehe wir jetzt komplett aussetzen und alle Zeugen abladen, versuchen wir, am ursprünglich geplanten dritten Prozesstag zu beginnen“, entschied Richterin Ahle.

Der Fall Markendorf, wo rund 300 000 Kubikmeter Bau- und Gewerbeabfälle illegal gelagert worden sein sollen, war im Sommer 2007 von Kontrolleuren entdeckt und als „großer Fisch“ im Bereich Umweltkriminalität bezeichnet worden. Bei der Observation der Grube im Frühjahr 2007 fielen Brandenburger Kripo-Beamten Lkws mit Kennzeichen aus verschiedenen deutschen Regionen auf. Bis zu 50 Transporte pro Tag zählten die Beamten. Ihre Fracht entluden die Transporter tagsüber in die ehemalige, zu DDR-Zeiten genutzte, Schweinemasthalle. Nachts kamen dann die geländegängigen Gruben-Laster und nagelneue Schaufelradlader zum Einsatz.

In der Halle wurde der Müll wieder eingeladen und schließlich im Schutz der Dunkelheit in die Grube gekippt. Die Schaufelradlader schoben anschließend Sand und Kies über den Unrat, so dass am folgenden Tag fast nichts mehr von der illegalen Müllverklappung zu sehen war.

Laut Gutachten ist das Schichtwasser unter der größten illegalen Müllkippe Brandenburgs, als die Markendorf mittlerweile gilt, hochgradig mit Fäkalien und Schwermetallen belastet. Möglich ist, dass die Gifte bereits ins Grundwasser gelangten. Die Entsorgungskosten für den Abfall in der Kiesgrube werden auf zehn Millionen Euro geschätzt. Das Landesbergbauamt will eine Sanierungsstrategie erarbeiten. Gabriele Hohenstein

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