Potsdam-Mittelmark: Angeklagter vermindert schuldfähig
Gutachten im Prozess um Mord an Fotomodell
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Potsdam/Beelitz – Eine schwere seelische Abartigkeit soll der wegen Mordes angeklagte Wissenschaftler Michael F. aus Mainz haben. Das bescheinigte dem 39-jährigen Dinosaurierforscher gestern der Psychiater Jens Köhler vor dem Potsdamer Landgericht. Im Juli 2008 soll F. in Beelitz-Heilstätten die 20-jährige Anja P. bei Sado- Maso-Sexspielen erst mit einer Bratpfanne gegen den Kopf geschlagen, sie „zur Befriedigung seines Geschlechtstriebes“ erwürgt und sich schließlich an der Leiche vergangen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord und Störung der Totenruhe vor.
Wie die Rechtsmedizinerin Barbara Mattig aussagte, muss der Hobby-Fotograf das Opfer mindestens zwei Minuten lang zu Tode würgt haben. Dies bezeichnete sie als „allerunterste Grenze“. Die Gutachterin widersprach auch Aussagen des Angeklagten, wonach es sich dabei um die in Sado-Maso-Kreisen übliche „Atemreduktion“ gehandelt habe. Der Mainzer hatte bislang behauptet, er habe die junge Frau – wie zuvor verabredet – nur 30 Sekunden lang gewürgt. Sein Verteidiger stellte den Vorfall bislang als Unfall dar und sprach von fahrlässiger Tötung. Offenbar aber geriet die Situation außer Kontrolle. Psychiater Köhler bescheinigte dem Forscher zwar eine hohe Intelligenz, doch nach dem Schlag mit der Pfanne habe der Körper der willenlosen Frau ihn so stark erregt, dass es zum Dammbruch kam. Die überstarke sexuelle Erregung habe seine Steuerungsfähigkeit erheblich gemindert, daher sei der Angeklagte auch nur vermindert schuldfähig. „Was er über Jahre fantasiert und über Jahre abgewehrt hat, ist aufgebrochen“, sagte der Psychiater. Tatsächlich waren in der Wohnung des Mainzers Sado-Maso-Videos mit Würge-Spielen und toten Frauen gefunden worden. Ausgelebt habe der Mann seine Neigung aber nie – lediglich in einer virtuellen Parallelwelt, sagte der Gutachter. Dies alles könnte für den Angeklagten nun eine geringere Strafe nach sich ziehen. Auch die Einweisung in eine Psychiatrie ist möglich. Bis Ende August stehen noch sechs Prozesstage an. axf
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