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Potsdam-Mittelmark: Angeln in der Havel kostenlos

Geteiltes Echo in der Region auf neuen Service des Landesanglerverbands

Geteiltes Echo in der Region auf neuen Service des Landesanglerverbands Potsdam-Mittelmark - Für das Angeln auf der Havel zwischen Berlin und Brandenburg (Havel) hat am 1. Januar eine neue Ära begonnen. Das zumindest meint der Landesanglerverband Brandenburg. Denn wer zwischen Glienicker Brücke und Brandenburger Mühlendamm Aale, Zander, Hechte oder andere Havelfische aus dem Wasser zieht, benötigt dafür keine spezielle Angelkarten mehr von Havelfischern. Die Mitgliedschaft im Landesanglerverband reicht völlig aus, sagt Präsident Eberhard Weichenhan. Der stellt kostenlose Angelkarten für die Havel zur Verfügung. Der Verband mit Sitz in Babelsberg hat dazu einen wohl einmaligen Kooperationsvertrag mit dem Gros der Havel-Fischer unterschrieben und den Fischereischutzverein Havel Potsdam e.V. aus der Taufe gehoben. Die Kräfte sollen gebündelt werden, die Fisch-Bewirtschaftung künftig miteinander agestimmt, sagt Weichenhan. Bislang nämlich habe es unter den Fischern einige schwarze Schafe gegeben, die zwar Angelkarten verkauften, sich aber nicht um die Sicherung des Havel-Fischbestandes kümmerten. Nur durch den so genannten Besatz mit Jungfischen können aber Fische wie Hecht und Zander überleben. „Der Aal zum Beispiel findet in der Havel wegen der Wehre nicht mehr die erforderlichen Flussverbindungen zum Meer“, sagt Weichenhan. Im neuen Verbund könne man sich auch um die Landschaftspflege und die Biotopverbesserung kümmern oder gegen den Havelausbau kämpfen. „Als Landesanglerverband wurden wir nicht als Lobby für die Havel anerkannt“, so der Verbandspräsident. Den Fischern sei es ähnlich gegangen. Bislang konnte der Landesanglerverband seinen Mitgliedern nur Angelmöglichkeiten für knapp 1000 DAV-Gewässer bieten, drei Viertel davon nicht größer als zehn Hektar. Der Michendorfer Anglerverein zum Beispiel nutzt den Lienewitzsee. Vorsitzender Torsten Heidemann begrüßt die neue Regelung: „Wir hatten im Dezember Mitgliederversammlung, und alle unsere Mitglieder haben die kostenlosen Havelkarten vom Landesanglerverband genommen.“ Dass sich an der Zahl der Vereinsmitglieder, die an der Havel angeln, etwas ändern wird, glaubt Heidemann indes nicht. „Vorher haben sich etwa 25 Prozent Havelangelkarten von Fischern geholt.“ Mehr werden auch jetzt nicht „fremd gehen“. „Wir sind mit dem Lienewitzsee wunschlos glücklich.“ Ähnlich stellt sich die Situation für die Anglervereine Wildenbruch oder Beelitz dar: „Die Havel ist weit weg“, sagt der Wildenbrucher Vereinschef Sylvio Fuchs. Die Beelitzer Vereinssprecherin Brunhilde Klusmeyer räumt zumindest ein, dass große Fließgewässer zum Angeln attraktiver als die Torfstiche und Kiesschächte in der Umgebung sein könnten. „Aber ob das reicht?“ Während die Mitglieder entfernterer Anglervereine überwiegend im Landesanglerverband organisiert sind, ist das bei vielen Havelanglern nicht der Fall. Die Hoffnung, dass neue Mitglieder ins Netz gehen, der Landesverband neue Zahler und finanzielle Spielräume bekommt, ist offenbar trügerisch. Denn die Fischer hören nicht auf, ihre Angelkarten zu verkaufen, vielmehr kündigt sich ein kleiner Preiswettbewerb an: Während der Landesanglerverband seinen Mitgliedsbeitrag nämlich von 46 auf 58 Euro erhöht hat, wie Torsten Heidemann aus Michendorf betont, sind die Angelkarten bei einigen Fischern billiger geworden. Die Fischerinnung Werder zum Beispiel verkauft sie jetzt für 20 statt 25 Euro, wenngleich für einen eingeschränkten Havelbereich um Werder, sagt Wolfgang Hinze vom Anglerverein Werder. Von den 140 Mitgliedern seien nur etwa 25 im Landesanglerverband – dabei werde es wohl bleiben. Hinze: „Wir sind mit unsern Angelkarten von der Fischerinnung ganz zufrieden.“ Auf kleiner Ebene funktioniert hier nämlich bereits das von Weichenhan erhoffte Bündnis: Es bestehe ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Fischern, zum jährlichen Fischbesatz sind Vereinsmitglieder eingeladen und können schauen, was sie später am Haken haben. „Ja, es gibt schwarze Schafe unter den Fischern“, sagt Hinze, „aber nicht hier“. „Das lohnt sich für uns nicht“, meint deshalb auch Hubert Klähr von den Geltower Angelfreunden. Damit wirklich eine neue Ära beginnt, müsse der Landesanglerverband vor allem bei den Beiträgen noch etwas nacharbeiten. Henry Klix

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