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Dreiviertel Stunde von Werder nach Potsdam. Für das Umland haben die Pförtnerampeln nur Ärger gebracht.

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Geltow ist dicht: Angestauter Ärger

Potsdams Nachbarn sind sauer über die Pförtnerampeln – und bezweifeln deren Sinn für die Luftreinheit. Besonders vor Pirschheide eskaliert die Lage.

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Schwielowsee / Potsdam - Vor den Toren der Landeshauptstadt wächst der Unmut über die Pförtnerampeln. Besonders die Pförtnerung in Potsdam-Pirschheide entwickelt sich zum Streitpunkt. Am Montag staute sich der Verkehr von dort aus mal wieder bis zum Kreisverkehr jenseits der Baumgartenbrücke. Die komplette Geltower Ortsdurchfahrt war blockiert, sagte Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gestern gegenüber den PNN.

„Wir haben acht Jahre gebraucht, um staatlich anerkannter Erholungsort zu werden. Das wird jetzt wieder kaputt gemacht.“ Mit dem Potsdamer Rathaus sei man zwar ständig in Kontakt. Doch dass Zusagen, die Ampelschaltungen im Stadtgebiet weiter zu optimieren, eingehalten werden, sei nicht erkennbar. „Im Gegenteil, es wird immer schlimmer“, so Hoppe. Auch die komplette Anbindung von Caputh an die Landeshauptstadt und die Pförtnerampel am Leipziger Dreieck sei eine Zumutung. „Ich kann nicht glauben, dass das nicht besser geht.“

Mitte April war das System aus 30 Ampeln und 50 Messstationen in Potsdam gestartet. Steigt die Luftverschmutzung im Stadtgebiet über einen Grenzwert, bekommt der Kfz-Verkehr an den Stadteingängen Rot. Seit der Einführung der Pförtnerampeln hat es eine dreistellige Beschwerdezahl an Schwielowsees Gemeindeverwaltung gegeben. Für Ordnungsamtsleiter Karsten Gericke ist das Thema ein Dauerbrenner geworden.

Nach dem Ferienende und der gestiegenen Temperatur komme es nun wieder fast täglich zu Stauungen in Geltow, so Gericke. Schon Sonntagabend habe man in Pirschheide eine Warnung lesen können, dass die Luftschadstoffbelastung erhöht ist – obwohl kaum ein Auto fuhr. Für Gericke ein Indiz, dass ein Großteil der Schadstoffbelastung nicht durch den Individualverkehr verursacht wird, sondern durch die Stadt selbst und natürliche Erscheinungen wie die höhere Ozonkonzentration bei starker Sonneneinstrahlung.

Er findet es unfair, dass generelle Probleme des Individualverkehrs in Potsdam auf Nachbarkommunen verlagert werden. Einfach am Stadtrand die Ampeln auf Rot zu stellen, sei „sehr einfach gedacht“. „Jeder Pendler ist durch die Pförtnerung länger unterwegs, verbraucht mehr Treibstoff und konterkariert das Ziel der Schadstoffreduzierung“, meint Gericke.

Mit dem Geld für die Pförtnerampeln hätte man besser die Ampelschaltung im Stadtgebiet verbessern sollen. „Des Weiteren müsste über Lösungen nachgedacht werden, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen.“

Auch in Werder (Havel) schüttelt man den Kopf über die Potsdamer Verkehrssteuerung. „Mit dem Kreisel bei Petzow wollten wir mehr Verkehrsfluss erreichen“, so CDU-Stadtverbandssprecher Christian Große. „Ich frage mich wozu, wenn man dort nicht weiterkommt.“ Potsdam lade seine Probleme einfach bei den Nachbarn ab – auch auf Kosten der Umwelt. Denn Fahrzeiten von einer dreiviertel Stunde von Werder nach Potsdam seien auch der Luftreinheit nicht zuträglich. Große: „Man will weniger Schadstoffausstoß und bekommt mehr.“

Immerhin: Zum Montag haben Potsdams Verkehrslenker die Schwielowseer Verwaltungsfachleute zur Unterredung in die Landeshauptstadt eingeladen. Hoffentlich haben sie Grün. Henry Klix

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