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Potsdam-Mittelmark: Angriff auf die Westernstadt

Projektentwickler am Teufelssee wehren sich gegen Vorwürfe, illegal zu bauen und Mittel zu veruntreuen

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Projektentwickler am Teufelssee wehren sich gegen Vorwürfe, illegal zu bauen und Mittel zu veruntreuen Nuthetal - Im Sommer, so die Pläne des Potsdamer „bambus“-Vereins, kommt der Wilde Westen am Teufelssee an. Im Juli soll ein Teil der ehemaligen Touristenstation als Westernstadt mit zunächst 40 Betten eröffnet werden. Scharf geschossen wird allerdings schon jetzt. Vor einigen Wochen ging eine anonyme Anzeige bei Krimininalpolizei, Bauaufsicht, Jugendamt und dem Nuthetaler Liegenschaftsamt ein. Darin wird der „bambus“ e.V. schwer unter Beschuss genommen. Fehlende Baugenehmigungen, illegale Materialentsorgung, Zweckentfremdung von Mitteln aus Arbeits- und Sozialprogrammen, Missbrauch von Steuergeld und chaotische Zustände auf dem Areal mitten im Landschaftsschutzgebiet – so die Breitsalve an Vorwürfen gegen den Verein. „Nichts davon ist wahr“, versichert Detlef Killat vom „bambus“-Verein, der am Mittwochabend ins Gasthaus „Rehbrücke“ eingeladen hatte, um die Vorwürfe zu entkräften, die inzwischen auch in der Öffentlichkeit Gesprächsthema sind. Doch nur zwei Laubenpieper aus der Gartensparte, die in unmittelbarer Nachbarschaft der künftigen Westernstadt liegt, waren gekommen. Ihnen erklärte Killat, dass „es im Moment wirklich chaotisch aussehe und schwer sichtbar ist, dass viel geschafft wurde“. Tatsächlich ist von den ehrgeizigen Plänen mit 150 Übernachtungsplätzen und Wildwest-Romantik nichts zu sehen. Kaum Geld und wenig Leute sind die Gründe, weshalb „wir es nicht schaffen, bis zum Sommer die komplette Westernstadt zu eröffnen“, so Killat, der gesteht: „Wir haben es uns einfacher vorgestellt.“ Als der Verein vor drei Jahren die ehemalige Touristenstation von der Stadt Potsdam mietfrei übernahm, was es Bedingung, dass die Sanierung des Komplexes und der Umbau ohne öffentliche Zuschüsse resalisiert werden. Daher hätten auch keine Mittel aus Arbeits- oder Sozialprogrammen missbraucht werden können, weist Killat die Anschuldigung zurück. Lediglich mit Muskelkraft der Vereinsmitglieder und einer großzügigen Spende der Sparkasse seien die bisherigen Arbeiten geleistet worden. Für den Wandel der in den 60er Jahren gebauten Touristenstation in ein Westernfort mit Blockhütten und Salon nutzt der „bambus“-Verein Baumaterial, das vor zwei Jahren beim Abriss der Baracke des Potsdamer Finanzamtes in der Treskowstraße anfiel und von Gutachtern zur Wiederverwertung freigegeben wurde. Nach dem Vorwurf, es würden bedenkliche Materialen verwendet, habe die Kriminalpolizei die Gutachterprotokolle überprüft und keine Verfehlungen festgestellt, so Killat. Für die Entsorgung von Asbest, der beim Umbau der alten Bungalows anfiel, sei der Verein von den Behörden beauftragt worden, Angebote von Fachfirmen einzuholen. Auch das sei geschehen, versichert Killat. Für die bisherigen Arbeiten habe es keine Baugenehmigung bedurft, widerspricht er dem Vorwurf des illegalen Bauens. Lediglich für die nächsten Vorhaben – mit einer Mainstreet soll ein Teil des Areals komplett neu bebaut werden – müsse ein Bauantrag gestellt werden. Ganz so unkritisch sieht man es in der zuständigen Bauaufsichtbehörde des Belziger Landratsamtes nicht. Auch für die bisherigen Arbeiten hätte nach Ansicht von Sachbearbeiterin Dornbusch eine Baugenehmigung erteilt werden müssen. Wenn ein Bauantrag für die weiteren Vorhaben vorliegt, werde geprüft, ob eine Genehmigung erteilt werden kann. Mit seiner Einladung zu einem öffentlichen Gespräch wollte der Verein sein Wirken am Teufelssee „transparent“ machen. Man hatte gehofft, auf denjenigen zu treffen, der mit seiner Anzeige Besuche der Polizei, des Bundesgrenzschutzes und der Baukontrolleure in den Ravensbergen ausgelöst und den Verein ins Zwielicht gebracht hat. Wegen der geringen Resonanz auf die – allerdings sehr späte – Einladung will man die Runde wiederholen. Gleichzeitig behält sich Killat vor, wegen Verleumdung Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Seit drei Jahren bemühe sich der Verein, in dessen Trägerschaft auch das Potsdamer Jugendgästehaus „Siebenschläfer“ und der Jugendklub „Nowawes“ im Zentrum Ost sind, die einstige Touristenstation in Bergholz-Rehbrücke zu erhalten. Durch die Angriffe „wird den Vereinsmitgliedern der Mut genommen, weiterzumachen“, bedauert Killat. Verärgert ist auch Ilka Simm von der Waldschule in den Ravensbergen, die den „bambus“-Verein unterstützt; gemeinsam will man Freizeitangebote für Kinder und Familien in der Westernstadt organisieren. Unterschrieben wurde die anonyme Anzeige von den „Naturfreunden vom Ravensberg“. Diesen Namen beanspruchen die Waldschüler bislang für sich. Wegen „Rufmord“ erwägt Simm nun selbst eine Anzeige. P. Könnicke

P. Könnicke

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