Potsdam-Mittelmark: Angst um die grüne Oase
Baupläne: Kleingärtner in Teltow sind verunsichert
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Baupläne: Kleingärtner in Teltow sind verunsichert Von Kirsten Graulich Teltow - Rosen ranken auf Torbögen, neben den letzten Erdbeeren wachsen Salatköpfe. Es ist ruhig in der Seehofer Kleingartenanlage „Lessinggraben“ bis auf das surrende Geräusch von Sprühdüsen, die die Gärten bewässern. Doch die Idylle trügt. Seit die Kleinpächter der 50 Parzellen aus der Zeitung erfuhren, dass ihre Gärten vermutlich einer Wohnbebauung weichen sollen, breitete sich Unruhe in der grünen Oase am Stadtrand aus. Der neue Eigentümer Kurt Breitenstein will auf einem Areal von 42000 Quadratmetern, zu denen auch die angrenzende Koppel zählt, Wohnhäuser mit jeweils 225 Quadratmetern Wohnfläche errichten lassen (PNN berichteten). Zwar weist der Flächennutzungsplan das Gebiet als Wohnbaufläche aus, aber ein Bebauungsplan ist erforderlich für dieses Areal, das bislang noch zum Außenbereich zählt. Im jüngsten Bauausschuss zog Breitenstein vorerst seine Pläne zurück, da die Stadtverordneten sie als überdimensioniert werteten. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass es in Teltow bereits genügend Flächen für Wohnbebauung gebe, deren Vermarktung aber nur stockend vorangehe. Bedenken hegen sie aber vor allem, weil sie Auseinandersetzungen mit den Kleingärtnern befürchten. Zwar erklärte der Eigentümer dem Gremium, dass es bereits Gespräche mit der Vorsitzenden der Sparte gab, in denen er zusicherte, dass die jetzigen Nutzer Grundstücke kaufen könnten, um dort Häuser zu bauen. Aber der Ausschuss pochte darauf, dass erst mit allen Nutzern gesprochen wird, ehe weiter über das Projekt diskutiert werde. Doch die Mitglieder der Kleingartensparte Lessinggraben sind überrascht von Breitensteins Äußerungen, bisher habe er mit ihnen über seine Pläne nicht gesprochen, auch nicht mit der Vorsitzenden Brigitte Vieweg. Erst aus der Zeitung erfuhren alle von dem Bauprojekt: „Sonst hätten wir doch vor fünf Wochen gar nicht mehr die Umzäunung des Parkplatzes vor dem Eingang bauen lassen“, die Vorsitzende. Enttäuscht sind sie hauptsächlich, weil ihnen der Eigentümer noch im August letzten Jahres versichert habe, es könne alles bleiben, wie es ist. „Er hatte damals alles besichtigt, war sehr angetan und lobte die Anlage“, erinnert sich Frau M., die wie die meisten seit 16 Jahren eine Fläche von rund 400 Quadratmetern gepachtet hat. Als die Wende kam, waren alle verunsichert, sagt sie und deshalb fragten viele bei der Stadtverwaltung nach, um sicher zu gehen, ob sie auch auf ihren Parzellen bleiben können. Immer wieder habe das Bauamt gesagt, dass sie bleiben können, die Fläche werde nicht bebaut. So auch Familie K. aus Berlin, die erst 1994 Mitglied wurde. Zuvor hatte das Ehepaar dreimal einen Garten in Berlin aufgeben müssen. Diesmal wollten sie ganz sicher gehen und erkundigten sich bei der Stadt. „Hier sei es sicher, wurde uns damals von der Verwaltung gesagt“, erzählt Frau K., die seinerzeit einen Pachtvertrag mit der Stadt unterschrieb. Das Land, das früher als Acker von der LPG genutzt wurde, hätten sie zum Teil mit der Spitzhacke erst urbar machen müssen, erinnert sie sich. Gegenwärtig ist es für sie und ihren Mann unvorstellbar, ihre grüne Oase aufgeben zu müssen und mit Blick auf den Nachbargarten meint sie: „Hier sind auch viele junge Familien mit Kindern, die würde es besonders hart treffen.“ Nun habe Herr Breitenstein angekündigt, die Spartenmitglieder am 15. Juli offiziell über seine Pläne zu informieren. Über die Brisanz des Bauprojektes ist sich auch Bürgermeister Thomas Schmidt klar: „Man kann einem Eigentümer zwar nicht vorschreiben, wie er mit seinem Eigentum umzugehen hat, aber in Vorabgesprächen mit Herrn Breitenstein haben wir deutlich gemacht, wie wichtig das Gespräch mit den Kleingärtnern ist.“ Keinesfalls wolle die Stadt, dass nach dem Thema mit den Sabersky-Grundstücken nun ein weiterer Brennpunkt entfacht werde, so Schmidt.
Kirsten Graulich
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